Zeit der Wunsch-Päckchen beginnt

Lidya Ieshou (von links), Christine Noth, Thomas Ziegler, Barbara Scharf und Sarah Sorge zeigen erste Geschenke. Foto: Faure

Nordend (jf) – Am festlich geschmückten Weihnachtsbaum im Frankfurter Kinderbüro hängen in diesem Jahr nicht nur bunte Kugeln, sondern auch wieder diverse Wunschzettel. Und damit startet nun offiziell die 20. Weihnachtsaktion der Einrichtung, bei der Frankfurter Bürger kleine Kinderträume wahr werden lassen.

Tatsächlich haben die Mitarbeiter bereits im September mit den Vorbereitungen begonnen: Kontakte zu Kindertagesstätten, Übergangsheimen und Frauenhäusern wurden aufgenommen. Das Kriterium: 80 Prozent der Familien, die von den Einrichtungen betreut werden, müssen Transferleistungen erhalten. In diesem Jahr sind das 85 Häuser, in denen die Jungen und Mädchen auf besonderem Weg bedacht werden. „Wird eine Einrichtung ausgewählt, werden alle Kinder beschenkt“, erklärt Christine Noth vom Kinderbüro. Sie betreut seit Jahren diese Aktion, wird in der Adventszeit zur Weihnachtsmann-Kollegin.

Die Kinder aus den Einrichtungen dürfen Mitte November jeweils eine Wunschkarte ausfüllen. Ein vor drei Jahren entwickelter Katalog hilft bei der Auswahl. „Das Geschenk sollte einen Wert von etwa 20 bis 25 Euro haben. Geldbeigaben und Unmengen von Süßigkeiten sind nicht gestattet“, unterstreicht Noth. Die Einrichtungen geben die Karten ans Kinderbüro zurück, wo sie geprüft werden: Steht der Vorname – und nur der – auf der Karte? Sind die Wünsche erfüllbar? Dann werden die Karten an die knapp 80 teilnehmenden Geschäfte, Unternehmen und Organisationen verteilt, wo sie an bunt geschmückten Weihnachtsbäumen darauf warten, von engagierten Bürgern gepflückt zu werden.

Sarah Sorge weiß, warum die Aktion so beliebt ist: „Der Schenkende sucht sich bereits am Standort der Wunschbäume eine Karte aus, es ist etwas Persönliches, obwohl die Anonymität gewahrt wird. Und jedes Kind bekommt das, was es sich wünscht.“

Puppen und ferngesteuerte Autos sind nach wie vor die Favoriten bei den Mädchen und Jungen. Aber es gibt auch ganz andere Vorstellungen, so zum Beispiel eine 20-Euro-Spende für ein Tierheim, „wenn da auch ein Hund ist“.

Waren es zum Start der Aktion 1996 etwa 400 Kinder, die beschenkt wurden, wollen die Engagierten in diesem Jahr den Rekord von 4 000 Präsenten brechen. Insgesamt erfüllten Bürger in den vergangenen 19 Jahren etwa 42 000 Kinderträume.

„Manchmal ist es für ein Kind das einzige Geschenk im Jahr“, erzählt Lidya Ieshou vom Kinder- und Familienzentrum Preungesheim. „Es ist schön, dass es diese Aktion gibt. Und die Geschenke werden immer sehr liebevoll verpackt“, ergänzt sie. Schenker und Beschenkter lernen sich allerdings nicht kennen. „Wir machen zugeklebte Briefe auf. Die Aktion soll anonym bleiben, eine Kontaktaufnahme zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten ist nicht gewollt“, erklärt Christine Noth.

Das vergleichsweise reiche Frankfurt hat viele arme Kinder, etwa 25 Prozent der zirka 100 000 unter 18-Jährigen leben unter der Armutsgrenze. „Die Zahl ist seit Jahren konstant – leider“, berichtet Sarah Sorge.

Umso wichtiger sei die Weihnachtswunsch-Aktion. Bis zum 17. Dezember müssen die Geschenke entweder an den Wunschbaumstandorten oder im Kinderbüro abgegeben werden.