Viele Projekte, aber kein Investitionsplan

Auf etwa 28 Millionen Euro werden die Kosten eines Neubaus der Feuerwache geschätzt, die auf diesem Grundstück hinter dem Globus-Baumarkt errichtet werden soll. Bild: liz

Dietzenbach – Mängel werden meist erst dann deutlich, wenn man mit ihnen direkt konfrontiert wird. Wenn man sie fühlt, riecht, sieht. In dieser Hinsicht war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Rundgang durch das bestehende Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Dietzenbach sicher lehrreich. „Der Keller ist ein Feuchtbiotop. Was da von den Wänden runterwächst, ist einfach nicht mehr schön. Dort kann man niemanden guten Gewissens runterschicken“, berichtete im Anschluss Matthias Marx vor den Mitgliedern des Finanz- und Hauptausschusses der Stadt. Die 1980 gebaute Wache zu erhalten und aufwendig zu modernisieren, ist nicht nur für den Leiter des Amts für Brand-, Katastrophen- und Zivilschutz unsinnig. „In den Bestand zu investieren, ist kein gut investiertes Geld. Hier müssen wir an einem Strang ziehen“, sagte Ahmed Idrees (SPD), Vorsitzender des Ausschusses.

Und das taten die Mitglieder in der Sitzung auch. SPD und Grüne stimmten dem Neubauplan der Wache zu, der in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden soll, CDU und AfD enthielten sich. Zuvor hatten sich schon die Mitglieder des Bauausschusses für den Neubau ausgesprochen – und zwar auf dem Baustück 108 am Globus-Markt. Der Plan der Stadt sieht nun so aus: Das Grundstück in der Rodgaustraße soll verkauft werden, der kalkulierte Erlös liegt Schätzungen zufolge zwischen elf und 17 Millionen Euro. Aber: Der Verkauf ist erst dann möglich, wenn die neue Feuerwache steht – andernfalls müsste für die Wehrleute eine interimsweise Unterbringung ermöglicht werden. Was natürlich unsinnig wäre. „Daher benötigen wir für die neue Wache einen Finanzierungsplan“, fordert Dirk Hill (FDP).

Dabei geht es nicht nur um die neue Wache, deren Kosten auf 28 Millionen geschätzt werden. Für eine Ertüchtigung der Kläranlage werden aktuell etwa 21 Millionen Euro veranschlagt. Beim Bauhof fallen Modernisierungskosten von fünf bis sechs Millionen Euro an. Eine neue Kindertagesstätte soll auch noch gebaut werden – was wohl mindestens acht Millionen Euro Kosten dürfte. Und für den zweiten Abschnitt der Sanierung des Waldstadions werden 1 157 500 Euro veranschlagt.

Doch vieles an diesem Zahlenwerk ist eben noch nicht bis auf den letzten Cent ausgerechnet, bemängelte nicht nur Hill, sondern auch Stephan Gieseler (CDU). Beide forderten Lang auf, bis zur Stadtverordnetenversammlung einen detaillierten Investitionsplan vorzustellen. Die Antwort des Bürgermeisters: „Die Zahlen, die wir bis zum Freitag aus der Schublade ziehen würden, wären unpräzise.“

Freilich ist die Stadt nicht mittellos, denn deren „Tafelsilber“ in Höhe von 24 Millionen Euro liegt in einem Anlagefonds, einem speziellen 2003 aufgelegten Mischfonds für die Kommune Dietzenbach. Aus diesem könnte man Geld abzwacken, um einen Teil der Investitionen zu stemmen, wurde am Donnerstagabend diskutiert. Problem: Wie viele Anlagen, war auch dieser Fonds 2022 aufgrund der Wirtschaftskrise durch den Ukrainekrieg keine Gelddruckmaschine. Dirk Hill sprach von 11 Prozent Verlust – allerdings nur als Buchwert. Heißt: Erst, wenn Anteile verkauft würden, würde man Verluste realisieren. Aktuell hat sich der Fonds wieder erholt – wie die meisten Anlagen an den Kapitalmärkten. Es kommt also auf den richtigen Zeitpunkt an, um Fondsanteile zu verkaufen. Noch eine Geldquelle sind Fördertöpfe. „Die Fristen sind knapp, wenn wir nicht rangehen, dann ist der Topf weg“, sagte Bürgermeister Lang. Der Appell war erfolgreich: Einstimmig wurde befürwortet, dass Fördergelder beantragt worden sollen.

Von Steffen Gerth