Spendenaktion an der Gesamtschule am Gluckensteinweg Wundwolle + Ohropax für die Ukraine

Die Schüler (v. l.) Anatol Ptak und Hans Feil (beide Klasse 7a1), Aaliyah Boutarfas, Anastasia Himmel, Teda Lieder und Melek Gülmez (alle Klasse 5dF) beim Verpacken. Foto: GaG

Bad Homburg (red) – Es war die Klasse 5dF mit ihrer Klassenlehrerin Christine Nobles, die die Initialzündung zu einer Spendenaktion gab, an der sich dann die gesamte Schulgemeinde beteiligte.

Zunächst sollte es nur eine kleine Spendenaktion der Klasse 5dF werden, aber als die Schulsozialarbeit davon erfuhr und einen Aufruf in den Klassen der Gesamtschule am Gluckenstein startete, war kein Halten mehr und eine große Welle der Hilfsbereitschaft schwappte durch die Gesamtschule.

Viele Schüler brachten unzählige Spenden mit. Sie reichten von Verbandsmaterial, Schutzkitteln, Desinfektionsmitteln, Masken und Handschuhen, Medikamenten, Blutzuckermessgeräten, Isolationsdecken, Hygieneartikeln über Baby- und Kleinkindausstattung bis hin zu Lebensmitteln.

Die Räume der Schulsozialarbeit, in denen die Aktion organisiert wurde, glichen am Dienstag letzter Woche eher einem Ameisenhaufen. Es wurde gesammelt, sortiert, gepackt, in Polnisch, Russisch und Deutsch beschriftet und zum Transporter geschleppt. Viele Schüler blieben an diesem Dienstag freiwillig länger in der Schule, um bis zum Ende helfen zu können. Sie waren froh, in dieser Situation endlich wenigstens ein bisschen etwas tun zu können und sich nicht mehr ganz so hilflos fühlen zu müssen.

So kam eine 13-Jährige mit einem Päckchen Tee zur Sammelstelle und sagte schon fast entschuldigend: „Den habe ich von meinem Taschengeld gekauft. Es ist mein Lieblingstee. Ich konnte aber leider nur einen kaufen.“

Ganz besonders berührt haben die Spenden zweier Flüchtlingskinder, die die Gesamtschule am Gluckenstein bereits besuchen.

Eines der geflüchteten Kinder spendete eine ganze Kiste Ohropax. Ohropax – was soll das denn, fragt man sich zunächst als Mensch ohne Kriegs- und Fluchterfahrungen. Wenn man aber genauer darüber nachdenkt, ist der Grund erschreckend klar, warum Gehörschutz im Krieg und auf der Flucht wichtig ist.

Und auch Wundwolle wurde von Kindern mit Fluchterfahrung zur Sammelstelle gebracht. Während die Erwachsenen, die an dem Tag unterstützen, sich fragten, was es mit der Wolle auf sich hat, wussten alle Kinder mit Fluchterfahrung sofort Bescheid, was man alles mit der Wundwolle machen kann. Die Wolle absorbiert überschüssige Feuchtigkeit und wirkt somit entzündungshemmend. Heilwolle wird daher schon seit vielen Jahrhunderten als Hausmittel angewandt. Über einen besonders schönen Beitrag berichtete die Klassenlehrerin der Klasse 6bF, Ina Rörig: „Meine Klasse hat die Einnahmen vom Verkauf unseres im Sommer selbst eingekochten Orangen-Holunder-Gelees gespendet: 50 Euro Benzingeld, damit der Transporter auch ankommt! Ich bin sehr stolz auf die große Hilfsbereitschaft meiner Schüler und Schülerinnen!“

Der Kurier, der die Spenden fahren wird, berichtete beim Abholen der Spenden, dass es an der Grenze zur Ukraine viele sehr lange Staus gibt und man nur quälend langsam vorankommt. Deshalb hat er sich entschieden, die Spenden in ein Zwischenlager in Polen zu transportieren. Dort werden die Spenden abermals durchsortiert und dann direkt an die Orte in der Ukraine transportiert, wo sie dringend benötigt werden.

„Das ist hier kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir haben uns bereits mit der Schülervertretung verabredet, dass wir die Aktion jetzt wiederholen werden. Vielleicht werden wir uns dann aber schon auf die Familien konzentrieren, die hier in den Hochtaunuskreis flüchten mussten, und ihnen die Kühl- und Kleiderschränke füllen und sie quasi mit einer Erstausstattung versorgen“, so Susanne Kuntzsch von der Schulsozialarbeit.