Kirchturmuhr von St. Matthias erstmals nach mehr als 40 Jahren modernisiert Uhrmacher in luftiger Höhe

Mit dem Hubsteiger am ältesten Bauwerk Rodgaus.

Nieder-Roden – Auf die Turmuhr der Kirche St. Matthias ist jetzt wieder Verlass. Erstmals seit Wochen zeigt sie wieder die Zeit an.

Die alten Uhrzeiger strahlen in neuem Glanz. Sie sind frisch vergoldet. „Es gibt kein besseres Material für diesen Zweck“, sagt Bernhard Koser vom Verwaltungsrat der katholischen Pfarrgemeinde. Zeiger und Ziffernblätter sind jahrein, jahraus dem Wetter ausgesetzt.

Was man von außen nicht sehen kann: Auch das technische Innenleben ist neu. Es sorgt dafür, dass die Kirchturmuhr auf beiden Seiten die gleiche Zeit anzeigt.

Bei Wartungsarbeiten war aufgefallen, dass mit dem Uhrwerk etwas nicht stimmte. An der Bahnseite ging die Uhr immer etwas nach.

Der Grund: Offensichtlich waren Metallteile ausgeleiert. Bisher wurden die Zeiger beider Seiten von einem Elektromotor angetrieben, der sich zwei Stockwerke tiefer befand. Metallstangen und Zahnräder übertrugen die Bewegungen nach oben und von der Senkrechten in die Waagerechte. „Im Lauf der Zeit nutzt sich die Mechanik ab“, sagt Glocken- und Läutemaschinenmonteur Thomas Heer, der gemeinsam mit seinem Kollegen Frank Müller die Turmuhr auf Vordermann brachte. Die beiden arbeiten für einen Fachbetrieb für Kirchturmtechnik aus Herford (Ostwestfalen). Nun sitzt hinter beiden Ziffernblättern jeweils ein handtellergroßes Fassadenzeigertreibwerk – ein Spezialmotor mit Getriebe, der über Wechselstromimpulse angesteuert wird. Das alte Gestänge wurde zum größten Teil bereits im Herbst abgebaut. Ein Gutachter hatte bei einer Ortsbesichtigung mehrere Mängel am Turm festgestellt. Unter anderem drohten Putzteile vom Dachsims herabzufallen. An den betroffenen Stellen wurden Bleche angebracht, um sie zu sichern. Im Gespräch mit der Denkmalbehörde stimmte sich die Pfarrgemeinde darüber ab, wie der Turmhelm gestaltet werden soll. Der Kirchturm ist das älteste Bauwerk Rodgau. Er wurde 1298 erstmals erwähnt.

Mit der Teil-Erneuerung der Turmuhr ist der letzte Bauauftrag aus der Amtszeit des früheren Pfarrers Dr. Peter Eckstein abgearbeitet. Die letzte Modernisierung davor liegt mehr als 40 Jahre zurück. Damals war das mechanische Uhrwerk durch eine elektrische Uhr ersetzt worden. Aber das muss vor 1980 gewesen sein. „Das war vor meiner Zeit“, erinnert sich Heribert Söllner, der 37 Jahre lang dem Verwaltungsrat angehörte. Die Uralt-Uhr ist übrigens noch erhalten – in einem Glaskasten innen auf halber Höhe des Kirchturms.

Von Ekkehard Wolf