Künstler reparieren die beschmierte Freiluftgalerie Verein Polymer FM setzt weiter auf Positivbotschaften

Klaus Puth repariert sein von Graffiti-Sprayern zerstörtes Wandbild in Fechenheim. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Mit Kunst im öffentlichen Raum sendet Sabine Lauer vom Verein Polymer FM Positivbotschaften in und für Fechenheim aus. So hat sie zum Beispiel mit Unterstützung des Städtebauförderprogramms „Aktive Kernbereiche“ Mauern entlang des Leinpfads von den namhaften Künstlern Klaus Puth und Guido Zimmermann gestalten lassen. Dann zerstörten Unbekannte die Gemälde, indem sie Schriftzüge auf die Kunstwerke sprühten. Doch Lauer lässt sich davon nicht entmutigen: Sie ist nach wie vor von der positiven Wirkung der Freiluftgalerie überzeugt. Die Kunstwerke werden nun von den Künstlern wiederhergestellt.

Der Cartoonist Klaus Puth, zu dessen bekanntesten Figuren sicher seine witzigen Gänse und die Yoga-Kühe gehören, hat in der vergangenen Woche an der Mauer gegenüber der Haltestelle „Arthur von Weinberg-Steg“ gearbeitet. 2014 bannte der Künstler darauf markante Fechenheimer Bauwerke wie das Rathaus, die Cassella-Farbmühle und Fachwerkhäuser. Hinzu kamen zweifarbige, im Comicstil gehaltene Menschen in Alltagssituationen – etwa beim Radfahren, Essen, Umzug oder Zeitunglesen.

Cartoonist Klaus Puth stellt das zerstörte Kunstwerk wieder her

Zweimal musste der Künstler bisher schon kleinere Schmierereien von Sprayern ausbessern, doch im vergangenen November waren die Beschädigungen eklatant, da an zahlreichen Stellen großflächig herumgekritzelt wurde. „Es gibt große Graffiti-Künstler wie etwa Jean-Michel Basquiat, aber diese wilden Schmierereien haben mit Kunst nichts zu tun“, sagte Klaus Puth. Mit Farbe und Pinsel rückte er den großen, leeren Flächen zu Leibe, wo zuvor ein Facharbeiter die aufgesprühte Farbe mittels Speziallösung und Hochdruckreiniger entfernt hatte. „Das ging runter bis auf das Mauerwerk“, berichtete Puth.

Bei der Reparatur der Motive fügt Klaus Puth noch neue Details hinzu

Die gereinigten Flächen wurden wieder weiß grundiert. Freundlicherweise hatte der Facharbeiter noch die Konturen der abgetragenen Zeichnungen grob nachgezogen. Mit dieser Hilfestellung und dank detaillierter Fotos von den Mauer-Motiven frischte Puth das Gemälde wieder auf. Zudem überarbeitete er dabei gleich noch Makel, die im Lauf der Jahre durch ganz normale Witterungseinflüsse entstanden waren. Auch wurden ein paar Details hinzugefügt, beispielsweise haben verschiedene Bäume mehr Volumen und Struktur erhalten.

Von den Passanten gab es jede Menge positive Rückmeldungen für die Reparatur des Mauerbilds, berichtete Puth. „Aber mir ist aufgefallen, dass die Stimmung vor vier Jahren, als das Bild hier entstanden ist, eine andere war. Damals habe ich oft Begeisterung herausgehört, nämlich dass mit der Kunstaktion gezeigt werde, dass der Stadtteil nicht sich selbst überlassen wird. Dieses Mal hörte ich viel Ärger, Wut und Resignation. Häufig hieß es von den Passanten: Es wird alles immer schlimmer“, schilderte Puth seine Erfahrungen.

Kunst im öffentlichen Raum ist nicht vor Zerstörung gefeit

Die Verärgerung über die Zerstörung seines Kunstwerks war auch bei ihm groß, „aber Kunst im öffentlichen Raum ist nicht davor gefeit“, bewertete Puth die Situation. Sein rund 60 Quadratmeter großes Wandbild in der Stadtbücherei in Mühlheim dürfte vor wilden Sprayern sicher sein.

Guido Zimmermann, der die Mauer auf Höhe der Löhnunggasse mit „Fechenheimer Sportarten“ zu einem Hingucker gemacht hat, hat sich ebenfalls bereit erklärt, die Schäden auszubessern, sagte Sabine Lauer. Sie ärgere sich zwar maßlos über die Schmierereien, aber die Freiluftgalerie in Fechenheim hätte „eigentlich lange gehalten. Richtige Zerstörungswut sieht anders aus“, sagte Lauer, die ihr Konzept der Positivbotschaften aufrecht erhalten will.

Die Schadenshöhe durch die Graffiti-Schmierereien beläuft sich auf rund 6000 Euro

Der finanzielle Schaden beläuft sich bei Puths Cartoon-Mauer auf rund 4000 Euro, etwa 2000 Euro schlagen beim Gemälde von Zimmermann zu Buche. Das Förderprogramm „Aktive Kernbereiche“ übernimmt die Kosten, in denen auch eine abschließende Versiegelung der Bilder zum Schutz vor Graffiti inbegriffen ist.

Verein Polymer FM und die Polizei suchen Zeugen

Gegen die unbekannten Sprayer hat Polymer FM Anzeigen erstattet. Zudem bittet der Verein um Mithilfe: Wer am 1. Juni zwischen elf und 19 Uhr an der Mauer „Sportarten“ auf Höhe der Löhnunggasse Beobachtungen gemacht hat, die mit den Schmierereien in Verbindung stehen könnten, wird gebeten, Sabine Lauer unter Telefon 069 42085828 oder die Polizei unter Telefon 069 75510700 anzurufen.