Bereits 750 zogen die Ersten über Persien, die heutige Türkei oder Nordafrika nach Europa. Im Jahre 1407 wurden sie erstmals in Hildesheim als Fremde erwähnt und nicht in die Gesellschaft integriert. Später wurden sie als „Vogelfreie“ verfolgt und der Rechtlosigkeit preisgegeben. Es wurden „Verordnungen gegen Herumtreiber“ erlassen, so auch 1906 durch die preußische Polizei. Es folgten staatliche Schikane, die Ansiedlung wurde ihnen verweigert, bis hin zur Ausrottung im Konzentrationslager Auschwitz. 500.000 Sinti und Roma wurden ermordet, darunter 17.000 aus Deutschland, rund 800 aus Hessen. Der Landesverband hilft den Überlebenden und klärt die Bevölkerung auf, zum Beispiel mit Mahmalen und Gedenktafeln, Broschüren und die Ausstellung. Patrick Zimmer, Projekt-Koordinator der Arbeiterwohlfahrt für den Kreis Offenbach, brachte die anschauliche Informationsreihe im Rahmen des Programms „Demokratie leben!“ des Bundes-Familienministeriums an die Rodaustraße.
Zimmer lobte die Mühlenstadt, weil dort „Jugendarbeit ernst genommen“ werde. Bürgermeister Daniel Tybussek wies darauf hin, dass jeder fünfte Einwohner einen Migrationshintergrund hat. „Wir betrachten diese Vielfalt als Bereicherung“, darum müssen auch dunkle Themen angesprochen werden. Aktuell gebe es erneut bedrohliche Strömungen, die Grund zur Sorge geben.
Für den Rathauschef ist es daher wichtig, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Er hofft, dass viele Besucher die Ausstellung kommen, sich informieren und ihr Umfeld aufklären.
Mitorganisator Strauß ist sich sicher, dass „Vorurteile nur gemeinsam bekämpft werden können“. Viele Zigeunerbilder haben sich seit mehr als hundert Jahren verwurzelt. Selbst Luther habe gefordert, die „Juden zu behandeln wie die Zigeuner“. Ein jeder möge „falsches Wissen in Frage stellen“, forderte er. Die Ausstellung biete „kraftvolle Beweise, Positionen zu verändern“.
Auch Hüsamettin Eryilmaz vom Ausländerbeirat forderte den Dialog, um Vorurteile abzubauen und ein friedliches Miteinander zu erhalten. Man müsse „die Demokratie täglich verteidigen“.