Die zahlreich erschienenen Zuhörer wurden mit Bildern aus privaten Archiven in eine Zeit zurückversetzt, in der man alle im Alltag benötigten Dinge noch zu Fuß, „gerade um die Ecke“, besorgen konnte. Man erinnerte sich an Gewerbetreibende, die ihre Läden „mit Herzblut, Leidenschaft und Hingabe führten“. Haushaltswaren Brunn, Metzgerei Gustav Werner, Schuhmacher Frühauf sind hier neben dem Tante-Emma-Laden-Fischer, dem Lebensmittelgroßhandel Rupp und dem Fotogeschäft Reinhard nur einige der Geschäfte, welche die Vielfalt in Steinheim ausmachte: „Fast in jedem Haus der Altstadt war ein Geschäft.“ Neben fünf Bäckereien, vier Metzgereien, fünf Kolonialwarenläden, vier Weißbindern, drei Frisören und zwei Polstereien gab es seinerzeit auch fünf Gastwirtschaften. „Wisster des noch? Kriegt ihr alle zusammen?“ Gemeinsam schwelgte der Referent Jackie Höhn mit seinen Zuhörern in Erinnerungen an einzigartige Geschäfte, wie z.B. an das Schuhhaus Grenz, wo man „mit einem Röntgengerät feststellen konnte, ob der Schuh passt oder nicht“.
Mit einem Leuchten in den Augen erzählte Höhn die Geschichte, warum sein Vater, der eine Metzgerei am Platz des Friedens führte, immer einige Speckseiten extra auf Lager hatte: „Der Steinheimer Mainknick war für viele Schiffer eine Herausforderung, da man sich an den scharfen Felsen oft den Schiffsrumpf aufriss. Die Schiffer rannten dann hoch zur Altstadt und baten meinen Vater um Speckseiten, um damit kleinere Lecks abzudichten.“ Höhns Vater hatte in seiner Metzgerei neben den für Schiffer dringend benötigten Speckseiten und hessischen Wurstwaren wie Fleischwurst, Presskopf und Leberwurst, auch luxemburgische Pasteten, die in Steinheim eher unbekannt waren. „Das war ein Renner. Jeder wollte eine haben!“