„Bürgerinitiative Bergen-Enkheim“ nennt sich der Zusammenschluss – kurz: BI-BE. Die Kerngruppe besteht aus 20 Personen, eine jüngst gegründete Facebook-Seite hat allerdings schon mehr als 250 Mitglieder. Gegründet hat sich die Initiative unmittelbar nach der Sitzung des Ortsbeirats in der vergangenen Woche. Dort hatten Verkehrsdezernat und der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) den präferierten Trassenverlauf, eben jene Variante 1, aus der Machbarkeitsstudie vorgestellt, Fragen beantwortet und sich viel Kritik von den Bergen-Enkheimern angehört. „Die Empörung war riesig“, sagt Schulz.
Den politischen Kampf gegen das Projekt will die Initiative auf zwei Arten führen, sagt Ann Marie Welker. „Zum einen wollen wir die Stadtverordneten auffordern, dass die Variante 1 nicht verfolgt wird.“ Auch in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung wollen sie ihren Unmut über die Trassenführung ausdrücken. Zum anderen wolle die Gruppe Informationen zur RTO, der Machbarkeitsstudie und Gegenargumente sammeln.
„Uns wurde bislang nur eine Variante vorgestellt“, sagt Welker. Für eine kritische Auseinandersetzung mit allen Varianten sei das zu wenig. Sigrid Vetter hat für diese Kommunikation von RMV und Stadt kein Verständnis. „Wenn man schon eine Vorstellung macht, dann sollte man alle Varianten vorstellen.“
Vetter fürchtet, von der RTO direkt betroffen zu sein. Sie betreibt den letzten Milchviehbetrieb Frankfurts. Bei einem möglichen Trassenverlauf, den die Machbarkeitsstudie für ihre Berechnung zugrunde gelegt hatte, könnte eine Tunnelöffnung auf ihrer Kuhweide entstehen, die Gleise quer über ihren Hof am Gisisberg verlaufen. Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) betonte zwar immer wieder, dass der genaue Verlauf noch lange nicht feststehe. Vetter glaubt aber, dass jede andere Stelle für Trasse und Tunnelöffnung ungeeignet sei. Auch Schäfer Frank Buchenhorst sieht seinen Bickelhof von einen möglichen Trassenverlauf gefährdet.
An einem Tunnel durch den Berger Hang kritisiert die BI-BE zudem, dass die Kosten unkalkulierbar wären. „Der Hang besteht aus sich zu einander bewegenden Schichten“, sagt Welker. Wenn deshalb die Kosten für den Tunnel stiegen, wirke sich das negativ auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus. „Dann ist die Förderfähigkeit des Projekts fraglich.“
„Naturschutz gefährdet“
Ein zentrales Argument der Initiative ist der Naturschutz. Berger Hang und Enkheimer Ried gelten als Naturschutzgebiet „mit herausragender Bedeutung“, sagt Landwirtin Katja Sahler. Welker spricht vom „Ensemble aus Streuobstwiesen, Wald, Ried und Grüngürtel“. Der Stadtteil verlöre Erholungsgebiete und Sportflächen. Uwe Jocham, Vorsitzender des FC Germania Enkheim, ist zwar noch nicht Teil der BI, doch auch in seinem Verein habe man geschockt auf die RTO reagiert. „Wir dürfen wegen des Naturschutzgebiets keine Flutlichtanlage aufstellen, aber eine 22 Meter hohe Brücke soll in Ordnung sein?!“
Wegen einer möglichen Bahn-Brücke über das Riedbad und die Sportanlage fürchtet die BI, dass der Stadtteil beides verliert und dafür viel Lärm bekommt. Welker fragt, ob noch ein Rettungshubschrauber am Riedbad landen dürfte und ob der Sportbetrieb unter der Brücke nicht ein Risiko sei. Dazu wolle die BI weiter recherchieren. Und: „Wir werden kämpfen, so lange wir müssen“, sagt Welker.