Verein Klatschmohn veranstaltet Handwerkermarkt Authentische Zeitreise

Artisten auf der Wiese im Klosterhof sind nur ein Teil des umfangreichen, historischen Rahmenprogramms abseits der vielen Stände des Zunft- und Handwerkermarkts. 2 Bild: klatschmohn

Seligenstadt – Die Nervosität im Vorstand des Seligenstädter Vereins Klatschmohn steigt. „Ich bin ganz unruhig, hier zu sitzen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Birgit Malsy-Grimm „Es ist noch so viel zu tun.“ In knapp zwei Wochen, am letzten Mai-Wochenende, 25. und 26. Mai, erwartet der Verein wieder 10 000 Besucher zum Zunft- und Handwerkermarkt im ehemaligen Seligenstädter Kloster.

Alle zwei Jahre findet der historische Markt im Klosterhof und den Räumen der ehemaligen Benediktinerabtei statt. Der Abstand ist bewusst gewählt, immerhin beträgt allein die Vorbereitungszeit für das Markttreiben rund ein Jahr. Kurz vor dem Start arbeitet der Vorstand des knapp 100 Mitglieder zählenden Vereins auf Hochtouren. Viel ist noch zu erledigen bis zur Eröffnung durch das traditionelle Zunftspiel am Marktsamstag: „Wir müssen noch plakatieren, die Materialien sichten, Programmhefte drucken, die Packliste für die Teilnehmer ausgeben“, zählen Malsy-Grimm, Vorsitzende Barbara Helf und Anja Kops auf.

Letztere ist als technische Marktleitung für den Auf- und Abbau zuständig. Mehr als 100 Händler und Künstler kommen zum Zunft- und Handwerkermarkt auf das Klostergelände. Drei Tage lang baut der Verein unter Kops’ Anleitung dafür auf. Auch mit Unterstützung von Handwerkern und Helfern, die nicht Mitglied von Klatschmohn sind. Allein drei Ordner umfasst der Lageplan des Vorstands, der unter anderem detailliert die Wasser- und Stromanschlüsse auf dem Klostergelände enthält.

Der Aufwand, den Verein und Helfer im Vorfeld betreiben, ist am Markt selbst für die meisten Besucher kaum noch zu sehen. Denn vieles, was den Zunft- und Handwerkermarkt letztlich so authentisch erscheinen lässt, läuft im Hintergrund ab. Alles, damit die Besucher das Gefühl einer Zeitreise in die Ära der Kaufmannszüge, fahrenden Händler und Scholare bekommen.

Es ist kein klassischer Mittelaltermarkt, den der Klatschmohn im Kloster präsentiert. Schon allein deshalb, weil der Fokus eben auf der Zeit um 1750 liegt. Auch Kleidung und Speisenangebot – vom Schmandbrot über Kartoffelsuppe mit Blutwurst bis zu Kartäuserklößen mit Holundersoße – sind daran angelehnt. „Wir achten darauf, dass alles zum Ambiente passt“, sagt Barbara Helf.

Gleichzeitig hebt sich der Zunft- und Handwerkermarkt auch deshalb von anderen ab, weil er nicht rein kommerziell ist. „Es ist uns wichtig, dass die Menschen an den Ständen zeigen, was sie anfertigen“, erklärt Barbara Helf. Ob bei Spinner, Seilweber, Zinngießer, Salzsieder, Hufschmied, oder den Zimmerleuten – überall bekommen die Besucher einen Einblick in die Arbeit von Handwerkern und Händlern Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine Standgebühr zahlen die Händler, die etwas vorführen, nicht. „Wenn sie hier auf ihre Kosten kommen, ist es gut. Wenn das nicht klappt, erstattet der Verein ihnen die Auslagen“, sagt Helf.

Auch finanziell ist der Markt für den Klatschmohn also ein großer Aufwand. Die Ausgaben lägen im oberen fünfstelligen Bereich, so die Vorsitzenden. Weil der Anbieter sich zur Ruhe setzt, muss der Verein in diesem Jahr beispielsweise auch die Hütten kaufen, die sonst nur geliehen wurden. „Wir können hier keine normalen Weihnachtsmarkt-Buden nehmen. Die Hütten sind genau an den Anlass angepasst“, erklären die Organisatorinnen. Das Geld, das der Verein während des Marktes – auch durch eigene Stände – verdient, wird nicht nur in künftige Veranstaltungen investiert. Seit 1992 fördert der Verein auch den Erhalt der ehemaligen Benediktinerabtei. Rund 50 000 Euro hat er über die Jahre dort investiert, zuletzt unterstützte er beispielsweise den Bau des neuen Mühlrads.

Um Projekte wie dieses auch weiterhin fördern zu können, sei ein erfolgreicher Zunft- und Handwerkermarkt essenziell, betonen die Organisatorinnen von Klatschmohn. Dabei steht und fällt das Ganze mit dem Wetter. Bis der Markt seinen Abschluss findet, dürfte die Nervosität im Klatschmohn-Vorstand also bestehen bleiben.

Von Laura Oehl

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