Das Schelmenspiel sorgt für Begeisterung Ein furioses Spektakel

Prominenter Herold: TV-Moderator Andreas Hieke verkündet beim Schelmenspiel die Nachrichten. Bild: Faure

Bergen-Enkheim (jf) – Ob es dieses Mausroulette Mitte des zwölften Jahrhunderts schon gab? Egal, Oskar, Mathilde und Ben jedenfalls macht es Spaß. Und Sven Matthiesen vom Vorstand der Frankfurter Sparkasse auch. Die Bühne vor der Schelmenburg ist hergerichtet für das erste Bild, den Markt. Doch zunächst betreten zwölf Herren der Chorgemeinschaft Liederlust das Podium, Oliver Eibl, Erster Vorsitzender der Förder- und Trägergruppe Schelmenspiel wendet sich an die rund 250 Premierengäste: „Heute Abend sind wir nach sechs Jahren Pause, zwei Jahren Planung und neun Monaten Probe endlich angekommen. Ähnlich wie in Oberammergau sind auch in Bergen-Enkheim alle Darsteller Laien, 80 bis 90 Prozent der Schauspieler kommen aus dem Ort.“ Eibl dankt allen Sponsoren und holt die 46. Apfelweinkönigin Lea I. auf die Bühne. Sie hat einen Bembel als Gastgeschenk mitgebracht, Eibl bedankt sich: „Prima, den können wir gleich mit ins Spiel integrieren!“

Die Chorgemeinschaft Liederlust unter Leitung von Veronika Bloemers singt das Barbarossa-Lied. Dann beginnt das lustige Markttreiben mit Dippestand, Eier- und Gemüsefrau, Tuch- und Weinhändler, Feilschen und Plaudern. Der Arzt bietet ein Tränklein für die Lendenkraft des Mannes, die Raubritter denken miteinander darüber nach, wie man die schwerreichen Kaufleute auf ihrem Heimweg erleichtern könnte. Der Schelm (Malte Haida), so wurde der Henker damals genannt, kommt mit dem Kräuterweib Sybille (Esther Reinecke) ins Gespräch, sie braucht von ihm etwas menschliche Asche für ihre Wundersalbe.

Ein Herold (Andreas Hieke) verkündet plötzlich die Ankunft des Kaisers, seiner Hohen Frau und des Hofstaats. Da muss man einen zünftigen Jubelempfang einüben, da ist auch das Publikum gefragt. Das Hanauer Blechbläser-Ensemble gibt den Ton an. Und siehe da: Der Kaiser Barbarossa (Frank Fella) höchstpersönlich trifft mit Frau (Lisa-Maria Zanaboni) und Gefolge ein!

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Der Empfang gerät ein bisschen aus den Fugen, denn eine arme Frau (Nicole Schmidt-Isermann) wirft sich dem Kaiser zu Füßen: Ohne ihren Mann, der seit fünf Monden im Turm gefangen ist, kann sie ihre Kinder und sich nicht mehr durchbringen. Unschuldig sei er und dennoch werde er festgehalten. Der Kaiser ordnet an, ihn freizulassen, die Hohe Frau wirft der armen Frau noch einen Beutel mit Münzen zu. So viel Glück – das kann eigentlich auf die Dauer nicht gut gehen …

Rund 100 Männer, Frauen und Kinder sind beim Schelmenspiel vor und hinter der Bühne dabei. Unter der Regie von Andrea Zanaboni, die diese Funktion 2013 übernahm, üben die Laien mit Herzblut und haben Spaß dabei. Das merkt man dem Spiel an.

Conrad Weil (1893 bis 1960), Heimatforscher, Mitglied in mehreren Vereinen und Autor schrieb „Der Schelm von Bergen“, eine Geschichte über Menschen und ihren Umgang miteinander, über Vor- und Fehlurteile. Nach sechs schwierigen schelmenfreien Jahren ist das Stück in seiner 16. Auflage wieder gut angekommen.