Die halbe Welt durchs Objektiv gesehen

Abschied nach Jahrzehnten: Hannelore und Günter Kloos, Bild: ziesecke

Jahrzehntelang haben Hannelore und Günter Kloos den Rödermärkern ferne und nicht ganz so ferne Länder gezeigt. Jetzt verabschieden sich die Fotografen von ihrem Publikum.

Ober-Roden – Die letzten Fotos sind von der Leinwand verschwunden, der Abspann ist gelaufen. Die Ära der großen Diashows mit Hannelore und Günter Kloos ist zumindest in Rödermark vorbei. Viele der regelmäßigen Besucher bedauern dies, auch das Fotografen-Ehepaar selbst nimmt diesen Abend mit gemischten Gefühlen auf. Doch es ist ihr eigener Wunsch: „Ich bin 80, mein Mann ist 84“, begründet Hannelore Kloos. „Durch unser Alter haben wir jetzt nicht mehr genug Energie für selbst organisierte fünfwöchige Reisen wie bisher. Und ehe wir unseren guten Ruf verlieren, reduzieren wir uns jetzt mehr auf nahe gelegene Fotoziele wie etwa den Seligenstädter Klostergarten.“

Das Fotografieren ist gefühlt ewig das große Hobby der beiden, die in Dietzenbach leben. „Mein Mann ist schon 25 Jahre lang im Fotoclub Rödermark engagiert, war da auch schon Meister. Mich dagegen hat immer mehr die Technik interessiert, was man aus Fotos alles machen kann.“ Daher ist Hannelore Kloos erst 2006 mit digitaler Technik ins Vortragswesen eingestiegen. Von da an haben sie zusammengearbeitet – jeder für sich und jeder anders, erstaunlicherweise. Etwa 3000 Bilder haben wir pro Fotoshow gemacht. Es war schön, über die Unterschiede in der Sichtweise zu diskutieren.“

Beide kommen aus technischen Berufen, und da sie außer ihren Reisen keinen kostspieligen Lebensstil haben, sind beide früher aus dem Job ausgestiegen. „Ich habe Fotografieren schon bei meinem Vater kennengelernt. Aber ich hatte genügend eigene Hobbys, ich habe früher viel genäht, eigene Entwürfe und Schnitte gemacht und dazu alles, was in der Zeit so angesagt war: getöpfert, emailliert, Ikebana und so“, erinnert sich Hannelore Kloos. Ein weiteres Hobby ihres Mannes war das Tauchen, das musste natürlich während des Jahres trainiert werden: „Und das hat auch unsere Reiseziele beeinflusst – Malediven oder Ostafrika etwa, zu Zeiten, als dort noch kein derartiger Massenbetrieb herrschte. Wir haben ja immer alles mitgeschleppt.“

Als Individualisten hatten die beiden viel Kontakt zu den Menschen, „das hat unsere Reisen reizvoller gemacht“. Was war am schönsten? „Immer das, was wir uns vorgenommen hatten. Wir konnten immer das sehen, was wir sehen wollten, und wir waren immer begeistert davon. Frank Dörner von der Volkshochschule, in deren Namen wir die Bilder präsentiert haben, hat auch gesagt: ‚Machen Sie als Letztes das Schönste’. Wir haben USA ausgewählt, weil dieses Land vor Farbe nur so strotzt!“

Nur nach Australien haben es Hannelore und Günter Kloos nicht geschafft, obwohl sie in Neuseeland waren. Und in Südamerika waren sie nur in Mexiko. Der Schwerpunkt war Asien und in den vergangenen Jahren Afrika: „Daran hatten wir einen Narren gefressen: Kenia, Tansania. Immer alleine, immer dahin, wo gerade keine großen Touristenströme waren.“ Mit Flugzeug und gemieteten Autos sind sie herumgereist.

Früher, mit der analogen Technik, sind sie auch mal mit 100 und mehr 36er-Diafilmen im Gepäck unterwegs gewesen. Große Probleme gab’s fast nie unterwegs, das einzige hatte es dann allerdings in sich. Während einer Ostsee-Kreuzfahrt nämlich bekam Günter Kloos eine lebensbedrohliche Coronainfektion. „Wir mussten das Schiff verlassen und in Tallin in Estland ins Krankenhaus, ich musste zwei Wochen in einem Hotel bleiben mit allen Sprachschwierigkeiten. Mein Mann hatte Corona schnell überwunden, aber er hat ein schwaches Herz. Doch nach der 14-tägigen Quarantäne wollten sie uns dort ganz schnell loswerden und wir sind nach Hause geflogen.“ Der letzte Vortragsabend für die Volkshochschule im Bücherturm in Ober-Roden ist für das Ehepaar schon mit Wehmut verbunden. „Zum Fotografieren und für Fotoshows fehlt uns vielleicht danach der Antrieb. Aber es ist unsere Entscheidung, immer etwas Neues zeigen.“ Fotografieren ist für Hannelore und Günter Kloos ein Hobby, das man ausüben kann, solange man im Kopf noch beweglich ist, und ein sehr großes Glück. „Wir haben über 30 Jahre den Luxus erleben dürfen, unsere Zeit frei einteilen zu können“, fassen Hannelore und Günter Kloos ihre Reisezeit zusammen. „Doch jetzt sind wir auch froh, nicht mehr unter dem Druck ‚Das müssen wir fertig kriegen.’ zu stehen!“

Von Christine Ziesecke