Auf Entdeckungsreise in den Frankfurter Stadtteilen Sachsenhausen: Die Fortsetzung der Tour

Der so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaute Goetheturm.

Frankfurt (sh) – Nennt man einen Frankfurter Stadtteil, hat fast jeder ein bestimmtes Wahrzeichen, etwas für den Stadtteil Typisches oder auch ein Klischee vor Augen. Redakteurin Sabine Hagemann hat die Frankfurter Stadtteile besucht, sie erlaufen, auf sich wirken lassen und sich umgeschaut, was es dort neben den üblichen Sehenswürdigkeiten noch so gibt.

Mit dem zweiten Teil der Sachsenhausen-Tour starte ich im Wald, genauer gesagt am Stadion, das jetzt „Deutsche Bank Park“ heißt, aber für viele Frankfurter immer das Waldstadion bleiben wird. Eintracht-Fahnen wehen, Fußball wird dort großgeschrieben, aber entlang der Otto-Fleck-Schneise befinden sich noch zahlreiche Sportverbände – darunter der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Turner-Bund und der Landessportbund Hessen.

Über den Schützenweg laufe ich zum Tiroler Weiher. Dort steht die Jupitersäule, die statt eines römischen Gottes das Frankfurter Grüngürteltier ehrt. Gegenüber an einer Treppe halten steinerne „Treppentiere“ in Schützentracht mit Flinte und Schild Wache. Auf meinem weiteren Weg zum Stadtwaldhaus passiere ich auch einen sogenannten Schießwall, auf den bemooste Steinstufen hinaufführen. Es handelt sich um Überbleibsel des 1863 angelegten „Bürgerlichen Schießstands“.

Im Stadtwaldhaus und der Fasanerie wird Lehrreiches über die heimische Flora und Fauna anschaulich vermittelt. Weiter geht’s über die Oberschweinstiegschneise in Richtung Jacobiweiher. Wo sich der Weg gabelt, gehe ich allerdings erst einmal nach links zum Königsbrünnchen – eine mit Natursteinen eingefasste Quelle. Das Wasser riecht nach faulen Eiern, was vom darin enthaltenen Schwefelwasserstoff herrührt. Den Steinen hat das Eisenoxydhydrat aus dem Wasser eine rötlich-orange Färbung verpasst.

Jetzt ist der Jacobiweiher dran. Dort begegnet man Objekten der Reihe „Komische Kunst im Frankfurter Grüngürtel“: F. K. Wachters „Pinkelbaum“ rächt sich dafür, dass man an ihm seine Blase erleichtert, indem er (Wasser) zurückpinkelt und auch die „Eule im Norwegerpulli“ ist am Jacobiweiher zu Hause. Am Parkplatz Oberschweinstiege führt eine überdachte Holzbrücke über die Darmstädter Landstraße und in Richtung Waldlehrpfad. Ich marschiere in Richtung Grastränke. Diese war einst eine künstlich angelegte Tränke für Weidetiere, inzwischen wurde dort eine Vogelschutzanlage eingerichtet. Nicht allzu weit entfernt befindet sich auch der Scherbelinoweiher, da dieser aber durch die angrenzende ehemalige Mülldeponie für Haus- und Industriemüll „Monte Scherbelino“ mit Schadstoffen belastet ist, ist er nur bei offiziellen Führungen zugänglich, ebenso wie der inzwischen begrünte Müllberg selbst.

Am Parkplatz Grastränke überquere ich die Babenhäuser Landstraße und mache mich auf den Weg zum Maunzenweiher in der Nähe des Wendelswegs. Der ist zwar nur rund zwei Hektar groß, verfügt aber über zwei Inseln und ist ein lauschiges Plätzchen – geeignet für alle, denen es am Jacobiweiher zu trubelig ist. Über den Wendelsweg geht es dann weiter zum Goetheturm. Der hölzerne Aussichtsturm und eines der Frankfurter Wahrzeichen wurde 2017 durch Brandstiftung zerstört und so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaut. Seit Frühjahr 2021 kann man wieder die knapp 200 Stufen hinaufkraxeln und die tolle Aussicht genießen. Im Herbst und Winter ist der Turm geschlossen.

Weiter geht es den Wendelsweg entlang zum Seehofpark. Oberflächlich gibt es reichlich Spielmöglichkeiten für Kinder, aber die Grünanlage befindet sich zudem auf einem Quellgebiet. Früher gab es dort Fischteiche, später wurde ein Wasserwerk in Betrieb genommen. Ich mache einen Schlenker Richtung Norden und komme über die Offenbacher Landstraße zur Alten Seilerei. Auf dem Gelände der ehemaligen Seilfabrik ist ein Kulturzentrum entstanden. In unmittelbarer Nähe zu Oberrad befindet sich die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen, deren hübscher Park auch für Besucher geöffnet ist.

Da es schon früh dunkel wird, geht es dann am nächsten Tag über den Mühlberg zum Hühnerweg, wo sich das Willemer-Häuschen befindet. Das schmucke, dreistöckige Gartenhaus erinnert an Goethe und an seine Begegnungen mit Marianne von Willemer. Das Häuschen und die Ausstellung können immer sonntags besichtigt werden – außer im Winter. Ich verlasse den Hühnerweg über einen Pavillon mit Treppenaufgang, der Bestandteil einer historischen Böschungsmauer aus dem Jahr 1907 an der Offenbacher Landstraße ist. Das Bauwerk ist faszinierend und von dem Türmchen hat man eine tolle Aussicht.

Ich besuche am Hainer Weg den neuen Henninger-Turm – dort, wo damals das Getreidesilo und Aussichtsturm der Henninger-Bräu AG stand, wurde ein modernes Wohnhochhaus errichtet, das in seiner Form an den damaligen Henninger-Turm erinnert. Von dort ist es auch nicht weit zur Binding-Brauerei AG, die zur Radeberger-Gruppe gehört. Tatsächlich weht dort ein malziger Duft durch die Straßen –noch. Die Radeberger-Gruppe kündigte an, den Binding-Standort in Sachsenhausen aufzugeben. An den Gebäuden der Brauerei sind Transparente zu sehen, die den Erhalt der Arbeitsplätze fordern.

Nächste Station ist „Die Fabrik“ im Mittleren Hasenpfad. Wo einst Öle abgefüllt wurden, wird nun ein kulturelles Programm geboten. Über die Mörfelder Landstraße gelange ich zum Waldspielpark Louisa, der besonders im Sommer mit seinen Wasserspielanlagen begeistert. Begibt man sich vom Park Louisa zum Main, gelangt man zum riesigen Universitätsklinikum Frankfurt am Theodor-Stern-Kai. Ein Teil des Geländes mit Kliniken, Instituten und Forschungseinrichtungen befindet sich in Niederrad.

Über den Bischofsweg durchquere ich den noblen und gepflegten Lerchesberg, bevor ich den Südfriedhof erreiche. Unterwegs passiere ich an der Darmstädter Landstraße den Boehlepark mit einem Trinkwasserbehälter in Form eines Sandsteingebäudes – ähnlich wie im Wasserpark im Nordend. Da das Bauwerk sanierungsbedürftig ist, wurde der Boehlepark 2004 für Besucher geschlossen. Zur Sachsenhäuser Warte ist es nun nur noch ein Katzensprung. Ich unternehme einen kleinen Spaziergang auf dem Südfriedhof und bewundere den Kontrast, der sich mir beim Blick vom Friedhof auf den ehrwürdigen Kuppelbau des Portals bietet, hinter dem sich die futuristischen Hochhaus-Betonburgen des Sonnenrings auftürmen. Mit reichlich Material kehre ich wieder nach Hause zurück.

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