Grundstückseigentümer wollen mehr als den Bodenrichtwert Energiepläne treffen auf Gegenwind

Hier will die Stadt ein Solarkraftwerk bauen: Die Wiesen zwischen Odenwald-/Starkenburgring und der Hochspannungsleitung an der L 3121 sind im Flächennutzungsplan als Grünland ausgewiesen. Wert: vier Euro pro Quadratmeter. Einige Eigentümer fordern mehr. Foto: wolf

Jügesheim – Nicht nur auf Begeisterung stoßen die Pläne der Stadt Rodgau, zwei große Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung aus Sonnenlicht zu errichten. Dabei geht es vor allem ums Geld: Einige Eigentümer im Gebiet „Die oberen Sände“ am südlichen Ortsrand Jügesheims wollen ihre Grundstücke nicht zum Bodenrichtwert abgeben. Vier Euro je Quadratmeter sind ihnen zu wenig.

„Bei allen ist das auf Unmut gestoßen“, berichtet Sascha Wolf, dessen Mutter einen Acker in der oberen Sände besitzt. Stadtwerke-Betriebsleiter Markus Ebel-Waldmann habe bei einer Eigentümerversammlung am 3. Februar kaum mehr als vier Euro geboten. „Und das nach dem Motto: Friss oder stirb“, ärgert sich Wolf: „Das war schon starker Tobak.“

Strom aus erneuerbaren Energien sei sinnvoll, betont Sascha Wolf. Das Ökostrom-Projekt der Stadt dürfe aber nicht zulasten der bisherigen Grundeigentümer gehen. Seine Preisvorstellung: das Zehn- bis 20-Fache des Bodenrichtwerts, also 40 bis 80 Euro je Quadratmeter.

„Wir sind im Gespräch, wir warten noch auf Rückmeldung von der Stadt“, sagt ein anderer Eigentümer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er zeigt sich zuversichtlich, dass sich beide Seiten einigen: „Ich möchte nicht, dass das komplette Projekt scheitert. Ich möchte, dass die Stadt Rodgau diesen Weg geht.“ Allerdings betont er auch: „Es wäre unvernünftig von den Eigentümern, ihre Flächen zum Bodenrichtwert abzugeben.“ Anderswo habe die Stadt auch höhere Preise gezahlt, etwa bei der Rodau-Renaturierung oder vor vielen Jahren beim Bau der Rodgau-Ringstraße.

Vor etwa drei Jahren hatten einige Eigentümer gemeinsam ausgelotet, ob sich „Die oberen Sände“ als Bauland eigneten. Ein Berater kam damals zu dem Schluss, dass das durchaus möglich sei. Die Stadt habe aber kein Interesse daran gezeigt.

Von „konstruktiven Verhandlungen“ spricht Bürgermeister Jürgen Hoffmann gegenüber unserer Zeitung. Allerdings müsse sich jeder Eigentümer darüber im Klaren sein, wo sein Grundstück liegt. „Die oberen Sände“ seien im Regionalen Flächennutzungsplan von 2010 als Grünland ausgewiesen.

Auf der Grundlage dieses Plans habe das Stadtparlament 2011 festgelegt, welche Wohn- und Gewerbegebiete die Stadt Rodgau entwickeln solle – unter anderem das Gewerbegebiet D 30 und das große Wohngebiet Rodgau-West. Damit habe die Stadt noch auf Jahre hinaus genug zu tun.

Mit der Stromproduktion aus Sonnenlicht wolle Rodgau einen Beitrag zur Energiewende leisten, sagt der Bürgermeister: „Es geht nicht darum, dass wir jemandem etwas wegnehmen wollen. Es geht auch nicht darum, dass wir jemanden ärgern wollen.“ Die Stadt frage lediglich ausgewählte Eigentümer, ob sie ihre Flächen fürs Gemeinwohl einbringen wollten: „Wir zahlen ja auch dafür.“

Wie viel die Grundstücke an der oberen Sände wert sein können, zeigte der regionale Gasversorger Maingau Energie GmbH vor Jahren, als er dort Gelände für einen Erdgas-Röhrenspeicher ankaufte. Das Unternehmen sicherte sich knapp vier Hektar zum Preis von 20 Euro pro Quadratmeter.

VON EKKEHARD WOLF