Kindermann zeigt die Böschung, von der am 1. September der aus dem Schlachthof geflohene Bulle tot in Wasser stürzte, nachdem ein herbeigerufener Jäger ihn getroffen hatte. Zeitweise hatte das gefährlich umherirrende Tier den Bahnverkehr lahmgelegt. Die Feuerwehr zog den Bullen an Land, wo ihn ein Metzger sofort zerlegte.
„Hier haben wir schon mehrere Verletzte aus dem Wasser geholt“, erinnert Kindermann, als es unter der Brücke zum Grünen See durchgeht. Die meisten Jugendlichen dürften schon von Altersgenossen gehört habe, die von Brücken und Klippen in den Rollstuhl sprangen. Manchmal kann die Angst ein guter Ratgeber sein, etwas sein zu lassen, auch wenn es noch so cool wirkt.
Auf dem DLRG-Boot „Irmgard“, schon zu deren Lebzeiten nach der Ehrenbürgerin Irmgard Sondergeld benannt, stehen drei Männer und liegen zwei Fahrräder. Hin und wieder könnte die Geschichte interessant sein, was jemanden dazu bewegte, ein Rad in den See zu werfen.
Meist dürfte es sich jedoch um das Ergebnis eines simplen Gelegenheitsdiebstahls handeln.
Es liegt scheinbar weniger Müll als früher um die Seen. Beim abschließenden Erbsensuppe-Essen beim Angelsportvereins Mühlheim wird Dr. Peter Mayer vom Umweltstammtisch das gleiche auch von der Umgebung am Bahnhof berichten, „vielleicht sind die Menschen etwas bewusster geworden“. Mayer kritisiert jedoch, dass eine Gesellschaft überhaupt, gegen jede Vernunft, Unmengen an Verpackung produziert.
Nicht nur Mühlheimer nehmen teil. Das Bürgeler Ehepaar Ingrid und Felix Schöne hatte von der Aktion in der Zeitung gelesen. Ingrid erzählt, „wenn ich mit dem Hund unterwegs bin, habe ich auch immer Zange und Tüte dabei“.
Auch die Männer von der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde nehmen wieder teil, darunter befinden sich etwa Jamin Ahmad Mohghal und seine jugendlichen Söhne Safeer und Arslan. Die Ahmadiyya-Anhänger treten neben der Trennung von Kirche und Staat für eine Loyalität zu dem Land ein, das sie auf der Flucht vor Verfolgung in Pakistan aufnahm. Dort wird die Gemeinschaft als unislamisch verfolgt.
„Wir machen hier als Ausgleich mit, weil wir von der Stadt für Silvester keine Genehmigung mehr bekommen“, erklärt Raameez Maghal. Das versteht sich nicht von selbst.
Normalerweise hat niemand was dagegen, wenn sich jemand bereit erklärt, irgendwo Dreck wegzumachen, den er selbst nicht verursachte. Schon traditionell kehren Mitglieder der Gemeinde in vielen Städten morgens nach Silvester Böller und Raketen von der Straße.
Dazu braucht es aber eine Genehmigung, „wir hoffen, die zum nächsten Mal vielleicht wieder zu bekommen“.
Zum Zweiten mal ist Hannelore Schulz mit von der Partie. Sie gehört der Gymnastikabteilung der DJK Spvgg. Mühlheim an. Schulz berichtet ebenso, weniger als letztes Jahr gesammelt zu haben, wie Lars Reichert, der mit seiner zweijährigen Tochter unterwegs ist. Die freut sich natürlich über jede leere Chipstüte. Die Mutter fehlt, „meine Frau ist zu Hause und genießt es, mal Zeit für sich zu haben“.
Trotz mancher die dachten, es sei weniger geworden, sammelten die vielen Helfer insgesamt 820 Kilo Müll. Rund 170 mehr als 2017.