„Stadt, Musik und Horror“ als Thema bei Romantik lesen Spannende Romantik im Museum

Stefan Wilkening (von links), Roland Borgards, Christiane Holm und Hans Richard Brittnacher sprechen über Stadt, Musik und Horror. Foto: Mohr

Altstadt (zmo) – „Romantik lesen: Stadt, Musik und Horror“: Unter diesem Titel hatte das Freie Deutsche Hochstift in den Arkadensaal des Goethe-Museums zum Gespräch, zur Lesung und Vorstellung von drei neuen Bänden über die Romantik eingeladen. Die Epoche – von Ende des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts – sollte literarisch dargestellt werden.

In der Zeit von 1795 bis 1840 beherrschte in Europa Napoleon das Geschehen, die Industrialisierung brachte elementare Veränderungen, ebenso die Auflösung und Wiederherstellung des Heiligen Römischen Reiches und die Französische Revolution, die es schaffte das gesamte europäische Gesellschaftssystem durcheinanderzubringen. Das alles hatte wahrlich nichts mit der Romantik im heutigen Sinne zu tun. Aber es gab in dieser Zeit auch Dichter und Denker, die nicht in den Schützengräben lagen, sondern sich der Literatur verschrieben und die Epoche lyrisch dokumentierten. Zu diesem Thema hatte das Hochstift eine hochkarätige Gesprächsrunde eingeladen. Mit Roland Borgards vom Institut deutscher Literatur, Christiane Holm vom Germanischen Institut Halle, Hans Richard Brittnacher, Literaturwissenschaftler, und Stefan Wilkening, Theater-Schauspieler aus München. Über Goethe selbst, der in der Zeit der Romantik lebte, wurde kaum gesprochen. Er war kein Romantiker und teilte dies auch auf seine Art kund: „Romantik ist krank“ sagte aus, was er davon hielt.

Der Epochenwandel des 19. Jahrhunderts zeigte sich nirgendwo so umfassend wie in der Stadt. Als Ort der Modernisierung wurde sie zur sprudelnden Inspirationsquelle für neue Themen der Literatur. Für Roland Borgards und Christiane Holm ein Thema, über das an diesem Abend angeregt diskutiert wurde. Von Paris, über London und Berlin erfuhren die Zuhörer, was Carl Gustav Carus, Heinrich Heine und andere Kollegen über die Städte aus dieser Zeit zu sagen hatten. Stefan Wilkening zeigte sein schauspielerisches Können, um dem Publikum die lyrische Darstellung der Dichter vorlesend nahezubringen.

Das galt auch für die Musik in der Romantik. Hier stellt schon E.T.A Hoffmann fest, dass Musik die romantischste aller Künste sei. Sie hat für Romantiker transzendierende Fähigkeiten, mit denen sie das unendliche und das wesentlichste der Dinge hörbar machen kann. Auch den Instrumenten gilt das Interesse der Romantiker, um den Ursprung himmlischer Tonbildung zu finden oder ihnen – wie Hector Berlioz – ein humoristisches Eigenleben einzuhauchen. Das gelang Wilkening mit einer sehr eindrucksvollen Interpretation eines Klarinettenkonzertes des Komponisten.

Es blieb zum Schluss der Horror in der Romantik: Für Hans Richard Brittnacher bedeutete er den „Ästhetischen Ausnahmezustand in dieser Epoche“. Brittnacher, der sich mehr als 20 Jahre mit dem Horror in der Romantik beschäftigt hat, teilte dem Publikum mit, dass er „noch nie so viel Blut und Verstümmelungen und Grausamkeiten erlebt habe, wie in den Geschichten zu diesem Thema.“ Die Zuhörer bekamen bei der von Wilkening vorgetragenen Erzählung „Die schwarze Spinne von Jeremias Gotthelf“ dann mit, was Brittnacher meinte, und, was den Horror-Schreibern in der Romantik durch den Kopf gegangen ist.