Hoher Zuckerpreis hilft, Einbrüche beim Getreide auszugleichen Klimawandel belastet Bauern

Der Schönecker Matthias Wacker prüft die Größe der Zuckerrüben auf seinem Acker. Mit einem Vollernter werden die Pflanzen aus dem Boden geholt. Bild: Jürgen W. Niehoff

Schöneck – Herbstzeit ist Erntezeit. Das gilt auch für die Zuckerrüben, deren Ernte derzeit im vollen Gange ist..

Erleichtert blickt Landwirt Matthias Wacker auf die geernteten Rüben. „Da sind wir gerade noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen“, betont er. Und dann erklärt der Landwirt warum: Wegen der schwierigen Wettersituation in diesem Jahr seien die Rüben deutlich zu klein ausgefallen. Nach einem zu warmen Winter und einem zu kalten Frühjahr habe er seine Zuckerrüben erst Anfang Mai säen können. Gerade noch rechtzeitig, sodass sie zumindest noch keimen konnten.

Denn Ende Mai habe eine fast zehnwöchige Trockenphase bis Ende Juli eingesetzt, die jedes Wachstum auf dem Acker stark beeinträchtigt oder sogar unterbunden habe. Der Regen, der dann gefolgt sei, habe zwar der Rübe zu einem späten, aber gerade noch ausreichenden Wachstum verholfen, jedoch konnte er den Rückgang des Zuckergehaltes von 18 auf 16 Prozent nicht mehr verhindern. Für viele Getreidesorten sei der Regen hingegen zu spät eingetroffen. Ihre Früchte waren wegen der zu langen Trockenheit notgereift, die Körner damit vorzeitig verhärtet und winzig klein.

Der Rübenanbau macht in Wackers Betrieb nur ein Fünftel aus. Dass er doch noch „mit einem blauen Auge“ hinsichtliche der Finanzen abschließen kann, verdankt er dem Zuckerpreis, der momentan recht hoch liegt.

„Der Klimawandel ist deutlich zu spüren und wir müssen deshalb auch auf dem Acker darauf reagieren und nach neuen Früchten oder Anbaumethoden suchen“, sagt Wacker. Die Winter seien zu milde, mit der Folge, dass es mehr Insekten und Unkräuter gäbe, mit Auswirkungen wiederum auf das Wachstum der Getreidearten, der Rüben und der Kartoffeln. Mit Pflanzenschutzmitteln dürften und wollten sich die Bauern nicht wehren.

Mittlerweile reagieren sogar die Tiere in Wackers Stall auf die neue Klimasituation. Er hält rund 200 Rinder auf seinem Hof, 70 davon Milchkühe. Die haben in seinen Ställen freien Auslauf, können also jederzeit den vollautomatischen Melkroboter anlaufen und sich melken lassen. In diesem Jahr wurde die Ecke, in der der Melkroboter steht, von den Kühen zunehmend gemieden. Sie stehen stattdessen dicht gedrängt beieinander in der entgegengesetzten Ecke. Mit der Folge, dass sie sich gegenseitig mit Tritten oder Schwanzschlägen verletzten. Wacker will den Grund gefunden haben: Er glaubt, dass es stark aggressive Fliegen sind, die die Kühe angreifen und beißen.

Zusammen mit Spezialisten sucht er nun den Grund für das vermehrte Auftreten dieser Fliegen in seinem Stall und nach einem Gegenmittel. Auch diesen Effekt schiebt Wacker auf den Klimawandel zurück.
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