Gedenkstunde am Stein der Vertriebenen Opfer geraten in Langen nicht in Vergessenheit

Mit Kerzen in der Hand erinnerten sich Langener in Oberlinden an den 17. Juni 1953 und an die Opfer, die bei der blutigen Auseinandersetzungen zu Tode kamen. Foto: col

Langen (col) – Seit der 17. Juni kein offizieller Feiertag mehr ist, steht er auch nicht mehr so im Fokus. Der Aufstand und die gewaltsame Niederschlagung der Demonstrationen durch die Sowjetarmee forderte rund 300 Tote und viele Verletzte in der ehemaligen DDR.

Die junge Union (JU) Langen erinnerte am vergangenen Freitagabend, am Stein der Vertriebenen in Oberlinden, an den 17. Juni 1953, und an die Opfer, die bei der blutigen Auseinandersetzungen zu Tode kamen. Als Gastredner hatten JU-Vorsitzender Jens Nörtemann und seine Mitstreiter Heribert Gött gewonnen, der in einem spannenden Vortrag erläuterte, wie es überhaupt zu den Aufständen und dem Widerstand in der Sowjetzone gekommen war.

Brutale Waffengewalt

Heribert Gött erinnerte an Reparationszahlungen, die jede Siegermacht aus der jeweiligen Besatzungszone entnehmen sollte. „Winston Churchill ist übrigens der erste, der 1947 von einem vereinigten Europa unter Einbeziehung Deutschlands spricht. Differenzen gab es unter den Alliierten hinsichtlich der Behandlung von Deutschland als Ganzes, hinsichtlich der Reparationen und vor allem auch in der polnischen Frage“, erläuterte Gött. Die Sowjetunion sei schnell eigene Wege gegangen, die Fronten in Europa hatten sich verhärtet. Der „Kalte Krieg“ zwischen den früheren Kriegsalliierten war ausgebrochen.

Während sich in Westdeutschland die Republik entwickelte, wurde in der sowjetisch gelenkten Zone der Sozialismus installiert. „Das Fazit vom 17. Juni war, dass rund 300 Menschen bei der brutalen Waffengewalt ihr Leben ließen, die Staatsmacht ging rigoros gegen alle vor, die ihr politisch unbequem waren“, berichtete Gött. „Zwei Konsequenzen hatte der 17. Juni: Die Legitimation der SED-Herrschaft war erstmals in Frage gestellt worden und die Fluchtbewegung von Jugendlichen, Facharbeitern und Bauern dokumentierte die Instabilität des Systems, was ja folgerichtig zum Mauerbau vom August 1961 führte.“ Mit Kerzen in den Händen sangen die Besucher der Veranstaltung am Gedenkstein in Langen die Nationalhymne.

Zeichen von Gemeinschaft

Jens Nörtemann betonte noch vor Ort, dass die Deutschlandfahne und die Farben schwarz, rot, gold keinesfalls für den Nationalismus stehe, und gerade in Tagen wie der Fußball-Europameisterschaft ein Zeichen von Freude und Gemeinschaft sei.