Inder gibt ein Einblick in das Leben seiner Heimat Bei einem indischen Essen viel gelernt

Isaac Pulipra (rechts) gibt wertvolle Tipps zu den Zutaten. Am Ende waren alle vom Geschmack begeistert. Foto: m

Mühlheim (m) – Unerträgliche Hitze und dann noch reich gewürztes Essen? Auch in Kerala in Südindien liebt man es scharf, doch Isaac Pulipra vermittelte die Küche seiner Heimat so sympathisch, dass die Teilnehmer an der Aktion im Kontakt-Werk für kurze Zeit die Hitze vergaßen.

Bernd Klotz von den Ehrenamtslotsen hatte die Verbindung zu dem Theologen hergestellt. Pulipra studierte zudem in Frankfurt Soziologie und Marketing, war im indischen Generalkonsulat und in der Medien- und Bildungsarbeit im Indien-Forum tätig. In dem Treffpunkt an der Ludwigstraße bereitete er mit zehn Interessierten ein Gericht aus seiner Heimat zu.

„Das ist kein Tag, an dem man kochen sollte.“ Die Hitze machte selbst dem kleinen, freundlichen Mann mit der dunklen Haut zu schaffen. „In Indien ist es das ganze Jahr hindurch feucht, noch unerträglicher, aber nicht so heiß“, verglich der Gast. „Das ist alarmierend und erschreckend. Nur gemeinsam kann die Menschheit etwas unternehmen und hoffen, dass die Politik die richtigen Eingebungen bekommt“, lächelte er schon fast versöhnlich.

Für die Veranstaltung in Mühlheim hat er ein Gemüsegericht aus der südindischen Küche vorbereitet. „Kerala und Sri Lanka haben eine sehr ähnliche Küche“, lehrt er, „das subtropische Klima ist ein Segen für den Anbau“. Die Gegend sei weltweit bekannt für ihre edlen Gewürze. Die exportierten zuerst die Araber nach Europa, dann waren die Erzeugnisse ein Auslöser für den Kolonialismus.

„Bis dahin waren die Waren sehr teuer, fast wie Gold und Silber, und ein Privileg der Höfe“, lehrte der Hobbykoch. Die Europäer suchten den direkten Handel und gaben sich darum „viel Mühe, um neue Schiffswege zu finden – und haben dabei Amerika entdeckt“. An der Küste Südost-Indiens wurde schon immer gehandelt, die Region war Zwischenlager für chinesische Güter und brachte Wohlstand und Reichtum.

„Die damaligen Herrscher waren liberale Leute, weltoffen gegenüber Migranten, sie durften sich niederlassen“, vernahmen die Zuhörer. Juden seien vor den Römern nach Kerala geflüchtet, eine der ältesten Synagogen stehe dort, auch der Islam und eine urchristliche Gemeinde gelangten auf friedlichem Wege nach Indien. Kerala sei so groß wie Österreich, leide mit 30 Millionen Menschen heute jedoch unter Überbevölkerung.

Isaak reichte Zimt, Nelken, Chilli, Kardamon und Curry in die Runde. Curry bedeute einfach „Gericht“, Pulipra reichte es in Plastiktütchen herum. „In Indien wird alles gekocht, obwohl es keinen Strom gibt. Und nur die Fundamentalisten der Hindus essen kein Rindfleisch“,informierte er weiter. In Südindien gebe es traditionell eine bessere Bildung, die Menschen seien nicht so konservativ. „Es gibt aber auch Gebiete, in denen es lebensgefährlich ist, Rindfleisch zu essen. Über soziale Netzwerke wurde oft der Verdacht verbreitet, Leute haben eine Kuh geschlachtet, was 200 Lynchmorde auslöste.“

Dann griff die Gruppe zu den Messern, Zwiebel, Champignon, grüner Chili und Kochbananen wurden für die Soße geschält und geschnitten. „Bevor es reif ist, gilt bei uns jedes Obst als Gemüse“, unterrichtete der Koch. Es gebe fast 30 Sorten Bananen verschiedener Farben, „eine aromatischer als die andere“.

In der Küche brieten sie Rindfleisch und brutzelten Linsen in Öl zu Papad-Teig. Aus verdünntem Joghurt und Kokosnuss entstand eine Soße und aus Senfkörner ploppten zu Popcorn auf! Das fertige Mahl mundete allen Küchenkräften.