Lyoner Quartier mausert sich innerhalb von zehn Jahren zu einem lebenswerten Viertel in Frankfurt Büros, Wohnungen und Geschäfte

Die Nassauische Heimstätte hat das ehemalige Siemens-Gebäude erworben und plant einen Neubau auf dem Areal. Bild: Zöllner

Niederrad (iz) – Früher war Niederrad ein reiner Bürostandort. Inzwischen hat sich viel getan. Zu verdanken ist das unter anderem dem Engagement der Standort-Initiative Neues Niederrad (SINN), das seit rund zehn Jahren Einfluss nimmt. Auf einer Bustour durch das Lyoner Quartier zeigen der SINN-Vorsitzende David Roitman und sein Vertreter Detlef Hans Franke, wie sich Niederrad entwickelt hat.

„Wir haben innerhalb von zehn Jahren einen unglaublichen Erfolg im Quartier erreicht. Ich selbst war skeptisch und dachte, hier fliegen Heuballen durch die Gegend, als ich 2012 hierher kam“, gibt Roitman zu. Visuell sei es schwierig zu erfassen, wie toll das Quartier sei, da man das von der Autobahn zum Beispiel nicht sehen könne. Von anfangs zwischen 300 bis 500 Einwohnern sei der Stadtteil auf mehr als 6000 Einwohner gewachsen. „Das ist ein Quantensprung“, betont er. „Das ist eine Größenordnung, die einer Kleinstadt entspricht. Die Nähe zum Stadtwald und zum Flughafen macht es attraktiv“, ergänzt Franke.

Frankfurts Planungsdezernent Marcus Gwechenberger sieht die Entwicklung positiv: „Die Stadt hat eine kluge Entscheidung getroffen, dass aus einem reinen Bürostandort ein durchmischtes Gebiet entsteht.“

Auf Brachflächen sind Neubauten entstanden, einige Gebäude wurden abgerissen und neue gebaut. Es seien aber genauso Baudenkmäler vorhanden, deren Gebäudestruktur in der weiteren Planung aufgegriffen wird. „Wir wollen keine kompletten Neubauten im Lyoner Quartier“, betont er. Der Bebauungsplan sieht etwa eine Schule vor, die „einen wichtigen Baustein“ darstelle. Vorher habe keiner in Niederrad bauen wollen, jetzt sähe das – dank SINN – anders aus.

Ein Stopp legt der Bus beim ehemaligen Bürogebäude von Siemens ein, das die Nassauische Heimstätte (NH) 2017 erworben hat. Bis September war Siemens vor Ort. Nun plant die NH dort eine Wohnbebauung mit 640 Wohnungen, davon 100 Eigentumswohnungen. 270 Wohnungen sollen zudem geförderte Mietwohnungen werden. Der Abriss ist für April 2024 vorgesehen, der Baubeginn in frühestens einem Jahr, wie Paul Hoffmann, NH-Projektleiter Neubau, berichtet. Eine Nutzung des vorhandenen Gebäudes sei aufgrund der geringen Gebäudetiefe und einem notwendigen Treppenausbau nicht realisierbar gewesen.

David Christmann von der Quarterback Immobilien AG erzählt von der Entwicklung der Olivetti-Türme: „Das denkmalgeschützte Gebäude stellt uns bei der energetischen Sanierung vor enorme Herausforderungen, da es innen wie außen aus Stahl und Glas besteht.“ Die beiden Türme werden um Neubauten ergänzt, dafür müssen die benachbarten „Blue Towers“ abgerissen werden. Insgesamt entstehen rund 630 Mietwohnungen sowie Büros und Flächen für den Einzelhandel.

In der Nachbarschaft befindet sich das Eurohaus. „Das ist eines der letzten leer stehenden Häuser im Quartier, ich denke, dafür wird es sicher bald eine Lösung geben“, hofft Franke. Ralf Sadowski, Geschäftsführer bei MAG, spricht über das Gebäude in der Lyoner Straße 14, demnächst wird dort der Bauantrag gestellt. Geplant ist, die Rohbausubstanz zu erhalten, aber die Fassade komplett unter energetischen Aspekten zu erneuern. Im Erd- und Dachgeschoss ist Gewerbefläche vorgesehen, dazwischen 360 Wohneinheiten, auf dem Gelände dahinter noch eine Kita. 2026 soll das Gebäude in neuem Glanz erstrahlen.

Komplett auf den Kopf gestellt hat die Firma Sonar Real Estate das Prisma (Hahnstraße 55), den einstigen Sitz der Deka Bank. 2021 hat diese das Gebäude erworben. „Wir werden die komplette Gebäudetechnik erneuern“, sagt Holger Hosang von Sonar Real Estate. Die Baugenehmigung liegt bereits vor, die Arbeiten laufen schon. Es wird komplett entkernt und neu aufgebaut. „Das Atrium wird künftig für alle geöffnet. Im Dachgeschoss ist ein Restaurant und ein Fitnessstudio vorgesehen, zudem soll das Erdgeschoss mit einer Ladenzeile belebt werden. Eine Kita ist ebenfalls geplant. Das Prisma als solches bleibt aber ein Bürogebäude. „Einzugstermine sollen ab Mitte 2024 möglich sein“, sagt Hosang.

Entwicklungen hat es noch an mehr Punkten im Lyoner Quartier gegeben. Der Prozess ist noch nicht abgeschlossen, so ist noch von Grünflächen die Rede und von einem Parkkonzept, um dem ruhenden Verkehr gerecht zu werden.

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Kommentare

Schule

Wir wohnen jetzt 2 Jahre im Lyoner Quartier aber leider gibt es beim Thema Schule keine Bewegung.
Ist es unmöglich, dass über 2000 Familien zuziehen sollen, aber keine Schule vorhanden ist. Das ist ein Armutszeugnis für die Stadt Frankfurt