Im Gespräch mit zwei Ehrenamtlichen des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Momente der Freude schaffen

Jacqueline Kühnel aus Friedrichsdorf

Bad Homburg/Glashütten/Friedrichsdorf – Am Freitag, 10. Februar, von 14 bis 18 Uhr öffnet der Ambulante Kinderhospizdienst in Bad Homburg seine Türen für Interessierte. Koordinationsfachkraft Diana Milke hat die Vorbereitungen für den Tag der offenen Tür für ein Gespräch mit Jacqueline Kühnel und Ingolf Backhaus genutzt. Beide engagieren sich ehrenamtlich in der Begleitung von Kindern mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. Warum machen sie das? Im Gespräch haben sie ihre Beweggründe dazu erzählt:

Jacqueline Kühnel ist 23 Jahre alt, Erzieherin aus Friedrichsdorf. Sie erinnert sich: „Ich bin durch einen Freund auf den Kinderhospizverein aufmerksam geworden. An seiner Uni wurde Werbung für den Qualifikationskurs für Ehrenamtliche gemacht. Das fand ich spannend, habe mich informiert und mich dann zum Kurs angemeldet. Die ehrenamtliche Kinder- und Jugendhospizarbeit ist wichtig, um das Thema Tod und Sterben von jungen Menschen mehr in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Ich habe das Gefühl, dass dies noch als Tabu-Thema verankert ist. Für mich gehört Leben und Sterben zusammen, ich möchte Präsenz zeigen und darüber reden, nur so können wir der Angst vor dem Thema entgegenwirken und diese auffangen.“

Ingolf Backhaus ist im Ruhestand, 69 Jahre alt, ein ruhiger, besonnener und liebenswerter Herr. „Ohne Ehrenamt funktioniert unsere Gesellschaft nicht. Ich möchte mich engagieren und das vor Ort!“ erzählt der Glashüttener. „Beweggründe für mich, aktiv beim Kinderhospizdienst mitzuarbeiten, gibt es mehrere: Zum einen ist es die Dankbarkeit, dass unser Sohn bei einem schweren Verkehrsunfall nicht gestorben ist. Zum anderen mag ich einfach Kinder. Sie geben mir das Gefühl, gebraucht zu werden – für einen Elfjährigen ein Begleiter zu sein, gibt mir viel zurück.“

Was ist das eigentlich, das Ehrenamt? Was macht ein ehrenamtlicher Begleiter? Jacqueline Kühnel: „Es werden zusammen mit dem Kind Momente der Freude geschaffen, sei es bei einem Spaziergang, Musik hören oder beim Geschichten erzählen. Die Familie wird entlastet; wenn ich komme, dann nimmt sich die Mama einfach mal eine kleine Auszeit und tankt Kraft. Ich komme einmal in der Woche, unsere Termine vereinbaren wir fest. Ich habe dann zwei Stunden Zeit und freue mich darauf sehr!“

„Für mich ist der Dienstagnachmittag fest für den Besuch in meinem Kalender eingeplant. Ich werde da auch schon sehnsüchtig erwartet – durch die Begleitung habe ich sogar das Spielen an der Spielkonsole lernen müssen“, erzählt Ingolf Backhaus lächelnd: „Ich bin bereit, die Familie in ihrer täglichen schwierigen Situation zu unterstützen oder einfach nur da zu sein und zuzuhören.“

Was macht diese Arbeit mit euch? „Die Kinderhospizarbeit hat mich stärker über das Thema Tod und Leben nachdenken lassen“, sagt Jacqueline Kühnel nachdenklich, „aber nicht negativ behaftet, sondern eher hinsichtlich wie schön es ist zu leben!“

Ist der Tod ein allgegenwärtiges Thema? „Der Tod ist ein Thema, ja“, so Backhaus, „aber manchmal nur ein ganz kleines!“, sagt er schmunzelnd. Er fügt aber hinzu „meine Treffen mit dem Kind und der Familie sind fröhlich und lustig, wir machen viel Quatsch! In der Gruppe der anderen Ehrenamtlichen kann ich mich regelmäßig austauschen, mal einen Rat holen. Auch die Koordinationsfachkraft ist immer für mich da und Supervision habe ich hier auch.“

Die Kinder und Jugendlichen, die begleitet werden, haben eine schwere Erkrankung. Wie wird der Abschied irgendwann sein? Was glauben sie? Ingolf Backhaus wird stiller. „Ich weiß noch nicht, was es mit mir machen wird. Wir hatten in der Zeit der Begleitung auch schon Tiefen und es ging ihm teilweise sehr schlecht. Das tut mir dann sehr leid und nimmt mich auch mit – ich wäre ja kein Mensch, wenn das nicht so wäre. Aber ich bin aufgefangen hier vom Team im Dienst und auch von meiner Frau, die voll hinter meinem Ehrenamt steht.“ Jacqueline Kühnel: „Ich denke, dass ich im Hinblick auf einen Abschied sehr traurig sein und verschiedene Emotionen durchlaufen werde. In der Begleitung wird eine Bindung zu dem Kind und zur Familie hergestellt. Ich habe jedoch die Möglichkeit, hier im Dienst gemeinsam die Trauer auf verschiedene Arten und Weisen zu durchleben. Gleichzeitig möchte ich auch über den Tod hinaus der Familie unterstützend zur Seite stehen.“

Was muss man mitbringen, wenn man sich engagieren möchte? Welche Anforderungen gibt es? „Man muss einfach Lust haben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und bereit sein, sich darauf einzulassen“, so Kühnel, „und natürlich sollte man ein bisschen Zeit haben. Ich schaffe es gut auch neben meiner Vollzeitstelle. Ich kann mein Ehrenamt gut in mein Leben integrieren.“ Voraussetzung zu der Begleitung einer Familie ist der 100-stündige Vorbereitungskurs, der angeboten wird. Regelmäßige Treffen in den Räumen im Gluckensteinweg kommen hinzu. „Es macht wirklich Spaß! Wir sind eine tolle Truppe hier in Bad Homburg“, nickt Ingolf Backhaus, „und wir freuen uns über Verstärkung!“

Apropos: Zum Tag der offenen Tür am jährlichen Tag der Kinderhospizarbeit ist jeder willkommen, der sich informieren möchte und den Dienst kennenlernen will.

Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst (AKHD) begleitet Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Erkrankung ab der Diagnose, im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus.

Die 18 ehrenamtlichen Mitarbeiter sind in der Begleitung der Familien, der Öffentlichkeitsarbeit und im Büro im Einsatz. Für die Familien ist das Angebot kostenfrei. Der Dienst finanziert sich überwiegend durch Spenden. Der AKHD Bad Homburg/Taunus ist einer von über 30 Diensten des Deutschen Kinderhospizverein e.V. mit Sitz in Olpe (NRW). Der Verein gilt als Wegbereiter der Kinderhospizarbeit in Deutschland.

Ansprechbar ist die Koordinationsfachkraft Diana Milke unter Z 06172 9956680, per E-Mail taunus[at]deutscher-kinderhospizverein[dot]de oder unter www.akhd-taunus.de.

Diana Milke

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