Sanfter Tourismus nimmt Rücksicht auf Menschen Einheimische lehren ihre Fertigkeiten im Museum

Wunderschöne Handarbeiten aus Namibia wurden im Naturfreundehaus ausgestellt. Sie konnten auch gekauft werden. Veranstalter war der Verein Living Culture Namibia. Foto: pro

Obertshausen (pro) – Heike, Andrea, Ralf und Sandra unterstützen einen etwas anderen Tourismus. Die vier Obertshausener gehören dem Verein Living Culture Namibia an, den sie am Sonntag mit weiteren Mitgliedern und Einheimischen aus dem südwestafrikanischen Staat im Naturfreundehaus vorstellten.

Angela ist mit dem „Namibia-Virus“ infiziert, erklärt sie. Die junge Frau hat schon mit 13 Jahren während einer Ferienreise mit den Eltern ihre Liebe für Land und Leute entdeckt. Mit Fotos schildert sie im Hühnerhof die atemberaubenden Regionen zwischen den zwei Wüsten. Namibia sei mit kaum mehr als zwei Millionen Einwohnern ein „sehr einsames Land“, aber politisch stabil, und das trotz der vielen Völker, wegen der es auch Regenbogennation genant wird.

Angela stellt im voll besetzten Saal einige Stationen einer Rundreise vor, schwärmt von unterirdischen Flüssen, die nur alle zehn Jahre an die Oberfläche treten, zeigt skurrile, abgestorbene Bäume, die wegen der extremen Trockenheit nicht verrotten. Ganz anders der Etosha-Park, der so groß ist wie die Schweiz. Es gibt hier viele Mineralien, und er fasziniert die Besucher durch seinen enormen Artenreichtum.

In Sambesi ist’s grün. Dort treffen mehrere Flüsse aufeinander, die große Elefantenherden anlocken. „Es ist unheimlich schön dort“, macht Angela, die in Windhoek studiert hat, ihr Publikum neugierig – auch auf die noch immer sehr deutsch geprägten Städte mit Gebäuden aus der Kolonialzeit, mit Weihnachtsmark und Karneval.

Die Leute von Living Culture lenken den Blick auf die 13 verschiedenen Ethnien, „jede bringt eine eigene Kultur mit, manche gerät in Vergessenheit“. Angela hat das „Lebende Museum“ der Ju Hoansi besucht und berichtet begeistert, „wie freundlich und offen die Leute auf uns zugegangen sind“. Die Besucher haben Tänze und Gesänge gelernt, Schmuck aus Straußeneiern hergestellt, Köcher, Körbe und Schalen. Viele Artikel konnten bei der Präsentation im Hühnerhof erworben werden.

Sebastian Dürrschmidt hat in Leipzig Afrikanistik studiert, in Namibia seine Frau kennen gelernt und lebt sei 2008 dort. „Wenn in Afrika ein alter Mann stirbt, verbrennt mit ihm eine ganze Bibliothek“, zitierte er und verweist auf den Brauch, Erfahrungen durch Erzählen weiterzugeben. Der soll mit dem Prinzip der „Lebenden Museen“ bewahrt werden.

Durch den Besuch der fünf Stämme und durch den Verkauf von selbst gefertigten Produkten werden Armut und Perspektivlosigkeit bekämpft, Traditionen erhalten und Toleranz aufgebaut, betont Dürrschmidt. Das Projekt funktioniert, wie die Zahlen und Zitate von Bewohnern belegen. Mehrer tausend Touristen probieren jährlich, mit althergebrachten Werkzeugen Gebrauchsgegenstände und Medizin herzustellen, zu schmieden oder üben sich in Viehzucht, Ackerbau, Jagd und Tanz.