„Lockdown für zwei“ im Zimmertheater Szenen einer abgenutzten Ehe

Sarah C. Baumann und Frank Geißler geben in dem Zweipersonenstück ein altes Ehepaar, bei dem einer genervt ist von den Eigenarten des anderen. FOTO: P

Offenbach – Ein altes Ehepaar, einer ist genervt von den Eigenarten und Schluffigkeiten des anderen.

Bei „Lockdown für zwei“ von dem in Rödermark lebenden Autor Volker Heymann handelt es sich um eine Komödie um eine abgenutzte Ehe nach Bilderbuchart. Die Situation des Ausnahmezustands dürfte allenfalls den ohnehin gewohnheitsträgen Zustand offen zutagegebracht haben.

Das Zweipersonenstück ist im Herbst vergangenen Jahres unter dem Titel „Ehe im Lockdown - eine gegenseitige Zumutung“ an einem kleinen Theater in Mannheim uraufgeführt worden, nun ist es im nicht minder kleinen t-raum in Offenbach zu sehen, unter der Regie des Autors.

Die Frau - Sarah C. Baumann - ist in einer wohl verbreiteten Konstellation diejenige, die den Mann - Frank Geisler - vor sich her treibt und mit Auszug droht. Was ihn erst in eine Bettelei treibt und dann in fehlgehende Bemühungen. Es geht um angeblich überlaute Kaugeräusche, um ihre Buletten, die zu seinem Missfallen plötzlich vegetarisch sind, um lange zurückliegenden außerehelichen Sex ... undsoweiterundsofort. Auf ihren Wunsch: „Öfter mal was Nettes sagen“ kommt von ihm: „Du hast die Physiognomie einer Haselmaus“. Kreischende Lacher im Drei-Dutzend-Köpfe-Publikum immerfort ob des Dauerzwists mit spitzfindigen Repliken.

Zentrales Motiv nach der Pause ist der drohende Verlust eines seitens ihrer Mutter zu erwartenden Erbes, des Traums einer Hofreite auf dem Land. Die Verkettung nun: Versehentlich nicht gelöschtes Sexvideo im Urlaubsfilm, der der tiefreligiösen Mutter bei einem Besuch vorgeführt wird, also wohl nix mit Erbe.

Weshalb er - Atheist - in der Gemeinde der Mutter als Online-Laienprediger für einen wenig technikaffinen Priester einspringen soll. Dann stellt sich heraus, dass die Mutter und ihre Glaubensschwestern wohl das Gegenteil von prüde sind - weshalb er nackt predigen soll.

Eine Komödie, solide gebaut und gespielt.

Von Stefan Michalzik