Stadt Heusenstamm zeichnet Initiative mit dem Umweltpreis aus Zur Arbeit der „Naturengel“ zählt auch die Aufklärung

Anerkennung für gute Arbeit: Die „Naturengel“ freuen sich über den Umweltpreis, der mit 500 Euro dotiert ist. Foto: Schmedemann

Heusenstamm (liz) – Das Ziel klingt bescheiden und hochgesteckt zugleich: Heusenstamm soll die sauberste Kleinstadt Hessens sein. Angespornt von diesem Leitspruch nehmen jeden ersten Samstag im Monat die Mitglieder der Initiative „Naturengel“ den Müllgreifer in die Hand und machen sich auf, um die Schlossstadt von Unrat zu befreien.

„Eigentlich ist es ganz einfach“, findet Julia Weitzel, Mitglied der Initiative. Seit etwas mehr als einem Jahr ist die Gruppe im unermüdlichen Einsatz gegen den Müll auf den Straßen, am Fahrbahnrand und im Wald.

Der Magistrat der Stadt Heusenstamm hat sich nun dazu entschlossen, die Initiative mit dem Umweltpreis auszuzeichnen.

„In diesem Jahr hat sich schon einiges an der Haltung der Menschen geändert“, findet Bürgermeister Halil Öztas. Mit Blick auf die Tatsache, dass der bislang letzte Umweltpreis im Jahr 2007 vergeben worden ist, zählt der Bürgermeister fast schuldbewusst auf, was sich in der Zwischenzeit vonseiten der Stadt getan hat. Die Fenster des Schlosses seien schon vor Jahren ausgetauscht worden, das Schwimmbad werde schon lange mit Fernwärme gefüttert und die Straßenbeleuchtung werde fast vollständig auf LED-Technik umgerüstet, zählt der Bürgermeister auf.

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„Jede kleine umweltbewusste Tat hat eine Auswirkung“, fährt Öztas fort – so auch jeder Kaffeebecher und jeder Kippenstummel, den die Naturengel auflesen.

Jubel und Freude sind groß, als der Bürgermeister dem ersten Redner der Initiative, Hendrik Fett, die Urkunde überreicht. „Wir werden wahrgenommen, das ist ein gutes Gefühl“, richtet Fett seine Worte ans Publikum im Hinteren Schlösschen, „wir sind aber auch froh, dass die Stadt ihren Teil dazu beiträgt“.

Die Arbeit der Naturengel besteht nicht nur darin, die gesammelten Müllhäufchen von städtischen Helfern fachgerecht entsorgen zu lassen. Der Auftrag der Initiative besteht auch darin, aufzuklären. Das wiederum betrifft nicht nur den eigenen Nachwuchs, der mit teilweise schon mit drei Jahren kräftig anpackt, sondern auch Vorträge rund das Vermeiden von Plastik im Alltag für Erwachsene. „Wir sind dankbar, dass wir hierfür Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt bekommen“, sagt Fett, der selbst kürzlich zu den verschiedenen Facetten des Umweltschutzes referierte.

„Wir wissen, dass wir der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein sind“, sagt Simone Paesler, die als nächste das Wort ergreift. Sie spricht davon, dass sich die Gruppe auch dann nicht verunsichern lässt, wenn sie für jemanden gehalten werden, „der Sozialstunden abzuleisten hat“. Als Symbol der Dankbarkeit – und das zeigt abermals die Bescheidenheit der fleißigen Helfer – überreicht Paesler dem Bürgermeister den „silbernen Greifer“.

Solche Ideen sind dann erfolgreich, wenn Zahnräder ineinandergreifen. Die Gruppe hat sich nach dem „World Clean Up Day“ im September 2018 gefunden und seither vergrößert. „Die Zusammenarbeit mit der Stadt funktionierte von Anfang an“, erinnert sich Julia Weitzel. Im Heimat- und Geschichtsverein haben die Naturengel ihren Schirmherren gefunden. Schatzmeisterin Gertrude Sietzy erläutert: „In unserer Satzung steht auch der Umweltschutz – da war es gar keine Frage, die Naturengel als Abteilung aufzunehmen.“ Paesler freut sich über die Unterstützung und Anerkennung. Es sei ein Langzeitprojekt und man beginne oft von vorne. Ernüchterung, wenn es nach wenigen Tagen am Straßenrand wieder vermüllt ist? „Nein, wir machen weiter.“