Beratungs- und Bildungszentrum infrau feiert 40-jähriges Bestehen Für immer stark

Mitarbeiterinnen von infrau bei der Feier zum 40-jährigen Bestehen des Vereins. Bild: Jeannette Faure

Nordend (jf) – „Ich erinnere mich, wie die Theater- und Schreibwerkstätten die Löwin in mir weckten und mich stark machten. Ich erinnere mich, dass Wörter verletzen und heilen. Dank an das infrau-Team und die Powerfrauen für die wertvollen Momente. Einmal stark, für immer stark.“ Diese Sätze sind Teil von Erinnerungen der Frauen, die vom Beratungs- und Bildungszentrum infrau beraten, betreut, bestärkt und ermutigt wurden. Sie waren zu Beginn der Feier zum 40-jährigen Bestehen des Vereins in der Orangerie im Günthersburgpark auf einer großen Leinwand zu lesen und über Lautsprecher zu hören.

„Erinnerungen haben eine besondere Bedeutung, gerade für Migrantinnen“, unterstrich Pantoula Vakelagou, Geschäftsführerin von infrau, und bemerkte: „Ihr seid unsere Heldinnen und bereichert unsere Gesellschaft.“ Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) sagte: „Der Verein infrau hat eine Menge im Leben der Menschen bewegt.“ Er unterbreite bedarfsgerecht und zielgerichtete Angebote und glaube an die Frauen: „Jeder Mensch bringt Chancen mit.“ Bei infrau gibt es eine Kinderbetreuung, ohne die zum Beispiel Deutschkurse für die Mütter nicht möglich wären. Wichtige Angebote seien Schwimmen und Radfahren für Migrantinnen. Das mag banal klingen, sei aber in vielen Herkunftsländern unter Frauen nicht verbreitet. Um solche Kurse anbieten zu können, gäbe es viele Kooperationspartner. Gemeinsam werde so eine Willkommenskultur geschaffen. Josef wünschte dem Verein weiterhin viel Erfolg – und irgendwann die Reparatur des defekten Aufzugs. Wenn sich nun der OB einsetzt, müsste dieses Ärgernis ja bald der Vergangenheit angehören.

„Ihr berührt die Menschen“, würdigte Stadtverordnetenvorsteherin Hilime Arslaner (Grüne) die Arbeit von infrau und übergab einen Scheck in Höhe von 500 Euro. Der She Choir Frankfurt, der seine Wurzeln in England, Deutschland und Neuseeland hat, begeisterte mit zwei emotionalen Liedern, die vom Selbstbewusstsein der Frauen erzählen.

Rosemarie Heilig (Grüne), Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen, freute sich über 40 Jahre feministische und generationenübergreifende Arbeit von infrau: „Ein so langer Zeitraum ist ein Wahnsinnskraftakt. Bleibt am Ball und macht so weiter.“ Infrau habe auf Veränderungen reagiert, hat sich auf die Fragen und Bedürfnisse von Frauen aus mehr als 70 Ländern eingestellt. „Die Töchter der ehemaligen Gastarbeiter sind heute Betreuerinnen bei infrau“, stellte die Stadträtin fest. Auf den Plakaten der Kampagne „Wir trauen uns was“ des Frauenreferats ist Tooba eine von acht starken Frauen. Sie wurde von infrau beraten, als sie nach Frankfurt kam.

Anette Stahl und Ursula Merk gehören zum Vorstand des Vereins. „1984 haben wir mit niedrigschwelligen Angeboten und Beratungen, bei der die Anonymität gewahrt wurde, begonnen. Infrau ist ein sicherer Ort für Frauen aus aller Welt. Damit das so bleibt, sind Gegenwehr und Solidarität erforderlich. Ohne finanzielle Unterstützung wäre die Arbeit nicht zu bewältigen.“

Francisca Palomino Pérez ist eine von acht festen Mitarbeiterinnen des Vereins. Sie ist Tochter einer spanischen Gastarbeiterfamilie. 2020 hat sie sich bei infrau als Bürokauffrau beworben und arbeitet seitdem für diesen Verein: „Ich habe mich dort wiedergefunden.“ Frauenrechte sind ihr wichtig, sie hat Kontakt mit den Besucherinnen von infrau, versteht sich als Brücke zwischen den Frauen und der Verwaltung. Etwa 150 Frauen kommen pro Woche zum Verein. „Meine Arbeit berührt mich jeden Tag, und jeder Tag ist anders“, sagte Francisca Palomino Pérez.