Begeisterndes Herbstkonzert des Akkordeonorchesters Mühlheim Rockklassiker auf dem Schifferklavier

Treue und verdiente Mitglieder des Akkordeonorchesters wurden im Rahmen des Herbstkonzerts geehrt. Bild: m

Mühlheim – „West Side Story“ machen viele, irgendwas aus „Les Miserables“ geht auch, „Nessun Dorma“ ist schon anspruchsvoller. Aber eine ganz andere Hausnummer ist es, Musical- oder Opernmelodien auf einem Schifferklavier zu spielen. Und das dann auch noch in einem großen Ensemble. Das Akkordeonorchester Mühlheim kann das – und stellte dies beim Herbstkonzert in der vollen Willy-Brandt-Halle unter Beweis.

Es gibt nicht mehr viele Vereine dieser Art. Die Mühlheimer Gemeinschaft aber lässt sich weder durch Pandemien noch durch Modetrends bremsen. 1955 gegründet, vermittelte ab 1959 der damalige Dirigent Emil Kaiser seinen Schützlingen eine moderne, offene Art, das wohl schwerste frei tragbare Instrument zu spielen. Daran orientieren sich bis heute auch die aktuellen musikalischen Leiter, Detlef Breitenbach und Stephan Pieroth. Sie lassen dazu gerne auch mal kräftig auf die Pauke hauen. Dafür sorgen Jürgen Koop und Ben Lamberty an der Percussion. Untermalt werden die Akkordeonspieler auch von Angela Lamberty am Bass und Bernd Ludwig am Klavier sowie von Daniel Ludwig und Holger Wiese an gut abgestimmten E-Gitarren. Ludwig beeindruckte mit „Dust In The Wind”, Wiese bewährte sich stilsicher mit dem „Smooth”-Solo von Gitarren-Gott Santana.

Bereits die Besetzung mit erfahrenen Solisten kündet von der hochgesteckten Aufgabe von Leitern und Orchester. Die Akkordeons bedienen vier Stimmen, stets präzise und harmonisch aufeinander abgestimmt. Im zweiten Teil rissen die Instrumentalisten die fast voll besetzte Halle mit Branduardis „Pulce d‘Acqua” und „Rock von der Waterkant” der Band Santiano mit. Auch die Bearbeitungen von „Africa” und ein Les-Humphrie-Medley gefielen.

Das Orchester aber kann noch mehr. Ein Quartett bereicherte den Chor Zukunftsmusik vom Sängerkranz Dietesheim. Gemeinsam sprachen sie mit „Help!” von den Beatles, „You Raise Me Up” und dem Wellerman Song die nächste Generation aktiv Musizierender an. Ohne Zugabe kam das Akkordeonorchester freilich nicht von der Bühne. Es gab das „Funny Washboard” mit Dirigent Breitenbach am Waschbrett und den Rockklassiker „Don‘t Stop Me Now” von Queen zum Besten. Zu einem prächtigen Konzert gehört als Farbtupfer eine unterhaltsame und informative Moderation, die Yvonne Runge bot, zweite Vorsitzende des emsigen Vereins.

Traditionell gehören auch ein Imbiss und eine Tombola zum bunten Programm. Und Ehrungen: Für 60-jährige Treue wurden der ehemalige Vorsitzende Ludwig Neunobel und Margit Jäger mit der Ehrennadel des Deutschen Harmonikaverbands (DHV) in Gold ausgezeichnet. Für 50 Jahre im Verein erhielt sie auch Michael Jäger. Joachim Pieroth bekam die Nadel in Silber für 40 Jahre. Ein Vierteljahrhundert dabei ist Gerhard Voigt, zwei Jahrzehnte steht Detlef Breitenbach am Pult und erhielt die goldene Dirigentennadel des DHV.  
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