Vandalen gefährden Wohnprojekt in ehemaligem Seniorenheim-Gebäude Blinde Zerstörungswut

HZ-Bau-Geschäftsführer Michael Hohley vor den zerstörten Panorama-Fenstern des ehemaligen Schwimmbeckens. Bild: hampe

Klein-Krotzenburg – Die großen Panoramafenster zum alten Schwimmbecken sind zerborsten, überall im Gebäude liegen Glasscherben auf dem Boden, noch neu verpackte Neonröhren sind zerstört. Unbekannte haben in der vergangenen Woche ein Bild der Verwüstung in dem seit einigen Jahren leer stehenden Gebäudetrakt auf dem Gelände des Klein-Krotzenburger Seniorenheims Agaplesion Simeonstift hinterlassen. Zwischen Donnerstag, 16 Uhr, und Freitag, 11 Uhr, hätten offenbar mehrere Personen ihrer „blinden Zerstörungswut“ freien Lauf gelassen, teilte die Polizei gestern mit.

Mehrere Glas-Eingangstüren wurden in den drei Gebäudeteilen eingeschlagen – offenbar auch mit Waschbetonplatten, die die Täter vom Flachdach des Hauses genommen haben sollen. In mehreren Räumen seien Waschbecken und Toilettenschüsseln zerstört, Löschschläuche aus der Wand gerissen wie auch die Zentralheizung beschädigt worden, so die Polizei. Darüber hinaus wurden die Wände beschmiert und Gegenstände, die sich noch in den Gebäuden befanden, wie Fernsehgeräte und Rollstühle, durch die Gegend geworfen und zerstört.

Den entstandenen Schaden schätzt die Polizei derzeit auf rund 140 000 Euro. Für die Seligenstädter Firma HZ-Bau ist das ein immenser Schlag. In dieser Woche sollten in den Gebäuden die Sanierungsarbeiten beginnen, erzählt Geschäftsführer Michael Hohley. Insgesamt 120 Appartement- und seniorengerechte Wohnungen sind auf dem Gelände geplant. Bereits 2017 hatte das Unternehmen der Gemeinde die Pläne für das Areal vorgestellt. Ursprünglich war dort auch von Abriss die Rede. Zwölf frei stehende Gebäude mit etwa 100 Wohnungen sollten anstelle der ehemaligen Seniorenheim-Gebäude neu gebaut werden.

Von diesem Plan war das Unternehmen jedoch abgewichen. „Durch die Energiekrise und den Ukraine-Krieg ist der Wohnungsbaumarkt zusammengebrochen. Es gibt aber eine riesengroße Nachfrage nach günstigem Wohnraum“, sagt Michael Hohley. Statt des Abrisses sollten daher nun die bestehenden Gebäude saniert werden. 18 Monate hatte sich das Unternehmen dafür als Zeitplan gesetzt, im ersten Bauabschnitt waren 40 Wohnungen vorgesehen, insgesamt 120.

Ob und wann es dazu nun noch kommt, ist unklar. „Aktuell habe ich, ehrlich gesagt, die Lust verloren. Wir wollten das Areal revitalisieren, aber der Aufwand ist jetzt natürlich deutlich größer“, sagt Hohley. Während für einige Gebäudeteile eine energetische Sanierung geplant war, sollte an anderen Stellen der alte Bestand erhalten bleiben. Dieser ist jetzt allerdings zerstört. Die genauen Auswirkungen könne Hohley noch nicht absehen. Das bestehende Konzept müsse er jetzt aber über den Haufen werfen. „Ich habe ja auch Leute beschäftigt, die dort arbeiten sollten“, spricht der Geschäftsführer sogar von einer existenzbedrohenden Situation.

Die Polizei hat ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch eingeleitet. Fragen wie nach dem Motiv der Tat seien derzeit noch unbeantwortet. Spuren seien vor Ort gesichert worden. Zusätzlich zur Polizei hatte beim Einsatz vergangene Woche auch die Feuerwehr anrücken müssen, da die Täter auch Chemikalien wie Farben, Lacke und Druckertoner ausgeleert hatten, die beseitigt werden mussten. Zeugen, die Hinweise zum Vandalismus geben können, melden sich unter z 06182 8930-0 bei der Polizei in Seligenstadt.

Von Laura Oehl