Auf den Friedhöfen in Roßdorf und Bruchköbel mehren sich die Diebstähle Das ist kein Kavaliersdelikt

Auf dem Friedhof in Roßdorf ist es zuletzt häufiger zu Diebstählen gekommen: zuletzt vor Muttertag. Die Bürgermeisterin rät, solche Fälle zur Anzeige zu bringen. Die Störung der Totenruhe sei kein Kavaliersdelikt. Bild: holger weber-stoppacher

Bruchköbel – Das erste Mal geschah es im März. Damals hatte Heidemarie Müller (der Name wurde auf Wunsch der Betroffenen geändert) gerade eine besondere Hyazinthe auf das Grab ihres Mannes auf dem Roßdorfer Friedhof gepflanzt. Am nächsten Tag war sie weg. „Da bin ich stutzig geworden, habe mich gefragt, wie das denn sein kann. Aber auf die Idee, dass sie jemand mutwillig weggenommen hat, bin ich zunächst nicht gekommen“, berichtet die 72-Jährige. Zu Ostern dann passierte jedoch dasselbe noch einmal. Die schön dekorierte Schale, die sie anlässlich der Feiertage auf das Grab gestellt hatte, war schon am nächsten Tag wieder leergeraubt. Zuletzt wurde ihr am Muttertag eine Hortensie gestohlen.

An jenem Tag wurden gleich mehrere Diebstähle auf dem Friedhof gemeldet. „Offenbar brauchte da noch jemand ein Muttertagsgeschenk“, vermutet ein Anwohner des Roßdorfer Friedhofs gegenüber unserer Zeitung.

Tatsächlich sind insbesondere der Neue Friedhof und der Friedhof in Roßdorf von Diebstählen von Grabschmuck betroffen, wie die Stadt Bruchköbel auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Dieser Rückschluss lasse sich daraus ziehen, dass aus diesen Bereichen viele Bürgerinnen und Bürger in der Friedhofsverwaltung anriefen und von Diebstählen erzählten. Dabei reiche die Vielfalt der gestohlenen Pflanzen vom Buchsbaum, der ausgegraben werde, bis zum frischen Blumenschmuck, der in einer Vase stehe. Dieses Thema sei schon seit Langem präsent. „Allerdings geschehen die meisten Diebstähle wohl außerhalb der Arbeitszeit der fünf städtischen Friedhofsmitarbeiter, die für die sechs Friedhöfe zuständig sind“, heißt es bei der Stadtverwaltung. Auch die Gießkannen auf den Friedhöfen sind vor Dieben nicht sicher. Das Problem mit dem Diebstahl von Grabschmuck gebe es in allen Kommunen, in größeren Städten seien die Vorfälle sogar noch zahlreicher. „Wer Grabschmuck wie Grabbepflanzung, Grablichter, Figuren oder Ähnliches entwendet, begeht einen Diebstahl und stört die Totenruhe. Beides sind keine Kavaliersdelikte, sondern Straftaten. Diese können zur Anzeige gebracht und geahndet werden“, betont Bürgermeisterin Sylvia Braun und rät betroffenen Angehörigen, zur Polizei zu gehen und die Fälle zur Anzeige zu bringen.

Die Verwaltung werde prüfen, ob es möglich sei, eine verstärkte Präsenz von Ordnungsamt oder Stadtpolizei auf den zwei besonders betroffenen Friedhöfen zu realisieren.
 how