Gäste zum Neustadt-Jubiläum erwartet Geschichtliches Erbe im Blick

Die Wallonisch-Niederländische Kirchengemeinde will im Rahmen des Jubiläums „425 Jahre Neustadt“ Vergangenheit und Heute verbinden.

Hanau – „Die Vergangenheit mit dem Heute verbinden“ – so will die Wallonisch-Niederländische Gemeinde (WNG) ihre zahlreichen Veranstaltungen zum 425. Jahrestag der Gründung der Hanauer Neustadt und ihrer evangelisch-reformierten Kirche verstanden wissen – in Erinnerung an jene Glaubensflüchtlinge, die aus den damals spanisch besetzten Niederlanden über Frankfurt nach Hanau kamen.

Hier wurde ihnen im Zuge der Neustadtgründung von 1597 auch die Freiheit der Religionsausübung gewährt und sie begannen schon wenige Jahre danach mit dem Bau ihrer Doppelkirche. Doch wie sollten die Feiern zu einem solchen Anlass gestaltet werden? Geplant wurde noch während der Hochphase der Coronavirus-Pandemie. Ein großes zentrales Fest, sonst nicht unüblich bei solchen Anlässen, musste wegen der Ungewissheit des Pandemieverlaufs verworfen werden. Stattdessen gibt es nun das im Frühjahr begonnene, modular aufgebaute Programm. Gemeindepfarrer Torben W. Telder: „Das Programm bietet einmal mehr eine gute Gelegenheit, zu signalisieren, wie sehr wir auch nach 425 Jahren aktiv sind und wie vielfältig wir am christlichen und öffentlichen Leben in unserer Stadt teilhaben.“

Mit ihren Gottesdienst-, Vortrags- und Konzertangeboten zum Neustadtjubiläum schlägt die Gemeinde einen thematischen Bogen von ihren Wurzeln über ihr christliches Selbstverständnis bis hinein in die heutige Zeit. Prominente Gäste, unter ihnen Altbundespräsident Joachim Gauck, die Pröpstin Sabine Kropf-Brandau von der Evangelischen Landeskirche Kurhessen-Waldeck, der polnische Pfarrer Marcin Brzóska vom Rat der Evangelischen Kirchen in Europa oder der der WNG sozial verbundene Hanauer Unternehmer Dr. Jürgen Heraeus konnten bereits begrüßt werden. Das Programm spiegelt zugleich das gute Verhältnis der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde zu anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften in Hanau: „Wir werden immer wieder gefragt, warum wir selbstständig sind und nirgendwo dazugehören“, erläutert Pfarrer Telder, der zurzeit auch den Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen innehat, im Gespräch mit unserer Zeitung: „Letztlich kann und soll auch dieses vielfältige Jubiläumsprogramm zeigen, dass wir zwar für uns, aber nicht allein sind.“

Zu den weiteren Höhepunkten dürfte am 12. September der Besuch des deutsch orthodoxen Rabbiners Jehoshua Ahrens sein, dessen Vortrag zum Auftakt der jüdischen Kulturwochen wohl auch deswegen mit Spannung erwartet wird, „weil das Verhältnis des Calvinismus zum Judentum nicht immer spannungsfrei war“, wie Pfarrer Telder es ausdrückt. Der Rabbiner ist bundesweit im jüdisch-christlichen Dialog sehr aktiv. Die über 1000 Mitglieder zählende Kirche legt viel Wert darauf, die Botschaft Jesu mit unterschiedlichen Ausdrucksformen zu vermitteln. So wird am 25. September das Stuttgarter Figurentheater „Radieschenfieber“ in der Kirche zu Gast sein und „mit Obst, Gemüse und anderen Alltagsgegenständen biblische Geschichten nacherzählen“.

Ganz besonders freuen sich die Mitglieder der WNG auf den katholischen Fuldaer Bischof Dr. Michael Gerber, der am Buß- und Bettag (16. November) zu einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst kommen will. Die Mitfeiernden des Gottesdienstes werden dann vermutlich auch daran erinnern, dass die Hanauer Katholiken nach ihrer Wiederzulassung ihre Gottesdienste unter anderem in der Gärtnerstraße (dort befindet sich auch das WNG-Gemeindezentrum) feierten, da sie seinerzeit vor dem Bau ihrer Stadtpfarrkirche Mariae Namen kein eigenes Gotteshaus besaßen.

Die Teilnahme am Jubiläumsjahr der Neustadtgründung soll für die WNG mit einem Konzert der Frankfurter Sängerin Katrin Glenz ausklingen. Die junge Künstlerin ist in der christlichen Musikszene bekannt und wirkte an Musicalproduktionen in verschiedenen Ländern mit. In Hanau will sie mit modernen Liedern auf die Weihnachtszeit einstimmen.

Weitere Informationen im Internet unter hanau.de.
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