Städtische Plakatkampagne gegen Gewalt an Frauen Erhebliche Dunkelziffer

Mitglieder des Arbeitskreises gegen häusliche und sexualisierte Gewalt mit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Inga Halwachs sowie Stadträtin Gertrud Marx. Bild: stadt / Georg

Offenbach – Das städtische Frauenbüro und der Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt organisieren auch dieses Jahr Aktionen rund um den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen.

Bis 10. Dezember läuft eine Aktionswoche, in der die Stadtgesellschaft sensibilisiert und ein starkes Zeichen für das selbstbestimmte, gewaltfreie Leben von Frauen gesetzt werden soll.

Laut Bundeskriminalamt waren 2022 in Deutschland 240 547 Menschen Opfer von häuslicher Gewalt, davon waren 71,1 Prozent (171.029 Betroffene) Frauen. 152 Menschen wurden durch den (Ex-) Partner getötet, auch hier waren 87,5 Prozent der Opfer weiblich: Gewalt ist also für viele Frauen tägliche Realität.

Dies bestätigt auch der Blick auf die Zahlen in der Stadt Offenbach: Hier wurden 223 Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen erfasst. Zusätzlich wurden 32 Frauen als Opfer von Stalking und 36 von Vergewaltigung in der Polizeilichen Kriminalstatistik abgebildet. Die Täter sind nicht selten (Ex-)Partner oder männliche Familienangehörige. Fachleute sind sicher, dass diese Zahlen nur die Spitze des Eisbergs abbilden, viele Taten im sogenannten sozialen Nahraum bleiben verborgen und unentdeckt.

An diesem Punkt setzt die Plakatkampagne „Gewalt hat ihre Täter“ an, die im Zuge der Aktionswoche veröffentlicht wird. Die vom Arbeitskreis und dem Frauenbüro entwickelte Kampagne thematisiert das Moment der Dunkelziffer geschlechtsspezifischer Gewalt, insbesondere in Bezug auf die Täter von Stalking, Vergewaltigung und häuslicher Gewalt. Denn die vorliegenden Daten verdeutlichen, dass Stalking, Vergewaltigung und häusliche Gewalt öfter stattfinden, als allgemein bekannt. Das liegt häufig auch an den Opfern, die aus Angst, Scham oder aufgrund von Abhängigkeiten zögern, Anzeige zu erstatten oder Hilfe in Anspruch zu nehmen.

„Unsere Plakatkampagne soll ein Weckruf sein und Licht in die Dunkelheit bringen, da geschlechtsspezifische Gewalt oft im Verborgenen und Privaten stattfindet“, betont die Kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Inga Halwachs.

Weil Gewaltschutz in Offenbach ein ganzjähriges Thema ist, gibt es ein umfangreiches Hilfesystem in der Stadt, das betroffenen Frauen Hilfe und Unterstützung bietet. Dazu gehören Anlaufstellen wie die Fachberatungsstelle für häusliche Gewalt, die Kriseninterventionsstelle, das Frauen- und Kinderhaus des Vereins Frauen helfen Frauen sowie die Beratungsdienste der pro Familia, darunter der Frauennotruf, die Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung und der Halte.Punkt für Kinder und Jugendliche, die sexualisierte Gewalt erlitten haben.

Auch der Weiße Ring mit der Opferberatung und die Täterberatung der Caritas sind wichtige Säulen des Hilfesystems.

Diese und andere Akteure, Polizei, Justiz und Jugendamt sind im Arbeitskreis gegen häusliche und sexualisierte Gewalt organisiert.
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