Von der Laufmaschine zum Deutschsommer Polytechnische Gesellschaft setzt sich ein

Schriftführer Ekkehardt Sättele (von links), Präsident Walther von Wietzlow, Stellvertreterin Dr. Birgit Sander und Schatzmeister Johann-Peter Krommer. Foto: Sebastian Schramm / p

Frankfurt (jf) – Als am 24. November 1816 junge, fortschrittliche Frankfurter Bürger um den Mathematiker und Physiker Johann Heinrich Poppe die Polytechnische Gesellschaft gründeten, wollten sie durch ihr Engagement die Stadt mitgestalten. An diesem Ziel hat sich bis heute nichts geändert – allerdings gehören zu den gegenwärtig über 320 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern auch Frauen. Bereits 1835 wurde die erste Frau, Cornelie Charlotte Nies, aufgenommen.

Schon 1817 wurde als erstes Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft die Sonntagsschule für Lehrlinge und Gesellen gegründet. In 200 Jahren sind mehr als 50 Bildungseinrichtungen sowie soziale und kulturelle Institutionen entstanden. Die Polytechnische Gesellschaft hat heute sieben Töchter: die 1837 ins Leben gerufene Stiftung für Blinde und Sehbehinderte; das im gleichen Jahr geschaffene Institut für Bienenkunde; die 1846 errichtete Wöhler-Stiftung – der Tierarzt, Agrarwissenschaftler und Pädagoge August Anton Wöhler prägte fast 30 Jahre lang die Geschicke der Polytechnischen Gesellschaft; den 1877 gegründeten Kunstgewerbeverein; das 1957 errichtete Kuratorium Kulturelles Frankfurt; den 1959 etablierten Verein zur Pflege der Kammermusik und zur Förderung junger Musiker und die 2005 errichtete Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Schon 1818 lud die Polytechnische Gesellschaft zu ihren ersten öffentlichen Vorträgen ein. Karl Drais sprach beispielsweise über die Laufmaschine. Noch heute ist eine seiner vielen Erfindungen – die nach ihm benannte Eisenbahn-Draisine – ein beliebtes Hilfsfahrzeug auf Schienen. Als 1822 der Bienenkorb zum Zeichen der Polytechniker wird, der Schriftzug „Die Frankfurter Gesellschaft zur Förderung nützlicher Künste“ diesen Bienenkorb umgibt, hat das seinen Sinn: Genau wie die Bienen zeichnen sich die Polytechniker durch Fleiß, Gemeinsinn, Intelligenz und Produktivität aus. Ebenfalls 1822 wurde die Frankfurter Sparkasse, die das Gründungsjahr noch immer im Namen trägt, als größtes Unternehmen der Polytechnischen Gesellschaft konstituiert. 2005 wurde die Sparkasse verkauft und mit dem Geld die Stiftung Polytechnische Gesellschaft ausgestattet.

Viele Projekte haben die Polytechniker angestoßen und unterstützt. Den Deutschsommer beispielsweise, eine im Jahr 2007 initiierte Sprachförderung unter dem Motto „Ferien, die schlau machen“. Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft kooperiert dabei mit weiteren Partnern. 2016 gab es erstmals eine innerstädtische Dependance, eigentlich lernen die Drittklässler in Jugendherbergen und Schullandheimen. Nicht nur Wortschatz und Grammatik stehen auf dem dreiwöchigen Programm, sondern auch Theater, Workshops, Sport und Exkursionen.

Im Jubiläumsjahr lenken vielen Veranstaltungen den Blick auf die zahlreichen Aktivitäten der Stiftung. So wird am 10. September im Casino der Goethe-Universität ein Tage der offenen Tür stattfinden. Am 20. September beginnt eine Vortragsreihe zu Zukunftsthemen. Und am 24. November wird es in der Paulskirche einen Festakt geben.