Anreize und Denkanstöße für Nutzung der kirchlichen Gebäude Die Ausstellung „Metamorphose“

Freuen sich über die Entwürfe (von links): Thomas Ohly, Regenbogengemeinde, Christiane Hampel, St. Michaelis, Hanna-Lena Neuser, Direktorin Akademie Frankfurt, und Katharina Körber, Hochschule Darmstadt. F.: Ingrid Zöllner Bild: -

Sossenheim (iz) – Kann man Kirchengebäude anders nutzen und wie könnte das aussehen? Mit dieser Frage haben sich Studierende des Master-Studiengangs für Architektur der Hochschule Darmstadt sowie die Evangelische Akademie Frankfurt Gedanken gemacht. Da die Mitgliederzahlen in den Kirchen schrumpfen, haben sowohl die evangelische Kirche Hessen und Nassau als auch das katholische Bistum Limburg beschlossen, den Gebäudebestand deutlich zu reduzieren. Entstanden ist eine Architektur-Ausstellung, die sich mit den Häusern und Kirchen in Sossenheim auseinandersetzt.

„Die Studenten haben sich die beiden Gemeindehäuser und die zwei Kirchen angesehen und dann ihre Ideen entwickelt. Auf ökumenischer Ebene arbeiten die evangelische und die katholische Kirche in Sossenheim viel zusammen“, berichtet Thomas Ohly, Mitglied im Kirchenvorstand der evangelischen Regenbogengemeinde. „Sonntags zu den Gottesdiensten kommen Menschen, aber wie kann man unter der Woche die Häuser sinnvoll nutzen. Das war die Kernaufgabe“, ergänzt Christiane Hampel, Ortsausschuss-Vorsitzende von St. Michael.
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Die 14 Studierenden haben sich allerlei Gedanken gemacht. „Wie kann ein Kirchengebäude ein cooler Mehrzweckraum werden? Gesucht wurde eine ökumenische und integrative Lösung. Für circa zwölf bis 14 Wochen haben sich die Studierenden gemeinsam mit Professor Lars Uwe Bleher ganz angstfrei und naiv an die Aufgabe herangemacht“, erzählt Katharina Körber, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule Darmstadt. Den Studierenden war es offen gestellt, welche Gebäude sie für die Umgestaltung nehmen. Da die Gemeinden sich eher von den Gemeindehäusern trennen würden, haben sich die Studierenden bevorzugt den Kirchen gewidmet.

In erster Linie gibt es viele Denkanstöße, Modelle und Pläne zur Umgestaltung der katholischen Kirche. „Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass es sich um einen größeren Raum mit klarer Architektur handelt, bei dem man aufgrund der Höhe mehr Gestaltungsmöglichkeiten hat“, vermutet Körber. So zeigt ein Teil der Pläne in der katholischen Kirche den Einbau zweier Stockwerke, die für verschiedene Aktivitäten genutzt werden können. „Die Pläne und Modelle sind als Denkanstöße zu verstehen, es geht nicht darum, sie eins zu eins umzusetzen“, betont sie. Denn es gibt einen Beitrag, in dem der Kirchturm abgerissen wird. Zwischen den Studierenden und den Gemeinden hätte es einen sehr guten Kontakt gegeben, sodass die Studierenden sich ein Bild vor Ort machen und die Infrastruktur und Situation besser einschätzen konnten.

„Das ganze Projekt hat sehr viel Spaß gemacht. Die Studierenden sind wirklich ganz ungehemmt daran gegangen. Was mir persönlich sehr gut gefällt, dass zwei der Pläne bei der katholischen Kirche auf dem Dach eine Terrasse mit Café vorsehen“, sagt Hanna-Lena Neuser, Direktorin der Evangelischen Akademie Frankfurt. „Die Studierenden haben geschaut, dass sich die Gruppen wie Seniorenkreis und ähnliches wiederfinden können, aber auch, dass es etwa für Kindergeburtstage einen Raum gibt, den man mieten kann“, berichtet sie. In dem Projekt habe sich herauskristallisiert, die evangelische Kirche überwiegend für Gottesdienste und dergleichen zu nutzen, während die katholische Kirche Spielraum für die gesellschaftlichen Anlässe bietet. Es sei wichtig, sich der Herausforderung zu stellen und einen Schritt auf die Gesellschaft zuzugehen. Was die Kirchengemeinden aus den Ideen zukünftig mitnehmen werden, ist offen. An Vorschlägen und Kreativität mangelt es nicht. Die elf Entwürfe der Ausstellung „Metamorphose“ können bis Sonntag, 3. März, im katholischen Gemeindehaus, Alt-Sossenheim 68a, Montag, Mittwoch, Freitag von 18 bis 20 Uhr sowie Sonntag, Dienstag und Donnerstag von 15 bis 17 Uhr begutachtet werden.