325-JAHR-FEIER Party in den Gassen und Festakt in der Hugenottenhalle Die Altstadt und Europa gefeiert

Passende Geschenke zur Fußball-Europameisterschaft gab es für die Gäste aus den Partner-Kommunen. Von links: Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein, Simonetta Bardini (Chiusi), Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner, Bernd Hopf (Weida), Brenda Link (Dacorum Borough), Francois Driol (Andrézieux-Bothéon), Gérard Dubois (Veauche), Christian Flammer (Bad Vöslau) und Erster Stadtrat Stefan Schmitt. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Neu-Isenburg hat am Wochenende einen ersten Höhepunkt der 325-Jahr-Feiern erlebt: Neben dem traditionellen Altstadtfest, das diesmal Jubiläumscharakter hatte, gab es am Samstagabend als offiziellen Akt mit den verschwisterten Kommunen ein Europafest in der Hugenottenhalle. Hier waren die Delegationen aus den französischen Andrézieux-Bouthéon und Veauche, der österreichischen Partnerstadt Bad Vöslau, dem englischen Dacorum, sowie dem italienischen Chiusi und natürlich der thüringischen Stadt Weida vertreten. Mit Unterzeichnung der Urkunden wurde die Verschwisterung offiziell noch einmal besiegelt, ein buntes Rahmenprogramm von Akteuren aus den verschwisterten Kommunen rundete den Abend ab. Dann steuerten alle das Altstadtfest an.
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Am Freitagabend, kurz vor der offiziellen Eröffnung des Altstadtfestes durch Neu-Isenburgs Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein (SPD) – war es allerdings verdächtig still auf dem Marktplatz im Alten Ort. Kein Ton war zu hören, weder von der Band „Pfund“ noch von DJ Max. „Ne, nicht schon wieder“, sagte Altstadtfest-Organisatorin Gordana Petkovic, die sich an den Stromausfall zum Weihnachtsmarkt an gleicher Stelle erinnerte. Aber genauso war es. „Na, dann werde ich mich wohl als Verkäufer auf dem berühmten Hamburger Fischmarkt betätigen müssen“, rief scherzhaft Bürgermeister Hagelstein von der Bühne und bat alle Gäste, doch etwas näher zu kommen. Just in diesem Moment wummerte es plötzlich aus allen Beschallungskörpern. Der Strom war zur rechten Zeit wieder da.

„Ich will es, bevor der Strom möglicherweise erneut ausfällt, ganz kurz machen. Kommt in die Altstadt zu unserem schönen Fest und lasst es krachen“, sagte Hagelstein. Das taten Musiker und Besucher, die Party ging bis spät in die Nacht.

Entsprechend ruhig war es am Samstagmorgen. Nur in der Fußgängerzone herrschte Treiben, denn neben dem Wochenmarkt stand die Eröffnung des neuen Weltladens auf dem Programm. Die Gäste aus Frankreich und Weida feierten mit dem Vorstand des Weltladens um Ute Marschalk sowie Bürgermeister Hagelstein den gelungenen Umzug von der Lessingstraße in die Fußgängerzone der Bahnhofstraße. „Wir haben hier nicht nur bedeutend größere Räumlichkeiten, sondern wollen auch zur weiteren Belebung der Fußgängerzone beitragen“, sagte Marschalk.

Später füllten sich die Gassen wieder. Insbesondere die „Kidszone“ im Hof von „Grate’n’Plate“ war bestens besucht. Interessante „Geschichtsfenster“ gab es im Stadtmuseum zu bewundern. Hier gab es Stationen zu zeitgeschichtlichen Epochen, bei denen die Akteure entsprechend ihrer Zeit gekleidet waren und den Lebensstil präsentierten. Im Rahmen der historischen Modenschau auf der Bühne des Marktplatzes zeigte Andreij Pfeiffer-Perkuhn mit seinen Darstellern die Kleiderordnung vom 12. bis zum 17. Jahrhundert.

Beim Europafest in der Hugenottenhalle – bestens moderiert von Miruna Costa – erlebten die mehr als 200 Gäste eine Mischung aus Offiziellem, Show-Beiträgen – und ein opulentes Büfett aus dem Hause „Tonino“. Hagelstein erinnerte an die Unterzeichnung der ersten Städtepartnerschaften mit Andrézieux-Bouthéon und Veauche, durch die damaligen Bürgermeister Pierre Desgrandes, Emile Pelletier und Ludwig Arnoul. „Heute wird Neu-Isenburg eine europäische Stadt“ hatte damals Arnoul verkündet, und er sollte recht behalten. 1975 folgte das englische Dacorum (damals noch Hemel Hempsteadt), 1978 Bad Vöslau, 1990 Weida und 2010 das italienische Chiusi. „Die Umsetzung der städtepartnerschaftlichen Idee der Bürgermeister von 1969 ist bestens gelungen“, sagte Hagelstein.

Aber auch kritische Bemerkungen fehlten nicht. „Die vergangenen Krisenjahre waren eine Herausforderung für Europa und seine Menschen. „Wir sind gefordert, gemeinsam zu handeln und Lösungen zu finden“, meinte Neu-Isenburgs Bürgermeister.

Auch sein Amtskollege François Driol aus Andrézieux-Bouthéon sagte: „Der Krieg klopft an die Tür, wir sind gefordert unsere Gemeinschaft und unsere Freiheit zu verteidigen.“ Gérard Dubois, Bürgermeister von Veauche: „Wir verpflichten uns weiterhin, die universellen Werte von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu fördern.“ Heinz Hopfe, Bürgermeister von Weida, verwies auf über die direkte Partnerschaft hinausgehenden Aktivitäten. „Für das Hilfsprogramm Brot für Beregovo wurde mit dem Verein in Neu-Isenburg unter der Leitung von Familie Loesch ein gemeinsamer Hilfstransport organisiert und von Weida aus in die Ukraine geschickt.“ Bürgermeister Christian Flammer aus Bad Vöslau zeigte sich besonders erfreut, dass die Partnerschaft mit Neu-Isenburg auf vielen Ebenen gelebt wird. „Der Friede fängt bekanntlich im Kleinen an, und wir können damit auch zu einer besseren Welt beitragen.“ Flammer verwies auf die Begegnungen vieler Vereine und die Beteiligung am Neu-Isenburger Weinfest, wo man alljährlich mit einem „Achterl Wein“ die Partnerschaft aufs Neue besiegelt.  lfp