Kabarettist Thomas Hartmann übersetzt Weinlexikon mit hessischem Gebabbel „Net mehr trinke als unbedingt enei geht“

Einen lieblichen Kabarett der Sorte „echt Hartmann“ hat der Heusenstammer Kultur-König Thomas Hartmann den Besuchern im alten Pfarrheim St. Cäcilia eingeschenkt. Foto: pro

Heusenstamm (pro) – Einen lieblichen Kabarett der Sorte „echt Hartmann“ hat der Heusenstammer Kultur-König im alten Pfarrheim St. Cäcilia eingeschenkt.

Sein Wein-ABC buchstabierte er bereits im Groß-Umstädter Wingert, aber läuft der gute Tropfen auch im untergärigen Flachland? – Natürlich läuft’s, mit Pröbchen und der Musik seiner virtuellen Band. Also, „weine nicht, wenn die Reblaus lacht!“.

Leere Phrasen dreschen ist nicht das Ding des Thomas Hartmann. Leere Gläser auch nicht, drum schenkte er an vier Abenden geballtes Wissen ein, alles rund um die Rebe, nicht ganz trocken vorgetragen in launingen Reimen, wie man es aus dem Hause Hartmann aus der Bütt her kennt. Diesmal hat er das Weinlexikon aufgeschlagen und mit einer kräftigen Portion Sprachwitz und hessischem Gebabbel übersetzt.

Da geht es um „F“ wie Federweißen mit seinen Schwebstoffen, die „Flügel verleihen“, und um Flachlagen – Weinberge unter fünf Prozent Gefälle. „G“ wie Grauburgunder? Nein, falsch geraten, liebes Publikum, Gärung ist angesagt, die Umwandlung von Zucker in Ethylalkohol und CO2. „Schon mal Hefekuchen mit Apfelsaft probiert?“ Hartmann ist ein Mann der Praxis, hat sofort ein anschauliches Beispiel parat. „Das CO2 im Körper sucht sich Körperöffnungen - bei Frauen der Mund, weil der sowieso immer offen ist, bei Männer die Ohren, die immer auf Durchzug stehen.“

Dann kommen Trump und Erdogan ins Spiel, bei denen „dauerhaft“ andere Löcher offen stehn – Applaus. Nächste Lektion. Eine Horizontalprobe? Das sei keineswegs eine Weinprobe im Liegen, sondern die Verkostung jahrgangsgleicher Weine. Zeit für eine Kostprobe, eine Alzheimer Frühmesse wird von den charmanten Damen des Hauses Hartmann kredenzt.

Bei jeder Weinprobe seien „Weinaggros“, dabei, aggressiv-provokante Teilnehmer. Deren Eingangsfrage laute, ob’s denn kein Bier gäbe. Dazu lehrt der Dozent später, dass bei Biertrinkern das Gehirn rascher schwinde als bei gelegentlichem Weingenuss. „Also, trinkt wie sonst auch, net mehr als unbedingt enei geht“, lautet die Schlussfolgerung. Kalorien? – Der gelehrte Weinfreund wehrt sich vehement gegen Heidi Klums „Hungerhaken“-Models im Fernsehen: „Marylin Monroe trug Kleidergröße 42“ und sei das Sex-Symbol schlechthin.

Zurück zur Probe. In Südafrika heiße der Sommelier Wein-Consultant, kurz WC. „Trinke’ verbode’“ ordnete einer von ihnen eine Runde aus Pfarrer, Philosoph, Koch und Hartmann an. Im „blind flight“, also ohne das Etikett lesen zu können, beschreibt jeder mit amtstypischen Formulierungen die guten Tropfen. „Duft von Limette und jungem Fliederholz, raffiniertes Understatement“ oder „Potenzial für langes Leben - zu geschmorter Brust von mediterranem Wild“? Hartmann kommt dem edlen Gesöff näher: „Erdige Mineralogie, angenehm spritzig, erinnert an Abgang hinne’“. Treffer, es handelt sich um natürliches Mineralwasser.

Im Programm folgen noch ein paar nicht ganz ernst gemeinte Angriffe auf „Ober-Obertshäuser mit Riesen Schlappmaul“, auf billige Liebfrauenmilch, Faktoren wie Mondphasen, Oechsle, Primitivo, Refractometer. Dazu wird von den Damen der Railroad Red aus Südafrika eingeschenkt. Mit Xinomafro, der meistangebauten Rotweintraube in Griechenland, Yakima, einem Anbaugebiet im Staat Washington, und „Z“ wie Zapfenzieher füllt Hartmann tatsächlich das ganze Alphabet. Ein Prosit dem gehaltvollen Kabarett