Ausschuss empfiehlt Raum- und Funktionsprogramm Rathaus oder Stadthaus?

Auf der Wiese neben dem Rathaus an der Schubertstraße könnte das neue Obertshausener Rathaus gebaut werden. Oder entscheiden sich die Stadtverordneten doch für ein Stadthaus-Konzept? Bild: m

Obertshausen – Obertshausens Stadtverordnete stehen in den kommenden Monaten vor wegweisenden Entscheidungen. Sie müssen nicht nur die Frage beantworten, ob die Stadt eine neue zentrale Stadtbibliothek in einem geplanten Gebäudekomplex auf dem brachliegenden Karl-Mayer-Areal bekommt, sondern auch, ob und wo ein neues Rathaus beziehungsweise Stadthaus entsteht. Für letzteres beschließt das Stadtparlament in seiner Sitzung am Donnerstag, 7. Dezember, ein sogenanntes Raum- und Funktionsprogramm als Grundlage für die weiteren Entscheidungsschritte auf dem Weg zu diesem Multi-Millionen-Projekt.

Genau um dieses Raum- und Funktionsprogramm ging es auch in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsausschusses der Stadtverordnetenversammlung, der am Donnerstagabend im Bürgerhaus Hausen tagte. Vorgestellt wurde ein Konzept, das nach monatelanger Vorarbeit und internen Diskussionen entwickelt wurde. Die Präsentation übernahm Nicolai Helms vom Beratungsunternehmen Drees & Sommers, das die Stadt Obertshausen gemeinsam mit der auf öffentliche Vergabeverfahren spezialisierten Kanzlei Menold Bezler bei diesem Projekt begleitet.

Zur Diskussion stehen zwei Varianten: Variante 1 ist die des Neubaus eines reinen Rathauses am Standort Schubertstraße. Variante 2 ist die des Baus eines sogenannten Stadthauses, das Rathaus- und Bürgerhausfunktionen, insbesondere Veranstaltungen und Gastronomie, unter einem Dach versammelt. Ein Stadthaus würde das an vielen Stellen schwer sanierungsbedürftige Bürgerhaus Hausen an der Tempelhofer Straße ersetzen. Zur Stadthaus-Variante gibt es zudem eine kleine und eine größere Variante, letztere beinhaltet zusätzliche Lagerräume für Vereine und einen größeren Veranstaltungsraum.

Die Raum- und Funktionsprogramme für die beiden Varianten Rathaus und Stadthaus wurden insbesondere unter drei Leitgedanken entwickelt: tätigkeitsbezogenes Arbeiten, maximale Flexibilität und maximale Raumausnutzung. Dabei wurden vor allem auch der durch die Corona-Pandemie verstärkte Trend zu mehr Homeoffice sowie andere moderne Büroarbeitstrends berücksichtigt. Herausgekommen ist ein Konzept, das unterm Strich weniger Büroarbeitsplätze vorsieht als Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter vorhanden sind.

In der künftigen Obertshausener Stadtverwaltung soll es demnach keine festen Arbeitsplätze für einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr geben, dafür mehr gruppen- und organisationsübergreifendes Arbeiten in größeren Büroeinheiten und flexibel nutzbaren Besprechungsräumen. Nicolai Helms: „Das Namensschild am Einzelbüro wird es nicht mehr geben.“ Für das Konzept sei ein Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,7 Arbeitsplätzen pro Mitarbeiter angesetzt worden. Jeder Mitarbeiter suche sich künftig den Arbeitsplatz und das Arbeitsumfeld, das zu seiner aktuellen Tätigkeit passe. „Feste Arbeitsplätze gibt es keine mehr, das gilt auch für den Bürgermeister und den Ersten Stadtrat,“ so Helms.

Dieses flexible Konzept ermögliche es, dass ein Rathaus-Neubau mit einer Nutzfläche von 2.900 Quadratmetern auskommen werde. Zum Vergleich: Die beiden heutigen Rathäuser in der Schubertstraße und der Beethovenstraße verfügen zusammen über eine Nutzfläche von 3.900 Quadratmetern. Helms: „Unterm Strich bringen wir also in dem künftigen Rathaus mehr Arbeitsplätze auf weniger Fläche unter.“

Die beiden um Veranstaltungs- und Gastronomiefunktionen erweiterten Stadthaus-Varianten gehen von Nutzflächen in der Größenordnung von 4.800 beziehungsweise 5.100 Quadratmetern aus.

Einstimmig bei einer Enthaltung empfahl der Fachausschuss schließlich dem Stadtparlament die Annahme des Raum- und Funktionsprogramms. Damit dürfte die Stadtverordnetenversammlung am 7. Dezember wohl den Startschuss für die nächsten Schritte geben.

Wichtig: Noch sieht die aktuelle Beschlusslage des Stadtparlaments einen Neubau am Standort Schubertstraße vor. Doch dieser Beschluss bezog sich ausschließlich auf einen Rathaus-Neubau. Sollte sich die Stadtverordnetenversammlung nun doch angesichts des enormen Sanierungsstaus am Bürgerhaus für die Stadthaus-Variante entscheiden, dann könnte man auch darüber diskutieren, ob dieses Projekt nicht an der Tempelhofer Straße realisiert wird.

Bürgermeister Manuel Friedrich (parteilos) setzt jedenfalls auf eine rasche Grundsatzentscheidung der politischen Gremien, möglichst bereits in der März-Sitzung, um dann in das Planungs- und Vergabeverfahren starten zu können. Eine erste Kostenschätzung für die verschiedenen Varianten kündigte Fachbereichsleiter Zentrale Dienste, Hendrik van Eck, „bis Jahresende“ an.

Von Dirk Iding

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