Jeder kann es feststellen, das Insektensterben ist dramatisch. In den letzten 27 Jahren ist die Menge an Insekten über 75 Prozent zurückgegangen. Insektenschutz für die Fenster? – kaum mehr erforderlich. Summen und brummen beim Spaziergang im Sommer? – Fehlanzeige.
Insekten sind jedoch ein elementarer Bestandteil unseres Ökosystems, für Pflanzen sowie Tiere überlebenswichtig und damit auch für uns Menschen. Ohne Insekten fehlen uns die Bestäuber, gibt es keine Erdbeeren, Kirschen, fruchtet kein Raps. Die Ernte von Brombeeren, Himbeeren, Äpfeln und Birnen wäre ohne sie kaum der Rede wert. In Europa sind etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und rund 80 Prozent der Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten. Insekten sind Nahrung für Vögel, Amphibien, Reptilien und andere Tiere.
Doch durch unsere ausgeräumte Landschaft, Pestizide und abgedichteten Gebäude verlieren Wildbienen und andere Insekten immer mehr an Lebensraum und nehmen dramatisch ab. Jeder ist aufgerufen, dagegen etwas zu tun.
„Bereits vor zwei Jahren haben wir die 4.000 Quadratmeter große Rasenfläche am Kurbad zu einer artenreichen Blühwiese für Schmetterlinge, Wildbienen, Käfer und andere Insekten umgewandelt“, sagt Gabriela Terhorst, ehrenamtliche Gründezernentin der Stadt Königstein. Die Blühwiese wird nun zwei Mal im Jahr von einem örtlichen Landwirt gemäht und das Heu als Futter für Kühe und Schafe genutzt. Eine echte Win-win-Situation!“ Der Vorschlag, die Wiese am Kurbad als Pilotfläche zu nutzen, kam übrigens von Bürgermeister Leonhard Helm, der selbst begeisterter Naturliebhaber ist.
Bisher wurden alle städtischen Grünflächen vom Betriebshof mehrmals jährlich gemäht oder gemulcht. „Die Mulchauflage erstickt jedoch die lichtliebenden Blütenpflanzen und durch die Anreicherung von Nährstoffen setzen sich langfristig nur Gräser durch. Die Flächen wirken ordentlich, doch sie sind extrem artenarm. Schmetterlinge, Käfer und Bienen finden hier keine Nahrung“, ergänzt Birte Sterf, die städtische Umweltbeauftragte. Der Beschluss des Magistrats zur weiteren Umsetzung des Projektes Blühendes Königstein ist daher für die Umweltbeauftragte ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz. Königstein fühlt sich auch als Mitglied der hessischen Klimakommunen und im kommunalen Bündnis für biologische Vielfalt besonders verpflichtet, sich für den Artenschutz einzusetzen, von dem so viel abhängt.
Bürgermeister Helm bittet die Königsteiner Bürgerinnen und Bürger um Verständnis. Die Rasenflächen und häufig gemähten Grünstreifen mögen ordentlicher aussehen als die extensiven Mähflächen. Helm: „Wir Menschen brauchen die Natur und ihre Vielfalt. Bieten wir Wildbienen, Schmetterlingen, Käfern und anderen Insekten einen Lebensraum!“
Königsteiner könnennatürlich mithelfen und im eigenen Garten der Natur ein Stück Blühfläche bieten oder einen Balkonkasten zur Aussaat einer Wildblumenmischung nutzen. Es gibt viele Möglichkeiten, etwas gegen das Artensterben zu tun.