JSK-Fassenacht erfindet sich neu / Tänzerinnen demonstrieren Solidarität mit der Ukraine „Schöne Narretei im Mai“

Peace-Fahne auf der Narrenbühne: Die Marionetten zeigen Solidarität mit der Ukraine.

Jügesheim – Ein Feuerwerk an neuen Ideen erlebten die Besucher der „Narretei im Mai“ in der einzigen Kostümsitzung der JSK-Fassenacht. „Am Samstag wurde die Fastnacht in Giesem neu erfunden“, meint JSK-Vorsitzender Lothar Mark. Man konnte spüren: Zwei Jahre Zurückhaltung konnte und durfte endlich aufgegeben werden.

Die Narren verbanden ein neues Format – Elferrat in abgespeckter Form (ja, das geht!) und kurzweilige Show – mit traditionellen Elementen und einer großen Solidarität mit den Menschen in der Ukraine. Den Machern um den neuen Sitzungspräsidenten Stefan Schmidt und seinen Vize Thomas Lilla ist ein großer Wurf gelungen.

Das Kampagne-Motto „Zeitmaschine“ passte in diese turbulente Zeit und wurde von den Narren nach Belieben vor- und zurückgedreht.

Schon der Einmarsch des Prinzenpaares mit Hofstaat war ein Triumphzug, bei dem der Funke auf das Publikum übersprang und ein Feuer der Begeisterung entfachte, das bis zum Finale nicht mehr erlosch. Kein Wunder, dass sich die Prinzengarde mit ihrem Tanz die erste Rakete abholte. Überhaupt die Tänze: Da merkt man den Turnverein mit seinen getanzten Figuren und den selbst geschneiderten Kostümen. So auch bei den Mothers on Move unter Leitung von Jutta Groha. Aus ihrer Mitte stammt Prinzessin Nadja, die bei der Zugabe nicht fehlen durfte.

Gugi Phillipp Jansen verkörpert die nächste Generation der Giesemer Fastnacht. Er drehte die Zeitmaschine nach vorne und blickte auf die Bildungsstadt Rodgau, in der es nach ausreichend kostenlosen Kitaplätzen bald Schulklassen mit maximal 14 Kindern geben könnte.

Die politisch-literarische Fastnacht verkörpert Sönke Herzog. Bei ihm hält Robert Harbeck die Erderwärmung für nicht so schlimm, weil dann die Gasspeicher im nächsten Winter länger voll bleiben. Die Giesemer Sing-Sang-Mädels stellten mit ihrer musikalischen Zeitreise den Saal auf den Kopf. Können gecoverte Lieder besser sein als das Original? Sarah May, Nina Gröpl, Nadine Dorschner und Stephanie Weimer ernteten stehenden Beifall.

Die Tanzgruppe Cupiditas unter Leitung von Kristin Follmann drehte die Uhr in die Steinzeit zurück und holte sich mit ihren akrobatischen Formen die nächste Rakete ab. Als Solotänzerin begeisterte Anna Sahm, die von Franzi Mahr trainiert wird.

Eine weitere Premiere: Die Figur des Till wird in Zukunft von Marvin Kühne verkörpert, der einen urkomischen Auftritt hinlegte. Er vermischte frische, kritische Texte mit der Tradition der kecken, beherzten Till-Figur und empfahl den jüngeren Jahrgängen, die Umwelt zu schützen. Sein Appell zum Wassersparen: Geht zusammen duschen. Früher badete auch die ganze Familie nacheinander im gleichen Wasser.

Die Gugisheimer durften nicht fehlen. In ihrer Show nahmen sie sich selbst, die Fassenacht, die Elfer und natürlich die Dudenhöfer auf den Arm. Die Marionetten unter Leitung von Stephanie Weimer drehten die Uhr auf das aktuelle Geschehen. In der in atemberaubender Geschwindigkeit getanzten Revue verwandeln sich die Militärkostüme in Regenbogenfarben mit Peace-Fahnen und dem großen Herz in den ukrainischen Landesfarben.

Dieses närrische Spektakel funktioniert nur, wenn die Übergänge zwischen den Programmpunkten mit ausgezeichneter Bühnentechnik, mit den richtigen Licht und Toneinstellungen funktioniert. Dass das gelingt, dafür ist die Mannschaft der Giesemer Fassenachter bekannt. Gleiches gilt für Maske und Kostüme. Lothar Mark: „Es war eine schöne Narretei im Mai. Seit Montag ist wieder Aschermittwoch.“
 red