Wenn die Lachtränen nicht trocknen Gelungener Loriot-Abend im Theater Schöne Aussichten

Nur bedingt freiwillig zum Opfer einer Blinddarm-Entfernung mit Küchenbesteck durch seine vermeintlich medizinisch geschulte Schwägerin Elfriede Grötzmann wurde Reinhard Brandtner, im bekannten Sketch „Heimoperation“. Foto: Dreger

Dietzenbach (sd) – „Das Ei ist hart“, war der Titel des Gesamtkonzeptes, mit dem unlängst eine ganze Reihe von Sketchen des großen Humoristen Viktor von Bülow, besser bekannt als Loriot, auf die Bühne des Theaters Schöne Aussichten in der Schäfergasse in Dietzenbach kam. „Loriots dramatische Werke“ wurden dabei liebevoll und innovativ zelebriert.

In Gestalt von Reiner Wagner und Alexandra Bentz, kamen sowohl die skurrilen Geschichten des Ehepaars Hoppenstedt zum Vorschein, als auch Interviews mit einem Astronauten, der die Welt noch nie von oben gesehen hat, oder einem Schauspieler, dessen vermeintliche Maske, die er der Interviewerin zu liebe einmal abnehmen sollte, sich peinlicherweise als das echte Gesicht herausstellte.

Skurrile Interviews mit Schauspieler und Astronauten

Mit der Zusammenfassung einer englischen Fernsehserie hatte die Schauspielerin Alexandra Bentz, ebenso wie einst Evelyn Hamann selbst, mit dem für die englische Sprache typischen „th“, ihre ganz eigenen Schwierigkeiten. Bei der Erklärung, wie die Vermietung des Landsitzes North Cothelstone Hall, von Lord und Lady Hesketh-Fortescue, mit ihrem Onkel Jasper Fetherston, und dessen Besitz Thrumpton Castle, das zur Zeit an Lord Molesworth-Houghton vermietet ist, zusammen hängt, kam die Erzählerin an die Grenzen der möglichen Aussprache. Keinem verständlichen Wort mehr mächtig, musste sie schließlich völlig entmutigt von der Bühne geführt werden.

„Hier ging dann nichts mehr“, sagte Zuschauerin Sylvia Amthor. „Um die Atemnot durch meinen Lachanfall wieder in den Griff zu bekommen kam erst mal mein Asthmaspray zum Einsatz“.

Dafür, dass die Lachtränen nur langsam trockneten, sorgte auch das folgende Interview des eigentlich 66-jährigen Rentners Erwin Lindemann, der über seinen Lottogewinn von 500000 D-Mark, sowie eine geplante Reise nach Island, eine Papstaudienz in Rom und eine gemeinsame Boutique mit seiner Tochter erzählen sollte. Durch etliche technische Störungen völlig aus dem Konzept gebracht, sprach er zum Schluss davon, seit 66 Jahren in Rente zu sein und von einer Boutique, die seine Tochter zusammen mit dem Papst in Island eröffnen möchte.

Nur bedingt freiwillig zum Opfer einer Blinddarm- Entfernung mit Küchenbesteck durch seine vermeintlich medizinisch geschulte Schwägerin Elfriede Grötzmann wurde Reinhard Brandtner, im bekannten Sketch „Heimoperation“.

Auch eine stilecht nachgebaute Badewanne spielte eine große Rolle auf der Bühne. „Mit Ihnen teilt meine Ente das Wasser nicht“, war der entscheidende Satz, der den Disput, zwischen Wagner als Müller-Lüdenscheid und Julius Schleheck als Dr. Klöbner, rund um fremde Badewannen und das Baden ohne Wasser, zum Höhepunkt des berühmten Loriot Sketches brachte.

Viel Spaß mit den Absurditäten des Alltags

Das Bühnenensemble transportierte die Zwerchfell erschütternden Dialoge rund um das Eheleben, ein zu hartes Frühstücksei oder die Absurditäten des Alltags mit seinem ganz eigenen Charme so treffsicher zu den Lachmuskeln des Publikums, das auch Loriot selbst sicher viel Freude an der Interpretation seiner Werke gehabt hätte