Eichhörnchenhilfe von Vera Heck und Thomas Becke besteht seit sechs Jahren Rettung für Tiere in Not

Die in Not geratenen kleinen Nager werden in der Eichhörnchenhilfe von Vera Heck und Thomas Becke aufgepäppelt und dann wieder ausgewildert. Bild: Matthias Grünewald

Rodenbach – Es herrscht ein ganz schönes Gewusel in den Volieren. Zumindest dann, wenn es Futter für die kleinen Eichhörnchen gibt. Nur die Bewohner der großen Außenvoliere machen sich ein wenig rar und ziehen es vor, sich unter den Zweigen zu verbergen. Zwölf Eichhörnchen sind gerade bei Vera Heck und Thomas Becke untergebracht. Ein Anblick, der nicht nur Kinderaugen strahlen lässt. Zusammen betreibt das Ehepaar in Oberrodenbach ehrenamtlich die Eichhörnchenhilfe Spessart.

„Alles begann vor sechs Jahren“, erzählt Vera Heck. „Damals lief uns ein Eichhörnchen zu. Über den Eichhörnchen-Notruf gab es erste Informationen, wie man einen solchen kleinen Nager durchbringen kann. Und weil die Tiere in Gruppen aufwachsen, bekamen wir noch ein Zweites dazu“, erinnert sie sich an den Beginn ihrer Eichhörnchenhilfe. Über die Starthilfe ist das Ehepaar inzwischen hinaus. Auch wenn es nicht jedes Tier schafft, so konnten doch einige Hundert Eichhörnchen durch seine Unterstützung gerettet und wieder ausgewildert werden. Wie aber erkennt man ein Eichhörnchen in Not? „Tiere, die Hilfe benötigen, suchen die Nähe von Menschen. Sie laufen uns nach“, so Heck. „Dann kann man die Tiere ruhig anfassen.“ Am wichtigsten sei es, die Tiere warm zu halten, denn häufig sterben die Kleinen an Unterkühlung. Angst vor Tollwut müsse man nicht haben. Deutschland ist ein Tollwut freies Gebiet. Seit dem Jahr 2008 gab es keinen Tollwutfall mehr. Gleiches gelte übrigens für alle Wildtiere.

Und einen weiteren Irrtum gilt es auszuräumen. Oft werde erzählt, dass die eingeschleppten amerikanischen Grauhörnchen die einheimischen Arten verdrängen. Diese „Einwanderer“ kommen allerdings in Deutschland nicht vor, sondern vor allem jenseits der Alpen, etwa in Norditalien, aber auch in Großbritannien. Die Fellfarbe könne dabei täuschen. Denn auch in Deutschland gibt es Eichhörnchen mit einem grauen oder auch dunklen Fell, korrigiert Heck.

Hilfebedürftige Tiere sind meist jene, die aus dem Nest (Kobel) fallen. Zum Beispiel bei einem Heckenschnitt oder bei Baumfällarbeiten. „Oder es sind die verlassenen Kinder von Elterntieren, die von einem Auto überfahren wurden“, erzählt Heck. „Mit drei weiteren Helfern kümmern wir uns dann um die Tiere.“

Eine zeitaufwendige Arbeit, denn: „Wenn sie noch ganz klein sind, müssen sie etwa alle drei Stunden gefüttert werden.“ Gerade im Frühjahr, wenn die Elterntiere Nachwuchs haben, ist Hochsaison in der Auffangstation. Daher sucht die Eichhörnchenhilfe Spessart weitere Unterstützer. Vor allem Fahrer werden benötigt, die ein verletztes Tier zu einem Tierarzt fahren können oder ein aufgefundenes Eichhörnchen abholen, so Heck.

Mittlerweile hat sich das „Eichhörnchenprojekt“ sogar zu einer Akademie entwickelt, die sich auch um Fuchs, Fledermaus und Co. kümmert. Seit Herbst 2023 bildet Vera Heck in der eigens geschaffenen Akademie für Wildtiere und Artenschutz Wildtierpfleger aus. Innerhalb eines Wochenendkurses lernen die Interessenten viel Praktisches und jede Menge Theorie, um eine Sachkundeprüfung beim Veterinäramt nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes zu bestehen. „Dies ist die einzige Einrichtung dieser Art in Deutschland“, berichtet Heck. Über 100 Anmeldungen gibt es bereits.

Dr. Petra Hödl aus Bad Soden hat einen solchen Kurs bereits besucht und ist damit Ansprechpartnerin für Eichhörnchenfragen in Bad Soden. „Aufgrund von Klimawandel kommen Wildtiere immer stärker in Bedrängnis. Ich möchte mithelfen, dass zum Beispiel Eichhörnchen eine Überlebenschance haben“, erläutert Hödl ihre Motive. Ganz ähnlich beschreiben auch Vera Heck und Thomas Becke ihren Antrieb zur Gründung der Eichhörnchenhilfe. „Wir nehmen den Tieren durch zunehmende Bebauung den Lebensraum. Wir möchten mit unserem Engagement daher etwas an die Tiere zurückgeben.“ Und so sitzt Vera Heck auch an Sonntagen am Telefon des bundesweiten Eichhörnchen-Notrufs und nimmt die Anrufe entgegen. Allein 30 Notrufe gingen kürzlich an einem Sonntag innerhalb von zwei Stunden ein, erzählt Heck.

Tiere, die in ihrer Station landen, bleiben dort nicht für den Rest ihres Lebens. Sie werden gepflegt und wieder ausgewildert. „Das machen wir nach der „Soft-Release“- Methode erläutert Thomas Becke. Das heißt, die Voliere bleibt offen und das Eichhörnchen kann so lange zurückkommen, bis es ein eigenes Revier besetzen kann. Oder die Tiere werden an andere Einrichtungen verteilt. Die Eichhörnchenhilfe Spessart ist Mitglied im bundesweit tätigen Eichhörnchen-Notruf sowie bei der Interessensgemeinschaft hessischer Wildtierpfleger. „Wir sind sehr gut vernetzt“, erklärt Heck. Doch nicht nur die Eichhörnchen sind mitunter in Not. Vor allem die Igelpopulationen sind bedroht. Der Igel steht mittlerweile auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Ein Rückgang der Insekten sei nur eine Ursache, erzählt Heck. Leider tragen auch die Mähroboter, die den heimischen Garten pflegen, ihren Teil zur schwierigen Lage der Igel bei. Gerät ein Tier in das Mähwerk, bleibt nicht viel von ihm übrig. Hecks Appell daher: „Wenn schon ein Mähroboter, dann sollte dieser zumindest nicht in der Nacht mähen, denn dann sind die Igel als nachtaktive Tiere besonders viel unterwegs.“

Im Rahmen ihrer Akademietätigkeit bietet Heck auch Info-Veranstaltungen für Grundschulen und Kindergärten an. „Kinder sind sehr daran interessiert, wie wir mit der Natur umgehen“, so ihre Erfahrung. In einer Schulstunde wird mit Videos und Bildmaterial viel Wissenswertes rund ums Eichhörnchen vermittelt.

Wer sich als Fahrer für Eichhörnchen anbieten möchte, kann Vera Heck anrufen. Gleiches gilt für Schulen, die eine Info-Stunde, zum Beispiel im Rahmen des Biologie-Unterrichts buchen möchten. Erreichbar ist sie unter z 0171 5120929. Nähere Infos zur Station auf www.eichhoernchenhilfe- spessart.de.
 grü

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