Fest der Vereine lockt bei strahlendem Sonnenschein auf den Europaplatz Blasrohr, Yoga und Karneval

Spiel und Spaß: Dietzenbacher Vereine präsentieren sich mit Infos und Mitmachangeboten beim Fest der Vereine. Bild: m

Dietzenbach – Den Kopf in den Sand stecken und auf bessere Zeiten warten – das ist keine Option für die Dietzenbacher Vereine. Zumindest nicht für die fast 30, die sich am Samstag beim Fest der Vereine auf dem Europaplatz präsentierten. Mit frischen Ideen, schlüssigen Konzepten und viel ehrenamtlichem Engagement versuchen die Gruppierungen, Mitglieder zurückzugewinnen und neue zu begeistern.

Als ganz neuer Stern am Vereinshimmel glänzt der Verein „Cricket-Star“. Männer mit Wurzeln in Indien und Pakistan rauften sich zusammen, um dem Nationalsport ihrer alten Heimat zu frönen, warben tüchtig mit einer „Cricket-Torte” und vielen Informationen für ihre Disziplin auch um Angehörige anderer Nationalitäten. Derzeit können sie auf dem Hartplatz des FCD trainieren, berichtete ein Sprecher, aber sie suchen ein Gelände, das sie dauerhaft nutzen können.

Boule, Turnen und Fitness für elf Euro im Monat – mit diesem Betrag schuf die SG Dietzenbach (SGD) nicht nur eine überschaubare Struktur im bisherigen Tarifdschungel, sie biete auch ein attraktives Gegenangebot zu den kommerziellen Studios, erklärt Yoga-Lehrerin Sabrina Manzey. Und wer sich scheut, Mitglied zu werden, der kann sich eine Stempelkarte für bestimmte Kurse besorgen. „Der Trend geht dahin, sich nicht zu binden”, beobachtet die SGD-Sprecherin. Die Corona-Austritte haben sie längst kompensiert, für die Kinder- und Jugendabteilung werben sie schon gar nicht mehr, in allen Sportarten sind die Gruppen brechend voll, es gibt lange Wartelisten und zu wenig Trainerinnen und Trainer, heißt es. „Manche Eltern rufen verzweifelt bei uns an.” Denn die Sozialisation in Sport und Gemeinschaft sei vor allem für den Nachwuchs wichtig, könne extremistischen Haltungen und Einsamkeit vorbeugen.

Fair Play, die soziale Stiftung des Hessischen Fußballverbands, zeigt mit einem Demokratie-Café zahlreiche Module, in denen Mädchen und Jungs, aber auch Erwachsene, mithilfe des Sports Konflikte und Gewalt vermeiden können. „Es gab wohl schon immer Gewalt gegen Schiedsrichter und Spieler”, findet Husein Peratovic, „aber wir wollen im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr verstärkt Menschen- und Kinderrechte vermitteln”. Die aktuelle Situation mit Krieg und Inflation habe jedoch dazu geführt, dass Menschen mit niedrigem Einkommen lieber noch einem Mini-Job nachgingen, als sich einem Verein anzuschließen oder gar ehrenamtlich tätig zu werden, bestätigt die Mediatorin Stefanie Reinhardt.

Die „Karnevalspiraten” präsentieren ihr aus massiver Eiche selbst gezimmertes Schiff, mit dem sie sich an Umzügen beteiligen und auf Weihnachtsmarkt und anderen Festen stehen.

Die Rot-Kreuzler hätten gerne ein bisschen mehr Engagement, sie brauchen für ihre anspruchsvollen Aufgaben weitere Mitstreiter. Während der Pandemie habe man viele Aktive verloren, informiert Helfer Klaus Wolf. Die Anforderungen für Veranstalter seien gestiegen, so müsse bei großen Treffen wie dem Weinfest ein Rettungswagen bereitstehen – mit qualifiziertem Personal, versteht sich. Wolf gewährt einen Blick in den Technik- und Sicherheitswagen, bis zur Decke gefüllt mit Notstromaggregat, Kettensäge, Werkbank, Licht und Verbandsmaterial. Das Auto gehört dem Katastrophenschutz des Landes. „Wir suchen zuvorderst Aktive im Alter von Mitte 20 bis um die 50”, konkretisiert er.

Vor allem Jugendliche interessieren sich für das neue Angebot bei den Tell-Schützen: Pfeile mit dem Blasrohr schießen. Vorsitzender Oliver Weck hat es schon bis auf den fünften Platz bei den Berlin Open geschafft.

Von Michael Prochnow