Neue Ausstellung: „Es lebe die Malerei!“ Werke von Matisse und Bonnard im Städel betrachten

Der reich illustrierte, 240-seitige Katalog, der zur Ausstellung erschienen ist. Foto: Faure

Sachsenhausen (jf) – „Es ist eine Ausstellung für die Seele“, bemerkte ein Besucher auf dem Rundgang durch die Exposition im Städel Museum. In der Tat ist die Schau eine besondere, sie stellt herausragende Werke – rund 120 Gemälde, Plastiken, Zeichnungen und Grafiken – von Henri Matisse (1869 bis 1954) und Pierre Bonnard (1867 bis 1947) gegenüber, ermöglicht so einen nachvollziehbaren Dialog zwischen zwei bedeutenden Vertretern der französischen Moderne. Fotografien von Henri Cartier-Bresson, der die Malerfreunde 1944 in ihren Landhäusern in Vence und Le Cannet besuchte, nur 30 Kilometer voneinander entfernt an der französischen Riviera gelegen, ergänzen die Ausstellung.

Die Werke, hochkarätige Leihgaben aus internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen, sind thematisch geordnet auf zwei Ebenen zu sehen. Im Untergeschoss eröffnet ein fotografischer Prolog die Schau. Selbstporträts und Bilder, die beide Künstler voneinander besaßen, das Thema Interieur sowie der 62 Schriftstücke umfassende Briefwechsel sind zu betrachten. Hier findet der Besucher auch jene Karte von Matisse an Bonnard vom 13. August 1925 aus Amsterdam: „Es lebe die Malerei!“ Dieser Gruß begründete die Brieffreundschaft und wurde zum Titel der Ausstellung.

„Henri Matisse und Pierre Bonnard sind in unserer Sammlung mit zwei großartigen Gemälden vertreten: einem Akt von Bonnard („Liegender Akt auf weißblau kariertem Grund“, 1909) und einem Stillleben von Matisse („Blumen und Keramik“, 1913). Darauf aufbauend eröffnet unser diesjähriges Ausstellungshighlight ein visuelles Wechselspiel zwischen den Künstlern, deren gegenseitiger Einfluss bei vergleichender Betrachtung unverkennbar zum Vorschein kommt“, sagte Städel-Direktor Philipp Demandt.

Landschaft und Natur im Obergeschoss

Im Obergeschoss werden zunächst Landschaft und Natur thematisiert. Der Besucher läuft auf einen sommerlich-heiteren Garten zu, „Die Familie Terrasse“ von Bonnard. Eine Familie vermittelt eine harmonische Situation, befindet sich im Einklang mit Pflanzen und Tieren, ist einander zugewandt und hat gleichzeitig Raum für Individuelles.

Dreht man sich um, wird man von flirrender Farbigkeit in Rosé und Blau-Türkis gefangen. „Die sonnige Terrasse“ von Bonnard, ein extremes Querformat, zieht den Besucher ins Bild. Matisse, der das unfertige Gemälde bei Bonnard sah, schrieb in einem Brief an seinen Freund: „Ich habe Ihre Arbeit genau in Erinnerung behalten. Nie zuvor habe ich sie als so geschlossen empfunden, und die Dekoration mit der Fläche aus Rosensträuchern sehe ich noch ganz deutlich vor mir, sie gefällt mir sehr.“

Stillleben und Akt sind auch dabei

Die Themen Stillleben und Akt schließen sich an. Während Bonnard seine Frau Marthe auf fast 400 Gemälden verewigte, stehen bei Matisse oft Haremsdamen, Odalisken, im Zentrum. Daneben arbeitet er mit Modellen. Ein weiteres Kapitel ist dem 1947 veröffentlichten Künstlerbuch „Jazz“ von Matisse, bestehend aus 20 Blättern, sowie Zeichnungen der beiden Künstler gewidmet.

„Lange Zeit war Pierre Bonnard als ein spätes Schlusslicht des Impressionismus verkannt, als komplett aus der Zeit gefallener Maler des Glücks. Erst in den letzten Jahren hat man begonnen, sich auch verstärkt mit den Brüchen, Spannungen und Inkongruenzen in seinem Werk auseinanderzusetzen“, erläuterte Kurator Felix Krämer. „Entsprechend ihrer engen Freundschaft war es uns wichtig, beide Maler als gleichberechtigte Dialogpartner zu zeigen und einen Rahmen zu schaffen, in dem ihr intensiver Austausch zum Tragen kommt“, ergänzte Ko-Kurator Daniel Zamani. Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Programm begleitet und ist bis zum 14. Januar zu sehen. Einen ersten Einblick vermittelt das Digitorial auf www.staedelmuseum.de.