Altstadtbäckerei von Eiff / Bald keine kleinen Handwerksbäcker mehr In Steinheims Altstadt gibt es wieder Brote, Brötchen und frisches Gebäck

Für die HeimatPost stand Albert von Eiff schon mal in der Backstube: Ab heute ist jeweils donnerstags und freitags von 6.30 bis 12.30 Uhr und von 14.30 bis 18 Uhr sowie samstags von 6.30 bis 11.30 Uhr die Steinheimer Altstadtbäckerei geöffnet. beko/Foto: kama

Steinheim (kama) – Die schwere Krankheit ist überstanden und besiegt, die Maschinen geölt und zum Einsatz bereit, die Backstube und der Verkaufsraum renoviert und das Personal bis in die Fingerspitzen motiviert. Und wieder ist der Steinheimer Platz des Friedens mit dem Duft frisch gebackener Brötchen, Stückchen und Brote erfüllt: Die Altstadtbäckerei von Eiff nahm am Donnerstag, 2. Februar, erneut ihren Betrieb auf. An drei Tagen in der Woche, donnerstags bis samstags, gibt es ab sofort frisches Gebäck und zahlreiche, süße Backwaren.

„Das Schicksal hatte mich gezwungen zu pausieren, aber jetzt ist das Gröbste überstanden und ich bin wieder bereit die Öfen zu heizen“, erklärte der Bäcker Albert von Eiff mit großer Vorfreude auf die Arbeit. „Ich wusste nicht, ob das tatsächlich klappt, aber die Wiedereröffnung war ein großes Ziel während meiner Krankheit.

Das kann man nicht so einfach aufgeben. Das gab mir Kraft und sehr viel Halt.“ Besonders stolz ist Eiff auf das Personal, das nicht nur im stressigen Arbeitsalltag zusammenhält, sondern ihm auch während der Krankheit den Rücken freigehalten hat und nun wieder einsatzbereit ist. „Alle meine Verkäuferinnen und Helfer sind mit vollem Elan wieder da.

Es ist schön zu sehen, wie sie sich auf die Arbeit freuen und hinter mir stehen“, erklärte Eiff. Wer früher häufig in der Steinheimer Bäckerei die morgendlichen Backwaren gekauft hat, der kennt die freundlichen Gesichter hinter der Theke und weiß, mit welcher Leidenschaft sie in der Bäckerei arbeiten.

„Unsere Verkäuferin Birgit Komo arbeitet seit fast drei Jahrzehnten in unserem Betrieb. So eine treue Seele findet man heutzutage selten. Birgit gehört hier zur Familie“, sagte Albert von Eiff und betonte die familiäre Atmosphäre der Altstadtbäckerei.

Albert durfte im Bäckerbetrieb seines Vaters bereits als Jugendlicher mithelfen und lernte das Handwerk von klein auf. Das Erzählen über die Nächte, die er neben seinem Vater in der Backstube mit Teig kneten und Brötchen aufsetzen verbrachte, bringt den großgewachsenen Bäcker zum Lächeln: „Meistens freitags half ich aus, damit wir bei dem Ansturm am Wochenende genügend Backwaren hatten. Es war schön gewesen.“

Von seinem Vater habe er viel gelernt und habe trotz technischer Modernisierung des Betriebes noch heute einige Maschinen von damals. „Mein Vater hat noch einen alten Steinbackofen gehabt, den er mit Holz und Briketts befeuert hat. Das war harte Arbeit. Bevor das Backen losgehen konnte, musste er erst mal die richtige Temperatur mit offenem Feuer hinkriegen - das ist nicht einfach“, sagte Eiff, der heute allerdings mit einem großen, elektrischen Ofen mit Steinplatteneinsätzen backt. Die Klappe des alten Backofens ist heute restauriert im Verkaufsraum ausgestellt.

Und auch wenn Albert von Eiff die Vorzüge des technischen Fortschritts und des Know-Hows einer neueren Generation genießt, hat er höchste Bewunderung für die geleistete Arbeit seines Vaters: „Das war schon ein Kunststück; ein Handwerk höchster Klasse.“ Gleichzeitig kritisiert Eiff die Entwicklung des Bäckerberufs und betont das traditionelle Handwerk sterbe aktuell aus: „In zehn bis 20 Jahren gibt es keine kleinen Handwerksbäcker mehr, sondern nur noch Industriebäcker. Den Aufwand möchten viele nicht mehr leisten.“ Doch man darf sich freuen: Im Herzen der Steinheimer Altstadt nimmt die Altstadtbäckerei von Eiff erneut ihren Betrieb auf und steuert dieser Entwicklung entgegen.

Hier wird das Bäckerhandwerk traditionell und mit viel Leidenschaft ausgeübt. „Am Eröffnungsmorgen wird es neben den traditionellen Broten, Brötchen und Backwaren auch Kreppel geben. Da freuen sich die Leute am meisten drauf, weil ich die noch so mache, wie es sich gehört und wie es früher gemacht wurde.“ Doch auch wenn die Öfen wieder heizen und die Steinheimer wieder Schlange stehen: Die ersten Wochenenden werden schwer.

„Auch wenn ich das bereits jahrelang gemacht habe, muss ich mir nach so einer schwierigen Pause die genauen Abläufe wieder ins Gedächtnis rufen. Das ist immer wieder ein logistisches Meisterwerk, dass alle Arbeitsschritte so genau ineinander passen und am Ende alles glatt läuft“, sagte Eiff.

Das frühe Aufstehen oder die nächtliche Arbeit mache ihm nichts aus, es sei eher die noch fehlende Kondition, die ihm Sorgen bereitet: „Der Anfang wird jetzt erst einmal eine Herausforderung sein. Denn um die ganze Nacht zu backen, muss man sich die Kräfte gut einteilen.“ Doch so wie ein guter Brötchenteig, so ist es auch mit der Gesundheit und dem Handwerk: Alles braucht seine Zeit.

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