Zu wenig Brennholz: Händler Boersch kann Nachfrage nicht mehr bedienen „Wir werden förmlich überrannt“

Viel Holz hat Robert Boersch nicht mehr auf Lager. Die Kunden haben auf Monate alles leergekauft.

Offenbach – Das Smartphone von Robert Boersch steht seit Wochen nicht mehr still. Alle paar Sekunden ein Anruf. „Ich kann schon längst nicht mehr alle annehmen“, sagt der Inhaber von Brennholz Boersch. „Alle wollen Holz für den Winter kaufen. Das sind Ausmaße, wie ich sie noch nie erlebt habe. Wir werden förmlich überrannt.“

Dabei kann Boersch längst nicht mehr die Nachfrage bedienen. „Wir haben aktuell Lieferzeiten von drei bis vier Monaten“, sagt er. Dazu kommt, dass die Preise für Brennholz seit Anfang des Jahres durch die Decke gehen. Während im Januar noch der Schüttraummeter Buche bei 95 Euro lag, kostet er aktuell um die 155 Euro. „Das sind aber alles tagesaktuelle Preise“, erklärt Boersch. „Das kann sich ganz schnell ändern.“ Deshalb wisse man nicht, wie teuer eine Bestellung sei, die heute aufgegeben werde.

„Das ist den meisten Kunden aber völlig egal. Die wollen einfach Brennholz für den Winter, weil sie Angst haben, im Kalten sitzen zu müssen.“ Dabei käme es auch schon mal zu unschönen Situationen mit allzu beharrlichen Kunden. „Manche sind richtig sauer, dass ich nicht ans Telefon gehe oder zurückrufe“, sagt Boersch. „Aber das schaffe ich in der aktuellen Situation gar nicht. Das ist keine Absicht.“ Er rät deshalb allen Kunden, per Mail zu bestellen und viel Geduld mitzubringen.

Insgesamt sei die Situation auf dem Brennholzmarkt zur Zeit extrem schwierig. Auf der einen Seite wollten plötzlich viel mehr Kunden aus Angst vor den steigenden Gaspreisen mehr Holz haben, um sich für den Winter abzusichern. „Auf der anderen Seite bekommen wir fast keine ordentliche Ware mehr auf dem Markt, um die Nachfrage auch nur im Ansatz zu bedienen.“ Denn: Ein Großteil wurde bisher aus der Ukraine oder Russland importiert.

Boersch weicht deshalb mittlerweile schon auf Stämme aus, die er sonst als Ausschussware bezeichnen würde. „Dieses Holz brennt zwar genauso gut, lässt sich aber sehr schlecht verarbeiten, weil es krumm ist oder Astgabeln aufweist“, erklärt er. Die doppelte Bearbeitungszeit hätten er und seine Leute damit. „Ich nehme aber zur Zeit einfach alles, was ich auf dem Markt auftreiben kann“, sagt Boersch.

Und auch für die nahe Zukunft hat der Firmenchef wenig Hoffnung. Er geht davon aus, dass sich die Holzpreise noch weiter erhöhen werden. „Ich rechne durchaus mit Preisen von an die 200 Euro für den Schüttraummeter“, prognostiziert er. „Wenn wir dann überhaupt noch genug Holz haben.“

Nähere Infos im Internet gibt es auf der Seite brennholz-boersch.de

Von Christian Reinartz