Stadtweit 900 Interessenten für Schrebergärten / Warteliste geschlossen Kleingärten? Fehlanzeige!

Rar gesät sind Kleingärten in Mittelbuchen, wie hier Am Simmichborn – dabei ist die Nachfrage groß. Bild: K. BIEHL

Hanau-Mittelbuchen – Wer in Hanau einen Kleingarten sucht, dem kann wenig Hoffnung gemacht werden. Über 900 Interessenten standen bis vor einem halben Jahr auf der städtischen Warteliste. Doch weil die Chance auf Erfolg so gering war, hat sich die Stadt dazu entschlossen, die Bewerberliste einzustellen. Und auch das Online-Formular zur Interessensbekundung wurde gelöscht.

„Wir wollen keine falschen Hoffnungen mehr machen. Denn wir können diese Nachfrage einfach nicht bedienen“, so Bettina Eagleson vom Amt für Grundstücke und Geoinformation. „Bis es für die Wartenden zu einer Zuteilung gekommen wäre, hätte es im Schnitt 20 Jahre gedauert.“

Eagleson, der in ihrem Amt die Betreuung sämtlicher städtischer Grundstücke obliegt, war zu Gast beim Mittelbuchener Ortsbeirat. Hintergrund für ihren Besuch war eine Anfrage an den Magistrat (SPD-Antrag), der unter anderem die verfügbaren Areale an Kleingärten im Stadtteil prüfen sollte. Denn in Mittelbuchen herrscht – nicht erst seit Corona – eine große Nachfrage. „Im Amt sind uns aktuell keine Pachtmöglichkeiten bekannt. Aber es gab bei uns in den vergangenen fünf Jahren auch keine Nachfragen nach einem Garten in Mittelbuchen“, so die Antwort seitens der Stadt. Lediglich acht städtische Gartenparzellen gibt es in dem Stadtteil, sie befinden sich in der Straße Am Simmichborn – alle sind verpachtet, und das schon seit sehr langer Zeit.

Stadtweit, so informiert die Amtsleiterin, würden zwei bis drei Gärten im Schnitt pro Jahr von den Pächtern an die Stadt zurückgegeben, vorwiegend aus Altersgründen. Aber es fielen auch Kleingärten weg, wenn die Stadt den Pachtvertrag selbst aufkündigt, beispielsweise wegen Neubaugebieten. „Diesen Kleingärtnern muss dann Ersatz geboten werden. Also kommt alles, was zurückgegeben wird, in die Ersatzangebote. Würde in Mittelbuchen ein Garten zurückgegeben, wäre dies ebenso“, so Eagleson. 600 Gartenparzellen gebe es seitens der Stadt, darüber hinaus zudem die in den Kleingartenvereinen, die ihre einzelnen Parzellen selbstständig verwalten.

Doch wie nun für Mittelbuchen Abhilfe schaffen? „Wäre es denkbar, neue Gärten zu schaffen, wenn wir eine landwirtschaftliche Fläche dafür nutzen?“, regte Ortsvorsteherin Caroline Geier-Roth (SPD) an. Das bezeichnete Eagleson mit Verweis auf die Regionalplanung, die nicht ohne Weiteres geändert werden kann, als „schwierig bis unmöglich“. Zudem benötige es dafür einen Bebauungsplan, man müsse mit Konflikten mit Landwirtschaft und Naturschutz rechnen. „So etwas muss politisch entschieden werden. Dafür ist das Stadtplanungsamt zuständig.“

Geier-Roth machte auf eine Fläche zwischen Kilianstädter Straße und der Straße Hinter dem Hain aufmerksam, die sich in städtischem Besitz befindet und ursprünglich einmal als Kita-Standort vorgesehen war. Dazu wolle sie bei der Stadt nachhören.

Als eine schnellere und niedrigschwelligere Möglichkeit sieht Eagleson, eine Fläche für den reinen Gemüseanbau zu schaffen, nicht eingezäunt und ohne Gartenhaus.

„Ein Areal, auf dem ein Landwirt seinen Acker zur Verfügung stellt, so wie in Niederdorfelden“, beschrieb Geier-Roth, die überlegte, ein solches Projekt mit den Ortslandwirten angehen zu können. Eagleson brachte zudem die Idee für ein Urban-Gardening-Projekt auf einem zentralen Grundstück aufs Tableau, „mit dem Grundgedanken einer solidarischen Vereinsgemeinschaft.

Von Kerstin Biehl