Weltladen ist aus der Lessingstraße gezogen und hofft auf mehr Kunden Bereicherung für Fußgängerzone

Der Weltladen ist in die Fußgängerzone in Neu-Isenburg gezogen. Inhaberin Ute Marschalk (links) am Tag der Neu-Eröffnung mit Hannelore Kaus-Schwoerer und Robert Schüler. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Die Verblüffung ist Ute Marschalk anzuhören. Die Betreiberin des Weltladens und Vorsitzende des Trägervereins sagt eine Woche nach der Neueröffnung des Einzelhandelsgeschäfts in der Neu-Isenburger Fußgängerzone: „Der Start war bombastisch. Und auch in der ersten Woche haben wir deutlich mehr Umsatz gemacht.“

Selbstverständlich ist das nicht, wenn ein Laden seinen Standort einen Block weiter südlich verlegt und plötzlich in einer anderen, vielversprechenden Welt ankommt. Denn langfristig geplant war dieser Schritt nicht.

Alles begann im vergangenen Winter, als sich in der Stadt herumsprach, dass Karin und Wolfgang Baumann ihren Schreibwarenladen in der Bahnhofstraße zum 31. Januar schließen würden. Fast 60 Jahre wurden an diesem Standort mit der offiziellen Adresse Ludwigstraße 95 Papierwaren verkauft. Allerdings schrumpften in den vergangenen Jahren die Umsätze, immer weniger Menschen frequentierten den Laden.

Zu diesem Zeitpunkt führte Ute Marschalk noch die Geschäfte in der Lessingstraße 3. Sie erkundigte sich bei Baumanns und deren Vermieter, ob der Weltladen die Räume des Schreibwarenladens übernehmen könnte. Im zweiten Schritt stellte sie eine Kalkulation für den möglichen neuen Standort auf und informierte den Vorstand des Weltladen-Vereins. Sie überzeugte und holte sich grünes Licht für den Umzug.

Marschalks Argument hatte offenbar Gewicht: So könne der Weltladen aus seiner Nischen-Existenz in der vergleichsweise unscheinbaren Lessingstraße heraustreten und zugleich mehr Produkte auf größerer Fläche feilbieten. „Wir haben jetzt 40 Quadratmeter mehr. Damit haben wir unsere Verkaufsfläche verdoppelt“, erklärt Marschalk.

Fortan wird der Weltladen sein Sortiment von fair gehandelten Produkten aus sich entwickelnden Ländern des Südens ausweiten. „Wir werden unseren Non-Food-Bereich ausbauen. Dazu gehören auch Geschenkartikel, zum Beispiel Keramikgeschirr aus Südafrika oder Teppiche aus Burkina Faso“, erläutert die Vereinsvorsitzende. Künftig solle es mehr Geschenkartikel und Kunsthandwerk, aber auch Textilien geben.

T-Shirts und Schals werden in Zukunft im Sortiment zu finden sein. Das bisherige Modeschmuck-Angebot wird um Produkte aus Peru und Mexiko ausgeweitet. Lebensmittel aus nachhaltiger und verantwortungsbewusster Herstellung stehen nach wie vor in den Regalen: Gewürze, Tees, Kaffee oder auch Öle. „In dem großen Verkaufsraum wirkt das Sortiment aufgeräumter und übersichtlicher. Die Kunden haben mehr Platz, sich zu orientieren“, erzählt sie.

Inzwischen beobachtet sie mehr Laufkundschaft. Der Laden mit den farbenfrohen Produkten und dem orangefarbenen Schild zieht wohl mehr Aufmerksamkeit auf sich. Noch bremst sie ihre Euphorie. Denn Ute Marschalk weiß, so gut wie in den vergangenen Tagen wird das Geschäft in der Bahnhofstraße künftig nicht jeden Tag laufen.

Dass dem jetzigen Anfang gleichwohl ein besonderer Zauber innewohnt, so wie es Hermann Hesse in seinem Gedicht „Stufen“ formuliert hat, das wird sie nicht abstreiten. „Am ersten Samstag haben wir zehnmal mehr Umsatz gemacht als früher. Ich denke, wir haben alles richtig gemacht.“

Von Kai Schlichtermann

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