Rebellischer Romantiker steht zu seinen Worten Konstantin Wecker begeistert erneut auf der Burgbühne

Die Ärmel hochgekrempelt – lässig und rebellisch zugleich – möchte Konstantin Wecker die Welt mit seinen Liedern besser machen. Foto: Schäfer

Dreieich (chs) – Romantiker oder Anarchist? Konstantin Wecker ist beides. Und dazu steht er. Dass er seine „grundsätzlich anarchistische Einstellung“ im Laufe seiner Karriere nicht eingebüßt hat, will er mit dem Lied „Das macht mir Mut“ gleich zu Beginn des Konzertes unter Beweis stellen.

Erstmals veröffentlicht 1982, steht Konstantin Wecker nach wie vor zu den Textzeilen – Wort für Wort: „Und wenn dir was weh tut, dann musst du schrein.“ Ja, seine Meinung in die Welt tragen, das kann Konstantin Wecker – und die Kritik seiner Gedanken-Gegner steckt er dafür auch gern ein.

Mit dem Programm „Revolution“ war der Münchener mit seiner Band am Freitag der vergangenen Woche bei den Burgfestspielen in Dreieichenhain zu Gast. Und wieder wird deutlich, man muss die Stimme nicht immer laut erheben, wenn man was zu sagen hat. Konstantin Wecker schickt seine Nachricht auch in den leisen Tönen in die Welt heraus. Es sind die Wort die zählen.

„Trag nie eine Uniform“

Was ihn besonders bewegt, ist das „schreckliches Ausmaß“ an Fremdenhass, und dass dieser nach wie vor besteht. Das zeigt sich unter anderem bei „Vaterland“. Und er appelliert an seine Söhne: „Trag nie eine Uniform“. Das spontane Klatschen aus dem Publikum zeigt, Wecker ist nicht alleine mit seiner Bitte. Der Wunsch des Künstlers: Eine friedvolle Welt, in der man hilft, wem es schlechter geht.

Klar bringt Wecker in seinem Programm zum Ausdruck, dass er auch weiterhin zur Willkommenskultur steht. Noch nie sei er so wie in diesem Jahr für seine Einstellung beschimpft worden, sagt Wecker und sitzt mit traurigem, aber dennoch überzeugten Blick am Flügel. Konstantin Wecker singt mal laut, mal leise – mal mit ruhiger und zärtlicher Stimme, mal mit forderndem Klang. Unterstützung bekommt er von seiner fabelhaften Band mit Fanny Kammerlander, Jo Barnikel, Severin Trogbacher, und Jens Fischer.

Seine Lieder erreichen das Publikum

Konstantin Wecker erzählt aus seinem Leben, berichtet von seinem Vatersein, aber auch das Älterwerden spielt eine Rolle. Und so singt er mit „Weil ich dich liebe“ ein „Liebeslied eines gereiften älteren Herrn“. Seine Lieder erreichen das Publikum. Und überhaupt, die Besucher teilen seine Worte und machen dies immer wieder durch lang anhaltenden Applaus deutlich. Vor jedem Beitrag richtet Konstantin Wecker persönliche Worte an das Publikum und schafft damit eine besondere Nähe. Kein Wunder, dass die Festspielbesucher seiner Aufforderung gern folgen, in das Lied „Die Gedanken sind frei“ einzustimmen. Konstantin Wecker ist begeistert: „Ich kann Gotthilf Fischer immer mehr verstehen.“

Die Songs des Liedermachers, Komponisten und Schauspielers regen zum Schmunzeln an, aber noch viel mehr zum Nachdenken – sie haben eine sozialkritische Nachricht. Dies kann in rockiger Variante geschehen, im melancholischen Gewand, aber auch durch flotte lateinamerikanische Rhythmen. Die Lieder von Wecker lassen sich eben nicht in eine Schublade packen, genauso wenig wie der Künstler selbst. Mit „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“, „Damen von der Kö“, „Anna“ oder dem „Waffenhändler Tango“ zeigt der Liedermacher seine ganz eigene Welt auf. Zwar von einem Gewitter unterbrochen, formuliert Wecker seinen Wunsch zum Konzertende: „Rückt zusammen!“