Gerd Coordes präsentiert „John Lennon in Pop“ im Bücherturm Punktlandung zum neuen Beatles-Song

Ausgesprochen amüsant und spannend ging es auch nach der Vernissage der Ausstellung mit Erinnerungen weiter: (von links) Gerd Coordes, Laudator Volker Rebell und der Verdener „Zeitzeuge“ Harry Schwertner Bild: Ziesecke

Ober-Roden – Es sollte wohl so sein: Mehrfach musste der Ober-Röder Fotograf und Künstler Gerd Coordes seine Ausstellung „John Lennon in Pop“ verschieben – nun wurde sie just einen Tag nach der sensationellen Neuerscheinung der bearbeiteten John-Lennon-Aufnahme von „Now And Then“ eröffnet. „Besser kann man’s nicht machen“, freute sich denn auch Laudator Volker Rebell, der schon viel mit Coordes zusammengearbeitet hat. Nach der ersten Ausstellung von Coordes 2016 im Bücherturm, die den Rolling Stones gewidmet war, eröffnete Rödermarks Kulturchef Thomas Mörsdorf nun diese zweite rund um John Lennon und die Beatles.

„Sein Song hat die für ihn typische Botschaft: Die Liebe ist das alles Entscheidende, und die Menschen sehnen sich gerade jetzt, 43 Jahre nach Lennons Tod, nach dieser Hoffnung ebenso wie nach dem Frieden, der so sehr fehlt“, sagte Rebell. Innerhalb eines Tages sei der neue Song sechs Millionen Mal angeklickt worden, die Menschen betrachteten es wie die Beatles-Friedenshymne „Imagine“ als Trostspender. „Das ist gerade heute von unschätzbarem Wert. Und diese Botschaft findet man auch in der Ausstellung von Gerd Coordes“, sagte Rebell.

Coordes hat sein erstes Beatles-Bild 1969 mit 19 Jahren gezeichnet: Wie sie wohl mit 60 Jahren aussehen würden, fragte er sich. Die Beatlemania ebbte gerade ab, Coordes zeichnete sie mit sorgenvollen Blicken, mit den Köpfen gerade noch über Wasser.

Fast alle anderen Bilder der Ausstellung sind dagegen digital bearbeitete Fotografien anderer Fotografen, die seine Schwärmerei für den Popkünstler Roy Lichtenstein und den Kunstfotografen Richard Avedon zeigen. Zumeist Porträts, mal John Lennon solo in verschiedenen strahlkräftigen Farben, mal die Viererbande in Pose gestellt, mal Live-Fotos von wahren Gegebenheiten. „Ich verwende überwiegend Fotografien in Schwarz-Weiß als Vorlage, die ich digital mit Farbe gestalte. Dabei wird aber keine künstliche Intelligenz verwendet!“ Was einfach klingt, ist es nicht: Verschiebungen, Überlagerungen, Farbkombinationen, die zwar einzeln gewagt wirken, aber insgesamt hochinteressante Kunstwerke ergeben.

Nach der Vernissage ging’s heiter weiter im Bücherturm: Ein alter Weggefährte, Harry Schwertner, erzählte von seinem unglaublichen Treffen mit John Lennon und seinen zwei Autogrammen, als der Beatle mit Stahlhelm und Blume drauf – streng geheim natürlich – 1969 einen Satirefilm in Verden drehte. Schwertner war elf und vor Ehrfurcht sprachlos, als er Lennon gegenüberstand.

Aus vielen Anekdoten haben die beiden nun eine Dokumentation erarbeitet, die mit einem Vorwort von Volker Rebell im kommenden Frühjahr erscheinen soll.

Die Ausstellung ist bis zum 3. Dezember in den Räumen der Stadtbücherei zu den Öffnungszeiten zu sehen. Extratermine gibt es bei gerdcoordes[at]gmx[dot]de.

Von Christine Ziesecke