Literaturveranstaltungen der Frankfurter Bürgerstiftung zur Buchmesse Von Heidis Welt und Pflanzen

Mit Herausgeberin Judith Schalansky ( Bild: Michela Di Savino/p

Nordend-West (red) – Wenn die Buchmesse ihre Türen schließt, lädt die Frankfurter Bürgerstiftung zu einer abendlichen Fortsetzung des Literaturerlebens ins Holzhausenschlösschen, Justinianstraße 5, ein. So sind in der Buchmessewoche vier Veranstaltungen mit vielfältigen Themen, entdeckenswerten Autoren, spannenden Neuerscheinungen und besonderen Verlagen geplant: Am Montag 16. Oktober, 19.30 Uhr, stellt Christian Thomas, Leiter des Feuilletons der Frankfurter Rundschau von 2010 bis 2021, „Eine kleine Ukraine-Bibliothek“ vor. In der gleichnamigen Reihe bespricht der Kulturjournalist seit Sommer 2022 literarische Werke aus der Ukraine sowie Sachbücher und gibt damit Impulse, das in seiner kulturellen Eigenständigkeit lange ignorierte Land durch literarische Stimmen tiefer zu erschließen. Sein Vortrag behandelt unter anderem Bücher von Serhij Zhadan, Juri und Sofia Andruchowytsch, Katja Petrowskaja, Oleksij Tschupa und Tanja Maljartschuk.

Seit mehr als einem Jahrhundert strahlt Johanna Spyris „Heidi“ auf Kunst und Populärkultur in der ganzen Welt aus. Im Mai hat die Unesco das Heidi-Archiv der Heidiseum Stiftung als Weltdokumentenerbe anerkannt. Peter Büttner, Archiv-Leiter und Präsident der Stiftung, wird sich am Dienstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr, in seinem Vortrag „Heidi in Frankfurt“ der literarischen Figur von sozialpsychologischer Seite nähern. Heidi erfährt den Prozess der Zivilisation als seelische Erschütterung. Sie erfährt aber auch, woraus die urbane Welt besteht: Aus Menschen mit unterschiedlichen Vorstellungen, Gefahr, Gemenge, Kommunikation und steter Veränderung. Heidi wird in Frankfurt misstrauisch empfangen. Aus Sicht von Fräulein Rottenmeier ist sie ohne Kultur, während Klara die Freundschaft mit ihr als Glück empfindet. Heidi hingegen, die an Rilkes Panther hinter tausend Stäben erinnert, verkümmert und wird zurück in die Schweiz geschickt. Dass dieser Integrationsversuch an der Software der urbanen Zivilisation scheitert, ist ein zentrales Motiv dieses „Großstadtromans“.

Am Mittwochabend, 18. Oktober, 19.30 Uhr, ist der Verlag „Matthes & Seitz Berlin“ zu Gast im Holzhausenschlösschen, dessen seit zehn Jahren erscheinende Reihe „Naturkunden“ in Veranstaltungen der Frankfurter Bürgerstiftung unter dem Titel „Frankfurter Naturkunden“ vorgestellt wird. Bei den aufwendig gestalteten Büchern, die eine leidenschaftliche Erkundung der Natur aus unterschiedlichen Perspektiven vornehmen, handelt es sich sowohl um Tierporträts als auch um Klassiker des Nature Writing, Sachbücher und Bildbände. Zusammen mit Herausgeberin Judith Schalansky werden die Autorin Jutta Person und der Autor Stephan Wunsch in Lesung und Gespräch Einblicke in die porträtierten Tier- und Pflanzenwelten geben.

Einem weiteren besonderen Berliner Verlag ist die Veranstaltung am Donnerstag, 19. Oktober, ab 19.30 Uhr, gewidmet. Als „schönste Verlagsgründung seit Langem“ bezeichnete die Süddeutsche das Kulturelle Gedächtnis. Das Programm: Literarische (Wieder-)Entdeckungen von Voltaire bis zu privaten Briefwechseln von DDR-Bürgern sowie opulent gestaltete, erhellend-unterhaltende Bücher zur Kulturgeschichte. Verlagsgründer Thomas Böhm stellt die vielfach preisgekrönten Bücher des Verlags vor, insbesondere die Neuerscheinung „Die Wunderkammer des Lesens“ – eine Geschichte des Lesens von Catull über Franz Kafka und Virginia Woolf bis in die Gegenwart, die zugleich viele Anleitungen gibt, wie man das eigene Lesen bereichern kann.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Anmeldungen gehen bitte für den 16., 17. und 19. Oktober über die Website der Frankfurter Bürgerstiftung auf frankfurter-buergerstiftung.de und für den 18. Oktober per E-Mail an lesungen@ matthes-seitz-berlin.de.