NACHT DER MUSEEN Kulturtempel gewähren Einblicke Am Musical-Requisit flippern

Stimmungsvoll beleuchtet präsentiert sich das Ledermuseum. Bild: Walter

Offenbach – Schon am frühen Samstagabend konnte man Menschen sehen, große und kleine, die zielstrebig auf die offenstehende Tür des Klingspor-Museums zueilen.

Die einen werden sicher von der gegenwärtigen faszinierenden Sonderausstellung „Im Anfang war... Jikji. Koreas Urknall der Druckgeschichte“ gelockt, zu der Museumsleiterin Dorothee Ader gerne Informationen gibt, andere kommen, weil sie einmal selbst das Drucken ausprobieren wollen. Denn es ist die „Nacht der Museen“ und in allen städtischen und einigen privaten Ausstellungsstätten gibt es was zum Anfassen und Mitmachen. Man muss nicht andächtig vor Schaukästen stehen, sondern kann sich selbst ausprobieren, einmal selbst Künstler sein – und mit Menschen ins Gespräch kommen.

Gleich hinter dem Eingangsbereich des Museums für Schriftkunst hat sich Minju mit ihrer Musikanlage positioniert. Sie kommt aus Korea, lebt und studiert aber an der HfG. Sie wird zu späterer Stunde kräftig aufdrehen und freut sich schon auf die Akzente, die sie mit ihrer ausgewählten Musik zur Ausstellung setzen kann. In der großen Ausstellungshalle können Besucher schon tätig werden und mit schwarzer Farbe aus der Rinde des schwarzen Maulbeerbaums auf Hanji-Papier drucken. Es entsteht ein Blatt mit Linien, worauf man einen Wunsch schreiben kann für den bereitstehenden Wunschbaum.  iw

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Vor dem Museum nimmt man mit einem Glas Wein Platz, tauscht sich aus oder wendet seine Schritte schon weiter zum nächsten Ziel, um später nochmals wiederzukommen. Im Haus der Stadtgeschichte warten ebenfalls viele Überraschungen. Im Raum mit den Modellen der Stadt Offenbach steht der Flipper aus dem Musical „Tommy“ zum Mitspielen bereit. Das macht Krach und Spaß.

Im Senefelder-Saal hingegen kann man ruhige Konzentriertheit beobachten. Dort fertigt eine Gruppe mit Geduld ein eigenes „Bieberer Amulett“ aus Messingdraht an. Ein Junge hat sein Exemplar an einem Lederband schon umgebunden und möchte nun noch Ohrringe für die Mutter fertigen.

Museumsleiter Jürgen Eichenauer lädt zu Kurzführungen über die Stadtgeschichte ein und in der Ausstellung „Belichtungsmesser 1“ zur ersten internationalen Kunstbiennale kann man die vibrierenden Formen von Michelle Concepción, die zauberhaften Bootobjekte von John Audun Hauge auf sich wirken lassen.

Es ist alles im Fluss und wer neugierig genug ist, wandert immer den grünen Pfeilen nach in den Erich-Martin-Saal. Dort steht Barbara Beisinghoff inmitten ihrer märchenhaften Drucke und Radierungen. Sie erzählt die oft abenteuerlichen Entstehungsgeschichten ihrer Blätter und Kunstbücher. „Blues“ ist sogar aus eigens gepflanztem Flachs in ihrem Garten entstanden, denn sie arbeitet mit handgeschöpften Papieren. Auf der Frankfurter Straße warten zwei neue Attraktionen der Museumsnacht: der Digital Retro Park und die Wetter- und Klima-Werkstatt.

Im Digital Retro Park kann man spielerisch abtauchen in die Zeiten von Atari und Gameboy, die viele noch aus ihrer Jugend kennen – aber auch jüngeres Publikum hat dort Spaß.

Die Wetter- und Klima-Werkstatt bietet mehrere Workshops zum Thema „Wärme“ an. Ein Wandmodell zeigt, wie sich Wärme in der Offenbacher Querstraße ausbreitet – in der keine Bäume stehen.

Im ersten Stock des Ledermuseums hat Hans Schwarz seine Werkstatt aufgebaut. Er betreibt in Frankfurt eine der ältesten und letzten Manufakturen für Pelzbearbeitung. In den angeschlossenen Museumsräumen gibt Leiterin Inez Florschütz Einblicke in das einzigartige Museum mit seinem Bestand an 33 000 Ausstellungsstücken rund um das Material, um das sich in Offenbach einmal alles drehte.

Besondere Aufmerksamkeit erhält ein Raum im Parterre, wo auch kleinste Besucher niedliche Tierchen aus Leder anfertigen können – und der Material-Saal, wo sich an Schautischen Lederarten erfühlen lassen.  iw