Tag der offenen Tür im Wasserwerk Aus dem Brunnen bis in jeden Haushalt

Blick hinter die Kulissen: Christoph Pfaff, Abteilungsleiter Gas, Wasser, Fernwärme (links), stellte einer Besuchergruppe das Herz des Wasserwerks, die zentrale Wasserverteilung, vor. Bild: Postl

Neu-Isenburg – Man dreht den Wasserhahn auf und es läuft reinstes Trinkwasser ins Glas. Auch ein kleiner Dreh an der Mischbatterie im Bad genügt, um sich unter eine wohltemperierte „Urwalddusche“ stellen zu können. Und nicht anders ist es, wenn man ein Vollbad nehmen möchte. Selbst für die Toilettenspülung wird bestes Trinkwasser verwendet. Dass dies alles so ist, wie wir es gewohnt sind, dafür muss eine ganze Reihe von Vorbedingungen gegeben sein.

Welchen Aufwand die Stadtwerke Neu-Isenburg betreiben, damit das ganze Stadtgebiet von Neu-Isenburg, einschließlich Zeppelinheim und Gravenbruch, mit Trinkwasser versorgt werden kann, dies zeigte sich recht eindrucksvoll beim Tag der offenen Tür des Wasserwerks am Samstag. Aufgrund des Jubiläums „125 Jahre Stadtwerke Neu-Isenburg“ fiel das schon zur guten Tradition gewordene Angebot diesmal etwas größer aus.
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Zahlreiche Infostände zu Themen wie Umwelt und Energie, dazu ein großes Spieleangebot für die jungen Besucher sowie Speis und Trank bereicherten den Tag der offenen Tür des Wasserwerks an der Siemensstraße. Kaum hatten sich um 10 Uhr die Tore geöffnet, strömten auch schon zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Familien, auf das Gelände des Wasserwerks.

„Ich denke, eine lange Rede von mir wäre jetzt unangebracht. Wir wollen Sie lieber in entsprechend kleinen Gruppen zu einem Rundgang in unserem Wasserwerk einladen“, sagte Stadtwerke-Chef Kirk Reineke und gab den Staffelstab an Christoph Pfaff weiter. „Wir wollen die Gruppen so auf rund 20 Personen begrenzen, damit jeder auch etwas sieht – und mich vor allem versteht“, erklärte der Abteilungsleiter Gas, Wasser, Fernwärme bei den Stadtwerken Neu-Isenburg.

Erste Station war die Steuerungs- und Überwachungszentrale für das gesamte Wassernetz der Stadt, buchstäblich von der Quelle über die Aufbereitung und Verteilung bis in jeden Haushalt. „Wir gewinnen unser Trinkwasser ausschließlich aus Tiefbrunnen in 60 bis über 100 Metern Tiefe“, betonte Pfaff und verwies damit schon mal auf eine besondere Bezugsquelle. Aus zwei „Tiefenströmen“ wird in elf Tiefbrunnen das Rohwasser, das dem geologischen Gefälle vom Spessart bis in die Rheinebene folgt, „abgesaugt“. „Wenn wir das Wasser dem Boden entnommen haben, gelangt es über ein Rohrnetz zu uns ins Wasserwerk, wo es erst einmal verschiedene Aufbereitungsstufen durchläuft“, erklärte Pfaff.

Während bei der Oberflächenwassergewinnung entsprechende Verunreinigungen, die durch den Eintrag aus der Oberfläche ins Wasser gelangt sind, wieder entzogen werden, sind es bei den Tiefenbrunnen oft zu hohe Anteile an mineralischen Stoffen, die aus dem Tiefengestein gelöst werden.

„Wir haben mittlerweile vier Stufen, wobei drei Stufen als mechanische Reinigung durch entsprechende Filter vorgenommen werden“, so der Fachmann der Wasseraufbereitung. „Am Ende steht eine Reinigung mit einer UV-Anlage, die im Wasser enthaltene unerwünschte Mikroorganismen beseitigt“, erklärte Pfaff. So entsteht „PURaqua“ – das Qualitätssiegel des Wasserwerks. Das so gereinigte Wasser gelangt dann in die beiden „Vorratsbehälter“ mit jeweils vier Millionen Litern Fassungsvermögen oder in den Hochbehälter, der im Wald von Dreieich steht. Der durchschnittliche tägliche Wasserverbrauch je Haushalt liegt derzeit bei rund 130 Litern.

Hier kamen bereits die ersten Fragen auf: „Wie steht es um das Grundwasser generell, es hat doch viel geregnet?“, wollte jemand wissen. „Der Grundwasserspiegel hat sich etwas erholt, doch man muss wissen: Bis das Niederschlagswasser unsere Quellentiefe erreicht, dauert es Monate, wenn nicht Jahre. Wir werden den Effekt also erst viel später spüren“, erläuterte Paff. Auch Fragen zur Sicherheit der Wasserversorgung oder dem Wasserverbrauch wurden gestellt. „Wasser zu sparen ist immer eine gute Sache für die Umwelt. Und was die Sicherheit unserer technischen aber auch digitalen Infrastruktur betrifft, sind wir immer bemüht, den neuesten Stand der Technik zu haben“, betonte Pfaff.

So könne man innerhalb von Minuten auf eine chemische Verunreinigung reagieren.

Der weitere Gang durch einen kleinen Teil des Wasserwerks zeigte den Gästen das komplett erneuerte Rohrleitungssystem mit modernen Hochleistungspumpen, die auch bei einer Störung eine möglichst unterbrechungsfreie Wasserversorgung sicherstellen. „Gerade bei kritischen Einsätzen der Feuerwehr ist eine Versorgung der Hydranten zu gewährleisten“, nannte der Fachbereichsleiter Gas, Wasser, Fernwärme einen wichtigen Aspekt.

Auf dem Freigelände des Wasserwerks hatten Dienstleistungsunternehmen mit Bezug zu modernen Heizungsanlagen und Solarenergie die Möglichkeit, ihre Angebote zu präsentieren. Die Stadtwerke stellten etwa ihr Ökostrom-Projekte mit Solar-Energie vor.  lfp