Handwerk und Geister in der Altstadt Dietzenbacher Museumsfest entführt ins Mittelalter

Mit Kettengerassel und lautem Geheule geht es die Gänge lang, kein Raum wird ausgelassen und so manches Gespenst kann sich ein vergnügtes Kichern unter der Maske nicht verkneifen. Foto: Dreger

Dietzenbach (sd) – Dem anfänglich regnerischen Grau in Grau zum Trotz zieht es die Leute am frühen Samstagabend in die Altstadt. In gemütlicher Atmosphäre, und von Livemusik durch das Swing Trio Del Mar begleitet, bietet das Museum für Heimatkunde und Geschichte während dem Museumsfest viel Raum zum Verweilen und Entdecken.

Bei guten Gesprächen in geselliger Runde und mit reichhaltigem Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten genießen die Besucher das Treffen mit Freunden und Bekannten. Bei einer Altstadtführung, vorbei am Trinkborn und der Christuskirche, weiß Gerolf Baum so manche Geschichte über den alten Ortskern zu erzählen. „Das war echt interessant. Jetzt lebe ich schon mein ganzes Leben hier in Dietzenbach, aber vieles wusste ich noch gar nicht über die Altstadt“, sagt Michael Hertrich.

Im Museum selbst stehen die Zeichen auf Mittelalter. Mit Vorführungen und interaktiven Mitmach-Angeboten ist für jeden etwas dabei. Arbeiten an historischen Maschinen geben Einblicke in das alte Handwerk. In der Schmiedeabteilung bekommt man eine Vorstellung davon, welch körperlicher Einsatz früher nötig war um etwa eine Axt am handbetriebenen Schleifstein zu schärfen. Am Webstuhl sitzt Sieglinde Borlanz und zeigt, wie viel Konzentration und Übung nötig waren, um damals einen Teppich herzustellen.

Plötzlich hallt das metallische Geräusch sich kreuzender Schwerter durch die Gänge. Die Abteilung Bronze- und Eisenzeit verwandelt sich kurzerhand in einen Schauplatz mittelalterlichen Geschehens, als Thomas Knecht, Eva-Maria Westphal und Bernd Fischer die Besucher beim Ritterspiel mit einer Geschichte rund um Grenzstreitigkeiten zweier Grafen und die betrügerischen Machenschaften des Landvogts unterhalten.

Altertümliche Puppen und Filme

Für Max (3) und Laura (7) ist die Bastelinsel Anlaufstelle Nummer eins. Hier können sie beim Ausmalen und Ausschneiden mittelalterlicher Gewänder ihre Fingerfertigkeit unter Beweis stellen. Direkt daneben werden kleine altertümliche Puppen, damals Tandtocke genannt, gebastelt. Beim Lehrspiel „Skriptorium“ und beim Quiz, rund um mittelalterliche Redensarten sind eher die grauen Zellen gefragt. Als Ruhepol indes laden die Klänge und Melodien der Kammermusik im „Bürgerlichen Zimmer“ zum Entspannen ein.

Einen Zeitsprung in das Dietzenbach der späten siebziger Jahre gibt es mit Filmvorführungen. Leise ratternd wirft der historische Projektor die bewegten Bilder vergangener Zeiten auf die Leinwand.

Während noch zahlreiche Besucher die Exponate und Infotafeln im Museum betrachten ist es spät geworden. Kleine Skelette und schaurig schöne Gespenster versammeln sich an der alten Glocke im Museum. „Das ist für die Kinder immer ein riesen Spaß“, sagt Dagobert Dobrowolski.

Dann hallen zwölf laute Glockenschläge durch das Gebäude und läuten pünktlich um Mitternacht die Geisterstunde ein. Zeit, die letzten Gäste hinaus zu scheuchen. Mit Kettengerassel und lautem Geheule geht es die Gänge lang, kein Raum wird auslassen und so manches Gespenst kann sich ein vergnügtes Kichern unter der Maske nicht verkneifen. Dann sind alle Besucher hinausgetrieben und ein Ohren betäubender Schrei der ganzen Geistermeute bringt das diesjährige Museumsfest zum Abschluss.

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